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Winterhausen
Das letzte Element im Bahnlärmschutz wird eingefügt
Die Lärmschutzwand auf der östlichen Seite der Bahntrasse in Winterhausen (rechts) steht seit einiger Zeit. Nun hat die Deutsche Bahn AG auch die Pläne für die von Winterhäusern lang ersehnte westliche Wand am Gleis in Richtung Ansbach (links) fertig.
Foto: Klaus Stäck | Die Lärmschutzwand auf der östlichen Seite der Bahntrasse in Winterhausen (rechts) steht seit einiger Zeit. Nun hat die Deutsche Bahn AG auch die Pläne für die von Winterhäusern lang ersehnte westliche Wand am Gleis ...
Klaus Stäck
 |  aktualisiert: 30.12.2021 02:23 Uhr

Der Bahnlärmschutz für die Marktgemeinde wird komplett. Wie Bürgermeister Christian Luksch mitteilte, sind bei der Deutschen Bahn AG die Planungen für die Wand auf der westlichen Seite der Trasse abgeschlossen. Jetzt warte man nur noch auf die offizielle Mitteilung mit Zusendung der Unterlagen.

Zum Tragen komme ein neues Investitionsbeschleunigungsgesetz, bei dem kein förmliches Planfeststellungsverfahren nötig ist. Luksch hofft deshalb auf zeitnahe Umsetzung. Allerdings werden die Planunterlagen noch ausgelegt, so dass sich die Bürgerschaft informieren und äußern kann.

Ernüchterung und Entsetzen

Obwohl die "Lärmschutzwand West" lange ersehnt und mit viel Mühe erkämpft war, gab es um sie vor einem Jahr einigen Wirbel. Auf die Planentwürfe folgten Ernüchterung und auch Entsetzen. Denn unterhalb des Baugebiets "Heigern" sollte die Wand nicht am Gleis entlang, sondern oben auf der Hangkante entlang des Panoramawegs verlaufen. Drei Meter aufragend hätte sie die Sicht vom Weg, der Teil überörtlicher Wanderwege ist, über den Ort in Richtung Sommerhausen versperrt. Dies wollten etliche Bürger nicht hinnehmen.

Es begann eine Phase schwieriger Interessenabwägung. Bürgermeister Luksch sprach damals von der schwersten Entscheidung in seiner bisherigen Amtszeit. Die Gemeinde beauftragte ein Ingenieurbüro mit der Durchsicht der DB-Pläne und ließ sich zudem juristisch beraten. Bürgermeister und Gemeinderat kamen überein, die Entscheidung, die Auswirkungen für die nächsten 30 bis 50 Jahre habe, nicht ohne die Bürger zu treffen. Deren Beteiligung war in Zeiten des Corona-Lockdowns sehr schwierig. So wurde eine Online-Konferenz veranstaltet. Zudem gab es Gelegenheit, bei der Gemeinde Stellungnahmen abzugeben.

Kein einheitliches Stimmungsbild

Da zeigte sich kein einheitliches Stimmungsbild. Es gab Leute, die unbedingt den Panoramablick erhalten wollten. Andere aus dem betroffenen Wohngebiet werteten den Schutz vor Geräuschmmissionen höher und hätten dafür auf die schöne Aussicht verzichtet. Sie reichten auch eine Unterschriftenliste ein. Entsprechend unterschiedlich waren die Meinungen in der Sondersitzung des Gemeinderats zu dem Thema. Doch mehrheitlich erging der Beschluss, die DB um Änderung der Pläne zu bitten, so dass der Panoramaweg ausgespart wird.

Argumentiert wurde auch, dass eine Wand in diesem Bereich nur geringe Wirkung hätte, dass passive Schallschutzmaßnahmen an Gebäuden möglich seien und durch neue Fahrwerkstechniken die Züge in den nächsten Jahren leiser würden. Dem Wunsch aus der Gemeinde kam die DB nach, so dass nun die "kurze Wand" ausgeführt wird. Sie beginnt ungefähr auf Höhe des Getränkemarkts, setzt sich fort auf der Brücke über die Fuchsstadter Straße bis zum Ende der Wohnbebauung am Schützenweg.

Die Aussicht bleibt.: Die aktuellen Pläne der Deutschen Bahn AG sehen für die Lärmschutzwand West in Winterhausen vor, den Panoramaweg auszusparen. Nach den ursprünglichen Plänen hätte sich die Wand ungefähr auf der Linie der Sitzbank drei Meter hoch erhoben und den Blick auf Winterhausen und Sommerhausen verstellt. 
Foto: Klaus Stäck | Die Aussicht bleibt.: Die aktuellen Pläne der Deutschen Bahn AG sehen für die Lärmschutzwand West in Winterhausen vor, den Panoramaweg auszusparen.

Immer mehr laut Güterzüge

Der Bahnlärmschutz in Winterhausen hat eine lange Geschichte. Schon vor rund eineinhalb Jahrzehnten gab es Klagen über immer mehr laute Güterzüge auf der Hauptstrecke. Ein Aktionskreis bildete sich, der an die Öffentlichkeit ging. DB, Abgeordnete aus Landtag und Bundestag wurden eingeschaltet. An den damaligen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee wurde persönlich eine Unterschriftenliste überreicht.

Ziel war es, den Abschnitt, der Winterhausen berührt, in der Rangliste des Freiwilligen Lärmsanierungsprogramms des Bundes nach vorn zu rücken. Das gelang nach Jahren, wenngleich der Baubeginn auf sich warten ließ. Zwischenzeitlich konnte unverhofft ein anderes Problem gelöst werden: die "Entdröhnung" der Brücke über die Fuchsstadter Straße im Jahr 2011. Die alten stählernen Überbauten, die beim Überfahren durch Züge weithin vernehmbares Donnergrollen erzeugten, wurden durch neue aus Beton ersetzt. Möglich war dies durch ein Konjunkturpaket der Bundesregierung, aufgelegt in Folge der Finanzkrise ab 2008.

Schallausbreitung neu berechnet

Als dann die Zusage zur Wand auf der östlichen Seite stand, blieb aber die auf der gegenüberliegenden Seite zunächst Wunschtraum. Es war errechnet worden, dass das Nutzen-Kosten-Verhältnis nicht passe. Die Gemeinde versuchte, über ein "Zukunfts-Investitionsprogramm" des Bundes an eine Wand in neuartiger Bauform zu kommen, gab selbst einen fünfstelligen Betrag für die Einschaltung eines Fach-Ingenieurbüros aus. Doch das Projekt wurde nicht ins Programm aufgenommen.

Schließlich haben Änderungen von Gesetzen und Richtlinien ermöglicht, die Wellen der Schallausbreitung neu zu berechnen. Danach wurde die zweite Wand als wirtschaftlich machbar angesehen. Zusätzlich gab es aufgrund der neuen Daten eine Verlängerung der östlichen Wand, die inzwischen fertig ist und knapp einen Kilometer in der Länge misst.

 
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