
Für die Fische des Mains ist der Umgehungsbach an der Staustufe Randersacker (Lkr. Würzburg) ein willkommener Rückzugsraum. Kleine Jungfische finden in dem reichen Uferbewuchs Schutz und Abertausende von Bachflohkrebsen als Nahrung. Für die größeren Raubfische ist der Tisch deshalb ebenfalls reichlich gedeckt. Das hat erneut die jüngste Probebefischung bewiesen.
Das rund 1300 Meter lange Umgehungsgerinne war als Pilotprojekt gebaut worden, um dem durch Staustufen blockierten Main seine natürliche Durchlässigkeit zurückzugeben. Alle ein bis zwei Jahre unternehmen Mitarbeiter des Teichbetriebs des Bezirks Unterfranken in Maidbronn einen Fangzug, um zu überprüfen, ob der künstliche Bachlauf diese Aufgabe erfüllt und welche Fischarten sich dort bevorzugt aufhalten.
Nach der Zählung freigelassen
Sie bedienen sich dabei eines elektrischen Fanggeräts. Elektrischer Strom, der ins Wasser geleitet ist, lockt die Fische wie magisch an und macht sie zugleich für kurze Zeit bewegungsunfähig. Die äußerst effektive Fangmethode ist nur Berufsfischern mit behördlicher Genehmigung erlaubt. Um ihr Leben müssen die Fische dabei nicht fürchten. Nachdem sie bestimmt und gezählt wurden, werden sie wieder quicklebendig in die Freiheit entlassen.
Unterstützt wird die Probebefischung von den Mitgliedern der Randersackerer Fischerzunft. Und die machen daraus einen Erlebnistag im Rahmen des gemeindlichen Ferienprogramms. Über 100 Kinder waren es diesmal, die gemeinsam mit Eltern und Großeltern der Einladung gefolgt sind. „Der Urgedanke ist, den Kindern zu zeigen, was für Fische es überhaupt im Main gibt“, sagt der Obermeister der Zunft, Hubert Holl. Er will damit Interesse und Verständnis für die Fischfauna wecken, aber auch für das alte Handwerk der Fischerei.
Die Kinder dürfen die Fische auch kurz anfassen oder sich später bei einer kleinen Brotzeit im Randersackerer Schützenhaus besondere Exemplare im Aquarium anschauen. Flusskrebse und Teichmuscheln gibt es dort ebenfalls zu bestaunen. Und zur Stärkung werden frittierte Weißfisch-Chips gereicht.
17 verschiedene Arten sind den Fischwirtschaftsmeistern Matthias Schäffner, Stefan Hummel und Christian Schultheiß an diesem Vormittag ins Netz gegangen. Am häufigsten war der Hasel anzutreffen, sagt Stefan Hummel. Der kleinwüchsige Verwandte des Karpfens hält sich bevorzugt in langsam strömenden Flussabschnitten mit klarem Wasser auf, ein Zeichen für die Qualität des Umgehungsbachs.
Als „sehr gutes Zeichen“ wertet Matthias Schäffner die gefangenen Nasen und Barben. Die Wanderfische waren im hiesigen Abschnitt des Mains nahezu ausgestorben, nachdem ihre kiesigen Laichplätze verschwunden waren. Durch künstliche Kiesschüttungen im Zuge des Mainausbaus und den Besatz von Jungfischen hofft der Fischereifachberater des Bezirks Unterfranken, Wolfgang Silkenat, darauf, dass sich die Bestände bald wieder auf natürliche Weise erholen.
Auch ein Wels fand den Zugang
Wanderfische wie die Barbe orientieren sich an der Strömung. Damit diese Strömung ausreichend weit in den Main hineinreicht und der Umgehungsbach gefunden wird, war seine Mündung vor drei Jahren umgestaltet worden. Den Zugang finden inzwischen auch größere Raubfische wie der Wels mit 120 Zentimetern Länge, der den Fischern diesmal ins Netz ging. Ihn lockt vor allem das reiche Nahrungsangebot. „Der fühlt sich hier wie im Schlaraffenland“, sagt Matthias Schäffner.
Doch das Fischparadies erfordert die ständige Fürsorge des Menschen. Weil das Wasser am Eingang des Umgehungsbachs stark abgebremst wird, setzen sich dort bevorzugt Sedimente ab. Der Bach drohte zu verlanden, der Zulauf musste ebenfalls umgestaltet werden. Gegenwärtig ist Matthias Schäffner mit dem Zustand zufrieden. Der Bewuchs mit Schilf, Rohrkolben und andere Uferpflanzen halte sich im Rahmen und lasse dem frei fließenden Bach genügend Raum. Und kräftig durchgeputzt wird der Umgehungsbach spätestens vom nächsten Hochwasser.