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STEINBACHTAL
Das lange Rätselraten ums Waldhaus
Das Waldhaus im Steinbachtal: Seit dem Auszug der Kneipp-Werke vor über einem Jahr steht das Waldhaus leer. Der Verschönerungsverein ist seither auf der Suche nach einem Mieter. VVW-Vorsitzende Suse Schmuck berichtet nächste Woche über den Stand der Dinge.
Foto: Thomas Obermeier | Das Waldhaus im Steinbachtal: Seit dem Auszug der Kneipp-Werke vor über einem Jahr steht das Waldhaus leer. Der Verschönerungsverein ist seither auf der Suche nach einem Mieter.
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 12.09.2014 18:31 Uhr

Seit einigen Jahren steht es einsam und verwaist im Steinbachtal– das Waldhaus des Verschönerungsvereins (VVW). Seit dem Auszug der Kneipp-Werke steht das das Gebäude leer und alle Versuche, eine neue Nutzung für das historische Haus zu finden, blieben bislang erfolglos. Vor geraumer Zeit hat der Verschönerungsverein einen Bauausschuss gegründet, der sich um die Zukunft des Waldhauses kümmern soll. Bei einer Mitgliederversammlung am nächsten Mittwoch, 17. September, soll über die neuesten Entwicklungen berichtet werden.

Wenn das Waldhaus im Steinbachtal sprechen könnte, es hätte viele Geschichten zu erzählen. Errichtet wurde es es 1865 als Pulvermagazin von der damaligen Militärverwaltung. Bereits 1896 wollte der Verschönerungsverein das Haus erwerben. Er wollte hier „ein feineres, wohleingerichtetes Wirtschaftsetablissement zur Annehmlichkeit der zahlreichen Besucher des Guttenberger Waldes“ einrichten. So stand es in einem Brief an das zuständige Kriegsministerium. Doch der Verkauf kam erst 1908 zustande. Das Gebäude wurde anschließend gründlich umgebaut.

Einst beliebtes Ausflugsziel

Die Würzburger fanden offensichtlich Gefallen an dem Projekt, denn es flossen reichlich Spenden. Am 10. Juli 1909 wurde das Waldhaus offiziell eröffnet. Es entwickelte sich schnell zum beliebten Ausflugsziel der Würzburger. ZU diesem Erfolg trug auch die „Elektrische“, die Straßenbahn, bei, die seit 1902 vom Sanderring bis zum Waldhaus fuhr. 1914 erweiterte der Verschönerungsverein den Gastronomiebetrieb um ein Sommerschänke. Zum Gebäude gehörten dazu zwölf Fremdenzimmer, ein Badezimmer, drei Wirtschaftszimmer und ein Nebengebäude.

Dann begann 1914 der erste Weltkrieg und nach dem Tod des Wirtes Adolf Neuschwanger im Jahr 1915 folgten mehrere Pächterwechsel. Schließlich wurde das Waldhaus von den Nationalsozialisten beschlagnahmt, 1938 aber an den VVW zurückgegeben und anschließend zum „Waldhotel“ mit 24 Fremdenzimmern und einem Gasthof mit 300 Plätzen umgebaut.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmte die Waffen-SS 1941 das Haus und funktionierte es zum Lazarett um. Nach der Kriegsniederlage Deutschlands übernahm die US-Army das Waldhaus und nutzte es als Offizierskasino. Seit 1956 ist es wieder in den Händen des Verschönerungsvereins, der es 1958 langfristig an die Kneipp-Heilmittelzentrale vermietete.

Leerstand seit April 2013

Doch dieses Kapitel ging vor etwas über ein Jahr zu Ende, als Kneipp nach 55 Jahren als Mieter aus dem Waldhaus auszog. Seit 1. April 2013 steht das Gebäude leer und der damalige VVW-Vorsitzende Willi Dürrnagel machte sich auf die Suche nach einem Nachmieter respektive einer neuen Nutzung. es gab verschiedene Interessenten, auch die Universität war darunter, doch niemand wollte ins Waldhaus einziehen. Kein Wunder, denn der Sanierungsbedarf dort ist erheblich: 1,2 Millionen Euro, wie der VVW damals ermitteln ließ.

Im Juni 2013 präsentierte Dürrnagel bei einer Mitgliederversammlung sieben Interessenten mit unterschiedlichsten Vorstellungen: Zwei konnten sich in dem 1200 Quadratmeter großen Gebäude mit der 22 000 Quadratmeter umgebenden Wald- und Grünfläche eine klinkähnliche Einrichtung vorstellen, ein Dienstleister hätte dort gerne seine Firmenzentrale eingerichtet und auch ein Gastronom zeigte Interesse. Doch die VVW-Mitglieder konnten an keinem der Vorschläge richtig Gefallen finden.

„Heikelste Immobilie“

Willi Dürrnagel verzweifelte an den Querschüssen aus den eigenen Reihen und trat schließlich bei der letzten Wahl im April nicht mehr an. Seine Nachfolgerin wurde die Architekturhistorikerin Suse Schmuck. In den aktuellen Vereinsnachrichten des VVW heißt es, dass sich „die momentan heikelste Immobilie des VVW“ in einem zunehmend schlechteren Zustand befinde.

Im Bericht des Bauausschusses steht, dass man sich bei den Planungen auf das eigentliche Waldhaus konzentrieren will, die anderen Bauten sollten zunächst nicht einbezogen werden. Als erster Schritt sollen die Kosten für das Haus minimiert werden. Vorstand und Bauausschuss seien sich einig, dass das Waldhaus „in Gänze erhalten und freigestellt werden soll“. Anbauten wie die Freiüberdachung am Südrand und der an die Gartenhalle anstoßende ehemalige Saunabereich sollten abgebrochen werden. Dies solle noch vor dem Wintereinbruch in diesem Jahr geschehen.

Ob es inzwischen weitere Neuigkeiten gibt, wird Vorsitzende Suse Schmuck den VVW-Mitgliedern am 17. September in einem Vortrag über das Waldhaus mitteilen.

 
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