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Das Einmalige an der Messe in Würzburg
Mainfranken-Messe Menü statt Eintopf: Heiko Könicke, Veranstalter der Mainfranken-Messe, über die Geschichte der traditionsreichen Schau und über neue Trends.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 23.12.2015 12:20 Uhr

Am heutigen Samstag, 26. September, öffnet die Mainfranken-Messe auf dem Messegelände am Würzburger Mainufer ihre Pforten. Bis zum Sonntag, 4. Oktober, lädt sie zum Entdecken, Erleben, Einkaufen und Genießen ein. Zu den ersten Messebesuchern in den 1950er Jahren gehörte Heiko Könicke, der mit seiner AFAG Messen und Ausstellungs GmbH die Mainfranken-Messe seit 1975 veranstaltet. Der Erfolg der Messe liegt wohl darin, dass die Region im Mittelpunkt steht.

Frage: Herr Könicke, Sie waren ja schon als Kind in den 1950er Jahren auf einer der ersten Mainfranken-Messen. Was ist Ihnen daran in Erinnerung geblieben?

Heiko Könicke: Ich erinnere mich an ein riesiges, großes Feld, das voll mit Landmaschinen und Tieren war. Rinder, Schafe, Pferde, Kleintiere und landwirtschaftliches Gerät prägten die Messe damals, denn in den 1950er Jahren dominierte in Bayern die Landwirtschaft. Als Bub war ich von 1955 bis 1957 in Würzburg im Internat. Mein Vater hatte bereits seine Messefirma, und da war ich neugierig, was die Würzburger Messe zu bieten hat.

Wie ist Ihre Familie überhaupt zur Messe gekommen?

Könicke: Mein Großvater hat einen Vorläufer des Melitta-Kaffeefilters erfunden und eine Roh-Kaffee-Waschmaschine, und diese Erfindungen hat er auf der Internationalen Hygieneausstellung 1913 in Dresden vorgestellt. Mein Vater war damals acht Jahre alt und begleitete ihn. Schon da entstand die Idee zu unserem Unternehmen. 1947 gründete mein Vater die Arbeitsgemeinschaft für Messen und Ausstellungen (AFAG) – seitdem kreist der Messevirus in unserer Familie.

1975 hat die Firma Ihres Vaters dann im Auftrag der Stadt Würzburg die Mainfranken-Messe übernommen. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis?

Könicke: Wir haben die Region Mainfranken konsequent in den Mittelpunkt gestellt und versuchen immer aktuell am Puls der Zeit zu sein. Die Mainfranken-Messe etablierte sich zum Wirtschaftsschaufenster und Forum der Region. Eine Messe ist immer etwas zum Anfassen – und damit genau das Gegenteil von digital.

Sie sind auch schon über 50 Jahre im Messegeschäft. Was hat sich in all den Jahren verändert?

Könicke: In den 1950er Jahren haben Hersteller und Handel das ausgestellt, was sie hatten. An vielen Ständen gab es eine Art Prototyp zu sehen, und den konnte man dann bestellen. Nach den Bestellungen wurde gefertigt. Erst Mitte der 1960er Jahre drehte sich das Ganze. Es gab mehr Wettbewerb und eine Produktvielfalt. Der Verbraucher hatte jetzt die Qual der Wahl. Heute müssen Messen weit mehr bieten. Sie haben Eventcharakter.

Was kennzeichnet eine moderne Messe?

Könicke: Eine Messe ist wie eine Zeitung: Es gibt einen Wirtschaftsteil, ein bisschen Politik, eine Tourismusseite, eine Frauenseite, einen Kinderteil, ein Feuilleton und sogar Sport. Noch dazu sind es die Events, die Menschen heute in eine Messe bringen.

Manche belächeln Messen wie die Mainfranken-Messe in Würzburg. Was sagen Sie denen?

Könicke: Die Mainfranken-Messe hat inzwischen ein unglaublich hohes Niveau erreicht, und sie ist meiner Ansicht nach die beste und schönste Regionalmesse in Deutschland. In diesem Jahr kommen sogar die Kollegen vom Fachverband Messen und Ausstellungen nach Würzburg, um sich auf der Mainfranken-Messe umzuschauen und Anregungen für ihre Arbeit mitzunehmen.

Was macht diese Messe so besonders?

Könicke: Unser Konzept und unsere Struktur machen die Messe so einmalig. Wir kochen kein Eintopfgericht, wir bieten ein Menü. Dienstleister, Handwerk, Wissenschaft und Forschung, die Kirche, die Stadt, Universität und Fachhochschule – in Würzburg sind alle dabei. Mit über 100 000 Besuchern belegt die Mainfranken-Messe einen Spitzenplatz unter den besucherstärksten deutschen Publikumsmessen.

Der Messeauftritt der Stadt Würzburg steht unter dem Motto: „Von Natur aus Wissenschaft“. Was steckt dahinter?

Könicke: Würzburg präsentiert sich als Universitäts-, Bildungs- und Wissenschaftsstadt. Passend dazu gibt es eine Ausstellung des Mathematikums in Gießen, und auch das Fraunhofer Institut, der MINT Center der Universität Würzburg und das Süddeutsche Kunststoffzentrum sind dort präsent.

Was darf man Ihrer Ansicht nach in diesem Jahr nicht verpassen?

Könicke: Ich gehe auf jede Messe als Experte und auch als Privatmensch. Gerne treffe ich Hermann Mengler und spreche mit ihm über den Wein. Er leitet den Bereich Fachberatung Önologie für den Bezirk Unterfranken und berät seit vielen Jahrzehnten Winzer in Franken. Auch die jungen Winzer interessieren mich – und dann koste ich die fränkischen Spezialitäten in der Halle der Region. Auch der Messestand der französischen Partnerregion Calvados ist immer ein Hingucker und einen Besuch wert.

