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Würzburg
Das gute alte Chambinzky lebt: "Die Wahrheit über Dinner for One"
Im Bild (von links): Ursula Bertelmann und Gerd Eickelpasch.
Foto: Oliver Mack Wuerzburg | Im Bild (von links): Ursula Bertelmann und Gerd Eickelpasch.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 22.01.2024 02:52 Uhr

Über die Frage, welche Zukunft das Würzburger Privattheater Chambinzky hat, trat in den vergangenen Wochen eine andere in den Hintergrund: Was wird da eigentlich auf der Bühne an der Valentin-Becker-Straße gespielt?

Nun, zurzeit ist das im großen Haus die Komödie "Die Wahrheit über Dinner for One". Darin zeigt der Theaterautor Jan-Ferdinand Haas: In dem britischen Kult-Sketch "Dinner for One" sollten ursprünglich die vier Geburtstagsgäste von Miss Sophie persönlich auftreten. Sir Toby, Admiral von Schneider, Mister Pommeroy und Mister Winterbottom – in der 60 Jahre alten Fernsehfassung werden sie ja alle durch den Butler James ersetzt. Das, so die "Wahrheit", war eine Notlösung, weil die Darsteller des Gästequartetts durch ein bisschen Zufall und viel Intrige von der Theaterklitsche ferngehalten oder – falls sie schon am Rand der Probebühne fieberten – rausgelotst werden. So blieben am Ende nur die Darsteller von Hausherrin und Diener übrig und mussten das Beste draus machen.

Diese Handlung kann noch so klug gebaut sein, die Qualität des genialen Ur-Einakters erreicht sie naturgemäß nie. Das kleine Manko spornte den Regisseur Kai Christian Moritz wohl an, das Boulevardstück in der Brachialkomik zu inszenieren, für die das Haus seit langem bekannt und beliebt ist. Das gute alte Chambinzky lebt. Moritz folgt den handwerklichen Idealen seiner Vorgängerin Gwendolyn von Ambesser, sehr zur Freude des Publikums.

Eine Erfahrung, die man in woken Zeiten nicht mehr so häufig macht: Hier tritt die homosexuelle Figur Henry auf und steigert die Gags ihres Textes durch effeminiertes Gehabe, als wolle er für den Tuntenball (10. Februar am selben Ort) werben. Im "Binz" muss kein Zuschauer ein schlechtes Gewissen haben, wenn er darüber lacht.

Das Ensemble funktioniert erstaunlicherweise, obwohl sich zwei Darsteller der Kunstform des überspitzten Spiels weitgehend entziehen: Ursula Bertelmann und insbesondere Gerd Eickelpasch. Die beiden geben zum Finale denn auch das Original "Dinner for One" in historischer Aufführungspraxis und beweisen damit die oben aufgestellte These: Ein Making-of kommt bei weitem nicht ran an diesen "Furz von einem Varietéstück", wie es der NDR-Mann Heinz Dunkhase formulierte, der vor gut 60 Jahren zusammen mit dem Entertainer Peter Frankenfeld "Miss Sophie und der 90. Geburtstag" in der Touristen-Unterhaltungsmaschinerie von Blackpool entdeckte.

Bis 3. Februar täglich außer Montag und Dienstag, Reservierungen unter www.chambinzky.com

 
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