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Würzburg
Das Arbeitstier Rosenthal will es noch einmal wissen  
Der frühere Oberbürgermeister Georg Rosenthal hat auch in der Opposition Spaß an der Politik. Doch die Konkurrenz durch die AfD macht ihm und der SPD schwer zu schaffen.  
Mit 71 noch zu jung für den politischen Ruhestand: SPD-Abgeordneter Georg Rosenthal möchte seine Arbeit im Landtag für eine weitere Wahlperiode fortsetzen. Foto: Patty Varasano
| Mit 71 noch zu jung für den politischen Ruhestand: SPD-Abgeordneter Georg Rosenthal möchte seine Arbeit im Landtag für eine weitere Wahlperiode fortsetzen. Foto: Patty Varasano
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:48 Uhr

Es gibt in diesen Zeiten bestimmt einfachere Jobs als SPD-Politiker in Bayern. Die Umfragewerte der Sozialdemokraten sind im Keller. Rang vier in Bayern hinter CSU, Grüne und AfD.  Georg Rosenthal gibt sich dennoch "ganz zuversichtlich". Muss er auch sein. Der frühere Oberbürgermeister von Würzburg will erneut den Sprung in den Landtag schaffen, ist Direktkandidat für den Stimmkreis Würzburg-Stadt, steht auf der unterfränkischen SPD-Liste auf Platz drei.                

Dabei weiß Rosenthal: "Das wird kein Selbstläufer." Derzeit sei es schwer, politische Inhalte an den potenziellen Wähler zu bringen. "Alles ist überwölbt vom Thema  Flüchtlinge", beklagt er im Gespräch mit der Redaktion. Die SPD werde "zerrieben zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und den Erwartungen von  Menschen mit niedrigem Einkommen und niedrigen Bildungsabschlüssen". Vor allem bei "den einfachen Arbeitern, die früher SPD gewählt haben, ist die AfD da leider ein Konkurrent". "Für Flüchtlinge habt ihr immer Zeit und Geld, für mich nicht", bekomme er im Wahlkampf immer wieder zu hören - vornehmlich von Menschen, die Angst hätten vor Abstieg und Verlust.

Schwerpunkt sozial bezahlbares Wohnen

Und was sagt er den Leuten? "Wir müssen uns um die Flüchtlinge kümmern, aber selbstverständlich haben wir euch im Blick!" Und er verweist auf seine Arbeit: "Seitdem ich im Landtag sitze, kümmere ich mich um das Thema Wohnen". "Sozial bezahlbares Wohnen" zählt neben Mobilität samt ÖPNV sowie Bildung zu seinen Schwerpunktthemen. Die öffentliche Hand müsse für diese Bereiche mehr Geld bereitstellen. Zudem sei es ein Unding, dass Landkreise keine Wohnungsbaugesellschaften gründen dürften. "Der Landkreis Würzburg könnte das aus dem Stand." Und generell fordert Rosenthal mehr soziale Gerechtigkeit, der Reichtum in der reichen Bundesrepublik müsse anders verteilt werden.      

Seine Ziele und Forderungen erläutert der Abgeordnete ebenso detailreich wie er über seine Arbeit der vergangenen fünf Jahre spricht. "Meine schriftlichen Anfragen sind die Grundlagen für meine Arbeit. Diese machen Defizite deutlich und liefern mir Informationen für meine Anträge", berichtet er, der Mitglied ist in den Ausschüssen für Wissenschaft und Kunst sowie für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen.

"Die Welt ist runder und bunter als ich das früher je vermutet habe. Das gibt mir eine gewisse Gelassenheit."
SPD-Landtagskandidat Georg Rosenthal

Rosenthal galt schon als Oberbürgermeister als akribischer Arbeiter, der sich in die Themen förmlich "hineinfrisst".  Populismus ist seine Sache nicht. Rosenthal will viel wissen, weiß viel - und erklärt gerne. Wer bei ihm nachfragt, bekommt oft weitaus ausführlichere Antworten als ihm möglicherweise lieb ist. Was auch daran liegt, dass die Welt und vor allem die Politik komplizierter sind als sie der Wähler haben möchte. Und Rosenthal es sich nicht leicht machen möchte.     

Erfolge auch aus der Opposition heraus

Dass Anträge von ihm und seiner Fraktion erst mal abgelehnt und später bisweilen leicht verändert von der Mehrheitspartei CSU wieder aufs Tapet kommen, nimmt er sportlich.  Wichtig sei, dass man Politik angestoßen habe, "die ohne unsere Initiative vielleicht nicht stattgefunden hätte".   

Beispiele? Rosenthal nennt unter anderem "das permanente Bohren im Bildungsausschuss" zur Wiedereinführung von G 9, den Teilerfolg bei kostenfreiem Kindergartenzugang, eine bessere, wenn auch noch unzureichende Finanzierung von Frauenhäusern.

Rosenthal: Erneute Kandidatur war vor allem Wunsch der Partei 

Dass er mit 71 Jahren noch einmal kandidiert, habe er sich "gut überlegt", sagt Rosenthal. Doch letztlich habe ihn die breite Aufforderung der Würzburger SPD überzeugt, noch einmal anzutreten. "Die wissen ja, was ich aufgebaut und dass ich das Stimmkreismandat für die Stadt wieder zurückgeholt habe", merkt er selbstbewusst an. Er erlebe eine große Unterstützung der Partei, was "nicht immer so" gewesen sei.   Dazu kommt, dass ihm das politische Arbeiten noch immer Spaß macht.