Ist auch für Kinder etwas geboten?

Könicke: Für die kleinen Messebesucher gibt es vieles zum Staunen, Spielen, Lernen und Entdecken. Das Mathematikum ist für Schüler gut geeignet, dort kann man eine Auswahl von Experimenten entdecken und ausprobieren. Die Spielewelten „family & fun“ und „digital & fun“ bieten Tablets, E-Books und Spielklassiker. Und es gibt sogar einen eigenen Messekindergarten.

Wenn man sich Ihren Messekalender ansieht, findet man viele Messen zum Thema Essen. Ist das ein Trend?

Könicke: Essen war und ist schon immer Trend. Bei einem schönen Essen trifft sich die Familie am Tisch und kommuniziert. Was gibt es Besseres? Das Essen und der Wein gehören auch zu unserer Kultur.

Welches ist die größte Messe, die Sie veranstalten?

Könicke: Die Verbrauchermesse Consumenta in Nürnberg ist flächenmäßig die größte Messe, für die wir verantwortlich sind. Sie gilt als Bayerns führende Publikumsmesse. Unsere umsatzstärksten Messen sind zwei internationale, technische Fachmessen: Interlift (Aufzüge) und Gerindtec (Schleiftechnik) – da sind wir sogar Weltmarktführer.

Auch Tiere stehen bei Ihren Messen im Fokus bei der „Faszination Pferd“ oder der „Heimtier -Messe“. Ein Trend?

Könicke: Es gibt in Deutschland immer weniger Kinder, dafür immer mehr Katzen oder Hunde. Es gibt auch viele, die beschäftigen sich mit Zierfischen oder Vögeln – das ist nicht nur ein Markt, sondern auch ein Bedarf, und auf unseren Messen liefern wir Informationen darüber.

Was bringt die Mainfranken-Messe für die Region Unterfranken?

Könicke: Es gibt eine Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main und eine Metropol-Region Nürnberg – dazwischen liegt Mainfranken, das ja über die fränkischen Grenzen hinaus bis nach Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen ausstrahlt. Die Mainfranken-Messe hält die Region zusammen.

Mainfranken-Messe Würzburg

Heiko Könicke, Jahrgang 1940, hat 1960 als Werbeassistent bei der Hamburg Messe- und Congress GmbH

angefangen, bevor er 1970 in den elterlichen Betrieb, die AFAG Messe und Ausstellungs GmbH eingestiegen ist. Die AFAG wurde 1947 in Nürnberg gegründet und ist heute einer der führenden privaten Messeveranstalter mit Sitz im Messezentrum Nürnberg, einer Niederlassung im Messezentrum Augsburg sowie Repräsentanzen in Essen, La Valetta (Malta) für Südeuropa und Shanghai. Das Unternehmen hat sich auf die Konzeption und Durchführung von Fachmessen, Kongress-Messen, Special-Interest-Messen sowie Publikums- und Regionalmessen spezialisiert. Die Mainfranken-Messe, die die AFAG seit 1975 veranstaltet, gehört zu den Lieblingsmessen des Geschäftsführers. Könicke ist verheiratet und hat zwei Töchter und einen Sohn.

Öffnungszeiten: Die Mainfranken-Messe auf dem Messegelände am Main in Würzburg ist von Samstag, 26. September, bis Sonntag, 4. Oktober, täglich von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. Einlass ist bis 17 Uhr.

Es gibt 25 Messehallen, die sich auf rund 28 000 Quadratmetern erstrecken, das ist eine Fläche von etwa fünf Fußballfeldern. Über 650 Aussteller sorgen für ein vielfältiges Messeangebot.

Hallen 1/2: Hier präsentiert sich die Stadt Würzburg unter dem Motto „Von Natur aus Wissenschaft“. Dazu passend können dort kleine und große Besucher im „Mathematikum“ einen spielerischen Zugang zur Mathematik finden.

Halle 12: Der Bezirk Unterfranken bringt fränkisches Lebensgefühl auf die Messe und präsentiert Kunst, Kultur, Fischerei, Weinbau, Kellerwirtschaft, Bildung und die französische Partnerregion Calvados. Neben dem Bezirk ist das Messestudio des Bayerischen Rundfunks eine feste Institution auf der Messe.

Hallen 14/19/20: Der Bayerische Bauernverband versorgt, gemeinsam mit seinen Partnern, die Messebesucher mit regionalen Köstlichkeiten. Die Mainfranken-Messe entführt auch in fremde Länder mit den Sonderbereichen „Piazza Italia“, „Very British“ sowie dem „Afrikanischen Dorf“.

Hallen 3/5/6/7/21: Der größte Angebotsbereich der Mainfranken-Messe deckt die Themen Bauen, Wohnen, Einrichten sowie das Handwerk ab. Höhepunkt ist die ENBAU, Unterfrankens größte Baumesse, die in diesem Jahr in der „Macher-Halle“ Schwerpunkte für Häuslebauer setzt.

Halle 16: Für die kleinen Messebesucher gibt es vieles zum Staunen, Spielen, Lernen und Entdecken. Die Spielewelten „family & fun“ und „digital & fun“ zeigen digitale und analoge Spieleklassiker sowie Spieletrends. Text: CLK

Die Talavera voller Landmaschinen: Die Mainfranken-Messe in Würzburg gibt es seit den 1950er Jahren.
Foto: Walter Röder | Die Talavera voller Landmaschinen: Die Mainfranken-Messe in Würzburg gibt es seit den 1950er Jahren.
 
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