Es bietet ungefähr so viel Platz wie elf Einfamilienhäuser und wird von den rund 40 Beamten der Polizeiinspektion Ochsenfurt seit Jahren herbeigesehnt. Am Montag war Richtfest am neuen Dienstgebäude in der Tückelhäuser Straße – für Polizeipräsident Gerhard Kallert so etwas wie eine vorgezogene Bescherung.
In der Tat haben sich schon mehrere Vorgänger von Inspektionsleiter Jürgen Maier um eine angemessene Unterbringung der Dienststelle bemüht. Die jetzige Inspektion wurde vor 35 Jahren in einem umgebauten Mehrfamilienhaus im Strickleinswegs untergebracht und wird den Anforderungen an die heutige Polizeiarbeit schon lange nicht mehr gerecht.
Anfang des Jahrtausends war das Staatliche Bauamt auf die Suche nach einem Standort gegangen. Mehrere Optionen – unter anderem an der Südtangente – waren geprüft und wieder verworfen worden. 2005 wurde man schließlich auf das Grundstück in der Tückelhäuser Straße aufmerksam, ehemals Parkplatz der Firma Kindermann. Aus Haushaltsgründen wurde das Projekt aber abermals zurückgestellt.
Auch dem Einsatz der örtlichen Landtagsabgeordneten, allen voran der Ochsenfurter Volkmar Halbleib (SPD) und dem polizeipolitischen Sprecher der CSU, Manfred Ländner, sei es zu verdanken, dass das Thema 2012 zurück auf die Tagesordnung kam, sagte Polizeipräsident Kallert in seiner Festrede. Im Mai 2014 schließlich stellte der Freistaat die Mittel für den Neubau bereit.
In zehnmonatiger Bauzeit entstand auf dem 1350 Quadratmeter großen Grundstück der dreistöckige Verwaltungsbau, samt umbautem Hof und Garagentrakt. Ein altes Personalwohnhaus musste dazu abgerissen und 28 Pfahlfundamente in den losen Untergrund gebaut werden. 1650 Quadratmeter Geschossfläche und rund 1000 Quadratmeter Nutzfläche umschließt der 30 Meter lange Baukörper aus Beton.
Sehr funktional und optimal an den Dienstbetrieb der Polizei angepasst sei der Raumzuschnitt, lobte Kallert die Planung. Selbst unter den bisherigen, unzureichenden räumlichen Verhältnissen sei in der Polizeiinspektion Ochsenfurt gute Arbeit geleistet worden, so der Polizeipräsident.
Das drücke auch die Kriminalstatistik aus, nach der Ochsenfurt zu den Regionen Unterfrankens mit der geringsten Kriminalitätsrate zähle. „Die Kollegen haben ein angemessenes Dienstgebäude redlich verdient.“ „Anständige Leut'“ seien es demnach wohl, die in Ochsenfurt leben, folgerte Bürgermeister Peter Juks in seinem Grußwort. Sein Dank galt der Entscheidung, an Ochsenfurt als Standort der neuen Polizeiinspektion festzuhalten und damit die Rolle der Stadt als Mittelzentrum im südlichen Landkreis Würzburg zu festigen.
Gleichzeitig betonte Juks, wie wichtig die Inspektion für die städtebauliche Aktivierung des Bereichs entlang der Tückelhäuser Straße sei. Sein Vorgänger Rainer Friedrich habe den Prozess angestoßen, als noch große Teile des Areal brach gelegen waren. Inzwischen seien nahezu alle Flächen genutzt oder eine Nutzung stehe unmittelbar bevor.
Rund 4,5 Millionen Euro wird die neue Polizeiinspektion am Ende voraussichtlich kosten. Sowohl kostenseitig als auch zeitlich liege man im Plan, so der Leiter des Staatlichen Bauamts in Würzburg, Joachim Fuchs. Spätestens im Frühjahr 2017 sollen die 40 Beamten der Ochsenfurter Polizeiinspektion in ihr neues Dienstgebäude einziehen.
„Hier soll die Ordnung sicher walten, mit des Gesetzes ganzer Strenge werden Verdächtige festgehalten in dieser neuen Zellen Enge“, reimte Polier Holger Kessler von der Bad Kissinger Baufirma Otto Heil beim anschließenden Richtspruch.
Die beiden engen Arrestzellen, mit einem Betonsockel möbliert, lagen beim Rundgang durch die Baustelle ebenso auf dem Weg der Ehrengäste wie das künftige Büro des Dienststellenleiters mit Blick auf die Silhouette der Ochsenfurter Altstadt.