Einen Plan B, falls es mit dem Wiedereinzug ins Maximilianeum nicht klappen sollte, hat Rosenthal nicht. Aber die vielen Veränderungen in seinem Leben hätten ihn häufig gezwungen, sich selbst in Frage zu stellen und Perspektiven zu  erarbeiten. "Die Welt ist runder und bunter als ich das früher je vermutet habe. Das gibt mir eine gewisse Gelassenheit", sagt er. Und gibt sich zuversichtlich: "Ich kämpfe für was und ich glaube auch, dass ich die Menschen erreiche."


Auf dem Main-Post-Bierdeckel hat SPD-Landtagskandidat Georg Rosenthal seine wichtigsten Ziele zusammengefasst. Foto: Main Post
| Auf dem Main-Post-Bierdeckel hat SPD-Landtagskandidat Georg Rosenthal seine wichtigsten Ziele zusammengefasst. Foto: Main Post
Steckbrief
Name: Georg Rosenthal 
Alter: 71
Familienstand: verheiratet, vier Kinder 
Wohnort: München, Würzburg
Beruf: Diplom-Kaufmann nach Studium Betriebswirtschaftslehre, Soziologie und Rechtswissenschaft. Zweitstudium Psychologie. 
Beruflicher Werdegang: unter anderem Dozent beim Berufsfortbildungswerk des DGB, Projektleiter für Wirtschaftsförderung für kleinere und mittlere Unternehmen in Jakarta/Indonesien, Leiter der Akademie Frankenwarte.    
Politischer Werdegang: Von 2008 bis 2013 Oberbürgermeister der Stadt Würzburg. Seit 2013 Mitglied des Bayerischen Landtags. Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst. Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bundes- und Europa-Angelegenheiten. Europapolitischer und forschungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.    
 
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Kommentare
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  • "Seniorenclub" Landtag
    Es gibt doch tatächlich einige Leute aus verschiedenen Parteien, die nicht merken, wann Schluss sein sollte. Viellicht mal ein Versuch in einem unbezahlten Seniorenclub - da gibt es viele.
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  • Mainheini
    es ist ein überall zu beobachtendes Phänomen: Wer mal oben ist und denkt, an der Macht zu sein, will diese nicht mehr loslassen. Jeder kennt viele Beispiele.

    Es ist die Gratwanderung: Man hat im Alter viel Lebenserfahrung, Wissen, Netzwerke und möchte dies lange bewahren und nutzen. Leider kann man davon überhaupt nichts weitergeben. Deshalb müssen Junge dies erst aufbauen. Aber sie können es, denn die Alten waren auch mal jung.

    Bei manchen Gremien steht es schon in der Satzung: nach 2 Perioden ist Schluss. Und nebenbei: warum ist Rosenthal MdL? Nur weil er eine neue Periode als OB nicht mehr geschafft hätte, weil die Satzung hier ein Höchstalter voraussetzt. Die Satzungsgeber müssen sich doch etwas dabei gedacht haben.

    Also Herr Rosenthal: Schnüren Sie ihr Bündel. Wer freiwillig geht, bleibt in guter Erinnerung. Wer gegangen wird, sicher nicht.
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  • Maryan
    Arbeitstier?
    „Wo bitte ist was von der Leistung zu sehen“!
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  • mainpostgw
    Schwerpunkt sozial bezahlbares Wohnen.
    Frage:
    Wieviele solche Wohnungen wurden unter seiner Amtszeit als OB in Würzburg gebaut?
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  • woody
    Herr Rosenthal,
    geben Sie Ihren Listenplatz bitte jüngeren Kandidaten, damit diese ihre Zukunft selbst gestalten können. Mit 71 noch einmal einen Listenplatz zu besetzen - das kann doch nur Machtgier und/oder Selbstgeltung sein. Sie hatten genügend Zeit in ihren begleiteten Ämtern Politik zu machen. Ich kann aber nicht erinnern, dass Sie als Würzburger OB oder Mitglied des bayer. Landtages irgendetwas bewegt haben. Es ist Zeit endlich abzutreten.
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  • stefan.behringer@web.de
    Immerhin wurde ein Hotelturm, der Jahrelang als höchste Baustelle Würzburgs stand, fertiggestellt.

    Die LGS bzw. die Abwicklung der Leighton-Kaserne hat er auch ganz gut auf den Weg gebracht.

    Die Innenstadt ist auch attraktiver geworden - man denke mal, wie es in der Eichhornstraße vorher ausgesehen hat.
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  • reutjo
    Der / die WählerIn ….

    hat auf den grossen, um die 200 Namen erfassenden Wahlschein, NUR 1 eine Stimme. Gute Namen kann man da kaum berücksichtigen und die > Auswahl ist daher Frust pur < ! Für alle WählerInnen die noch zur Wahl gehen.... kein schöner Tag; denn ob das Kreuz getragen wird ?? !! steht > nicht fest < !! Das gilt für alle...
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