Nach den pathetischen Worten der Dekanin des evangelisch-lutherischen Dekanats Würzburg Edda Weise beginnt nun "ein neuer Lebensabschnitt, ja einen neue Epoche für die Schule". Denn das evangelische Gymnasium Dag-Hammarskjöld im Frauenland hat einen neuen Schulleiter. An die Stelle des bisherigen Schulleiters Hermann Berst tritt nun der Theologe Günter Beck-Mathieu.
Willkommen geheißen wurde er in einem Gottesdienst in der Kirche St. Stephan. Seine Sicht der Dinge und welche Erwartungen Beck-Mathieu an die Schule habe, erklärte er in seiner Rede. In philosophischer Manier machte der Theologe auf den Wert und die Berechtigung eines jeden Schulfachs aufmerksam, da ein jedes auf unterschiedliche Weise Zugang zu Wissen und Wahrheit gebe. "Niemand solle behaupten, sein Zugang sei der einzig richtige, die Schüler sollen zu Toleranz erzogen werden", so der Studiendirektor.
Bis nach Amsterdam oder Kaliningrad
Dabei betonte er den besonderen Charakter der Schule Dag-Hammarskjöld, die sich durch ihre unübliche Art des Lehrens auszeichne. Dazu zählte er den halbjährlichen Werkstattunterricht, bei dem "eine Begegnung des Lernenden mit der dinglichen Welt stattfindet". Auch ein Projekt der neunten Klasse hob er besonders hervor, in dem die Schüler eine Woche lang mit 60 Euro auskommen und sich mindestens 100 Kilometer entfernt von Würzburg aufhalten mussten, verbunden mit einer sozialen Aufgabe. "Es gab Geschichten von Schülern, die auf ihrem Weg bis zum Gardasee, nach Amsterdam und Kaliningrad reisten."
Der reformpädagogische Bildungsansatz am Dag-Hammarskjöld-Gymanisum hielt zu Beginn des Schuljahres 2011/12 Einzug, als die vormals städtische Bildungseinrichtung unter dem Namen Mozart-Gymnasium mit einem Namenswechsel in evangelische Trägerschaft überging. Seitdem betreibt das Gymnasium einen ganzheitlichen Lernansatz mit Ganztagesangebot. Diesem Ansatz nach einer ganzheitlichen Schulbildung bestehend aus Kopf, Herz und Hand fühlt sich der neue Schulleiter verpflichtet und kündigt an, neben Frontalunterricht den Lehrern und Schülern mehr Raum für Projekte und der Verwirklichung von Ideen zu geben.
Fürsorglich und bei Bedarf wütend
Einen Großteil seines Lebens verbrachte Beck-Mathieu außerhalb der Schule. Nach einer Krankenpflegeausbildung holte er das Abitur nach, studierte anschließend Theologie und promovierte darin. Nach seinem Vikariat in München machte er Stationen als Gemeindepfarrer in Nürnberg und Schulpfarrer in Bayreuth.
Die Ministerialbeauftrage Monika Zeyer-Müller charakterisierte Beck-Mathieu in ihrer Rede als "höchstverantwortungsvolle, reflektierte und zupackende Persönlichkeit mit einer schonungslos realistischen Sicht auf die Dinge" und hält ihn für eine ideale Besetzung. Der einerseits auch mal wütend werden könne, wenn die Leute nicht konstruktiv zusammenarbeiten würden, als Pfarrer und Beratungslehrer aber auch eine fürsorgliche Komponente in den Schulalltag brächte.
Mindestens zehn Minuten lesen pro Tag
Ob er seinem Hobby, dem Lesen, weiter so gerecht werden wird wie bisher, wonach er pro Woche im Schnitt ein Buch liest, bezweifelt sie. "Womöglich wird die bisherige Literatur den Tiefen und Untiefen von Verwaltungsbüchern weichen müssen" sagte die Ministerialbeauftragte humorvoll. Das Lesen will Günter Beck-Mathieu als feste Komponente in den Schulalltag integrieren. "Ich möchte, dass die Kinder jeden Tag mindestens zehn Minuten während der Schulzeit in einem Buch lesen."
Zu einer seiner Hauptaufgaben als Schulleiter zählt für ihn, die Digitalisierung der Schule voranzubringen sowie neben dem normalen Lehrplan die handwerkliche Tätigkeit der Schüler durch vermehrte Praktika zu fördern und soziale Projekte zu fördern. "Ich wünsch mir Lehrer und Schüler, die mit Ideen und Projekten auf mich zukommen", sagte Beck-Mathieu.