
Das Café Auszeit Spielhimmel hat Ende August geschlossen. Mit Wehmut schaut Bettina Schmitt-Bauer zurück auf die vergangenen fünf Jahre. Mit einem guten Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, schaut sie in die Zukunft. "Ich wollte mein Leben zurück", beantwortet sie die Frage, warum sie das Café geschlossen hat.
Im Juli hat sie sich mit einem sehr emotionalen Brief an ihre Stammkunden gewandt. "Die Würfel sind gefallen", heißt es da. Ausführlich beschreibt sie die letzten Monate mit dem Versuch, einen Nachfolger für ihr geliebtes Café zu finden. Die Probleme, gutes Personal zu finden und zu halten und die viele Arbeit, die sie oft über ihre Grenzen hinaus mehr als 14 Stunden am Tag eingebunden hat. "Es tut mir sehr leid für meine Stammkunden, für die das Café ein Treffpunkt für gute Gespräche und schon fast zum Kommunikationszentrum geworden war."
Teilweise Gäste abgewiesen
Die günstige Lage neben dem Fahrradweg und der B 8 haben sicher dazu beigetragen, dass das Café immer gut besucht war. "Im Gegenteil", sagt sie, "ich musste am Wochenende Gäste abweisen, weil wir voll waren." Eröffnet hat Schmitt-Bauer am 2. Februar 2020 und die Räume des ehemaligen Cafés Sydney mit neuem Leben gefüllt. Dann kam Corona und stellte alles infrage. Die 60-jährige, die mit der Eröffnung des Cafés sich einen lange gehegten Wunsch erfüllt hatte, steckte ihr ganzes Ersparte in die Ausstattung. Zusammen mit ihrer Familie hatten sie unendlich viele Ideen, um aus dem Café einen Ort für eine kleine Auszeit zu machen.
Mit ihrem Spiel- und Schreibwarengeschäft in der Ortsmitte, dem Spielhimmel, konnte die gelernte Kauffrau genug Erfahrungen sammeln, um das Café zu eröffnen. "Ich musste vieles dazu lernen. Wurde konfrontiert mit unzähligen Bestimmungen, die mit dem Verkauf von Lebensmitteln einhergehen." Das alles war ihr im Vorfeld bewusst. Neues gelernt hat sie ihr ganzes Berufsleben, immer mit dem Wunsch im Hinterkopf, Erfahrungen für eine mögliche Selbständigkeit zu sammeln. Auch bei der Mediengruppe Main-Post war sie einige Jahre in der Buchhaltung und wurde schließlich Abteilungsleiterin.
Eröffnet hat sie mit guten und selbständigen Mitarbeiterinnen. Als immer mehr gute Mitarbeiter weggebrochen sind, begann ihr Arbeitstag morgens um 5 Uhr mit dem Backen der Kuchen und belegen der Brötchen. Die selbstgebackenen Kuchen kamen bei den Gästen super an. Zehn bis 14 Kuchen an sieben Tagen die Woche gingen über die Ladentheke. Sie nahm morgens zwischen dem Kuchenbacken die Backwarenlieferungen entgegen, damit um 7 Uhr die ersten Gäste bedient werden konnten.
Zum Verzweifeln brachten sie oft die vielen Bestimmungen und der enorme Bürokratieaufwand. In allen Bereichen, ob Theke, Verkaufsraum oder Außenanlagen – die Bürokratie empfand Schmitt-Bauer als reiste Stolpersteine. "Wir haben schöne helle Räume im Untergeschoss, die wir wegen des großen Andrangs der vielen Gäste gerne als Caféraum mit dazu genommen hätten." Für die nötige Genehmigung dieser Nutzung musste ein Brandschutzgutachten erstellt und ein Architekt beauftragt werden. Nach dreieinhalb Jahren des Wartens auf die Genehmigung zog sie ihren Antrag unbearbeitet zurück.
Der reinste Spießrutenlauf
Die Erhöhung des Mindestlohnes und die Inflation wurden zum reinsten Spießrutenlauf. Schließlich fand sie noch nicht mal mehr Reinigungskräfte. Mit den Problemen auf dem Arbeitsmarkt steht sie in der Branche nicht alleine da. "Viele schließen, weil sie die viele Arbeit nicht mehr alleine stemmen können."
"Wenn du begreifst, dass man nicht mehr kann, wenn man schon weit über seine Grenzen hinaus gegangen ist, musste ich eine Entscheidung treffen. Das Café ist mir sehr ans Herz gewachsen und wird mir sehr fehlen. Ich freue mich aber auch darauf, mein Leben zurückzubekommen." Am 19. Oktober stehen Tische und Stühle sowie das meiste Geschirr zum Verkauf. Es wird still in den Räumen im Café Auszeit.