
Acht Monate lang musste Hans Huber (Name geändert) ohne Führerschein auskommen. Das war für ihn schrecklich. Als Versicherungsvertreter benötigte er ein Auto. „Ein Freund musste ihm in dieser Zeit helfen, außerdem zahlte er einen Chauffeur, um arbeiten zu können“, berichtet Gerhard Laub, Leiter der Würzburger Begutachtungsstelle für Fahreignung des TÜV Süd. Nie wieder wollte er betrunken fahren, schwor sich Huber. Doch fünf Jahre später wurde er abermals erwischt.
Hans Huber ist einer von rund 1000 Menschen, die sich jedes Jahr in der Würzburger Begutachtungsstelle des TÜV Süd einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) unterziehen. „Die Hälfte unserer Kunden kommt aufgrund von Alkohol zu uns“, erläutert Laub. Ein Viertel wird mit Drogen am Steuer erwischt. Daneben gibt es Menschen, die in Flensburg zu viele Punkte angesammelt haben.
Als Hans Huber zum zweiten Mal seinen Führerschein abgeben musste, weil er mit fünf Bier hinterm Steuer saß, war ihm klar, dass er diesmal am „Idiotentest“ nicht vorbeikommen würde. Er leitete sofort erste Schritte in die Wege, um den Test in einem Jahr gut zu bestehen. „Herr Huber wandte sich an einen Verkehrspsychologen“, schildert Gerhard Laub. Die Gespräche mit dem Berater erlebte der Versicherungsmann als äußerst erhellend. Laub: „Bisher dachte Herr Huber immer, er müsse nur dafür sorgen, dass er sein Trinken und sein Fahren strikt voneinander trennt. Nun ging ihm auf, dass er sein Trinkverhalten an sich einmal überdenken sollte.“
Hans Huber trank an fast jedem Wochenende mit seinen Kumpels. Seiner Frau war das schon lange ein Dorn im Auge - kein Samstagabend, an dem ihr Mann nicht deutlich angeschickert nach Hause gekommen wäre. In den Gesprächen mit dem Verkehrspsychologen kam Huber dahinter, warum er sich eigentlich immer volllaufen lässt, wenn er mit seinen Kumpels zusammen ist. „Er litt an einer Kontaktschwäche“, so Laub. Alkohol half ihm, lockerer zu werden. Alkoholselig hatte er Spaß mit seinen Kumpels. Sich ohne Alkohol mit ihnen zu treffen, erschien ihm undenkbar. Was sollte man dann bloß miteinander anfangen?
Die verkehrspsychologischen Gespräche fanden außerhalb der Begutachtungsstelle statt. Wie Laub erläutert, wurden MPU und MPU-Vorbereitung schon vor längerer Zeit getrennt. Zum TÜV Süd kam Laub während der einjährigen Vorbereitung auf die Begutachtung dennoch regelmäßig, denn er, der seit der letzten Trunkenheitsfahrt keinen Alkohol mehr anrührt, unterzog sich freiwillig einem Alkohol-Abstinenzcheck. Was bedeutet, dass Huber im Laufe des vergangenen Jahres in unregelmäßigen Abständen insgesamt sechs Mal per SMS kurzfristig zur Urinkontrolle einbestellt wurde.
Obwohl er sich sehr gut auf die MPU vorbereitet hatte, war Huber vor der eigentlichen Begutachtung aufgeregt. „So geht es allen Kunden“, weiß Psychologe Gerhard Laub. Schließlich ist bekannt, dass 40 Prozent der Gutachten ungünstig ausfallen. Mit Herzklopfen unterzog sich Huber zunächst einem 20-minütigen Computertest, bei dem seine Reaktionsfähigkeit und Stressbelastung überprüft wurde. Danach ging es zur Ärztin, die Blut abnahm und Reflexe überprüfte. Schließlich kam er zu einem Psychologen, mit dem er eine dreiviertel Stunde lang über seine Alkoholfahrten, sein Nachdenken über sein Trinkverhalten und seine Abstinenzerfahrungen sprach.
Nach etwas mehr als drei Stunden zeichnete sich ab: Das Gutachten würde wahrscheinlich günstig für ihn ausfallen. Wobei noch die Auswertung der Blutanalyse ausstand. Laub: „Meist dauert es um die zehn Tage, bis unsere Kunden das Gutachten in der Hand haben.“
Hans Huber gehört Laub zufolge zu jenen Kunden der Würzburger Begutachtungsstelle, die ungemein davon profitierten, dass sie gezwungen waren, einmal über sich und ihr Verhalten nachzudenken. Bald kam Huber dahinter, dass ihn, außer dem Saufen, eigentlich nichts mit seinen Kumpels verbindet. Er begann, sie zu meiden, und dafür wieder mehr Tennis zu spielen. Das tat ihm auch körperlich gut. Seine Frau gibt ihm immer wieder zu verstehen, wie glücklich sie ist, dass er nun nicht mehr trinkt.
Am Beispiel von Hans Huber wird für Laub auch deutlich, wie wichtig es ist, sich gründlich auf die MPU vorzubereiten. Möglichkeiten hierzu gibt es inzwischen reichlich. Allerdings ist Vorsicht angesagt: „Nicht alle Angebote sind seriös.“ Denn um eine MPU-Vorbereitung anzubieten, ist keinerlei spezielle Qualifikation nötig. Das ist bei einer Begutachtungsstelle laut Laub völlig anders: „Wir sind amtlich anerkannt und werden regelmäßig überprüft.“
Am 14. September um 17 Uhr findet die nächste kostenlose Info-Veranstaltung zum Ablauf einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) beim TÜV Süd in der Bahnhofstraße 11 in Würzburg statt.
Gibt es eigentlich eine unabhängige Statistik, wie die Erfolgsquote bei TÜV-Vorbereiteten und bei extern Vorbereiteten ist?
Es scheint sich wohl zu lohnen ...