
Was der Fasching alles kann: Die Lichter bleiben an! Nicht nur auf der Bühne, nein auch die Straßenlaternen, die sonst um 1 Uhr ausgehen. Da allerdings ist die große Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Giebelstadt (KGG) ja längst nicht zu Ende.
Sitzungspräsident Stanley Thomas ist zwar inzwischen für die dunklen Zeiten Giebelstadts ausgerüstet. Die rot leuchtende Nase scheint sogar schon angewachsen und der Schlachtruf 2025 heißt "Licht aus!". Für das hochverehrte Publikum aber sei Bürgermeister Helmut Krämer so lange bedrängt worden, bis er nachgab und die Laternen wenigstens bis zum Faschingskehraus anlässt. "Aschermittwoch ist uns wurscht!", bekennen die Dachdorfer. Dann kann Giebelstadt wieder machen, was es will.
Dachdorf fehlt derzeit so etwas wie die früher legendären Ratschen oder ein Protokoller, die klassisch Lokalkolorit beitragen würden. Hoffnung gibt ein unerschrockenes Kinderprinzenpaar, das sich amüsant wie selten präsentierte. Talent bewies auch der Statist aus dem Publikum, dessen Bühnenkarriere als Vorlacher für die Kirchschönbacher Zirkus-Show begann und der den Sprung auf die Bühne schaffte, als Assistent der Komikerinnen Caroline Gambichler und Carina Lohmann. Sonst wäre da nur der erstmals die Gemeindepolitik kritisierende Sessionsorden gewesen, der das nächtliche Dunkel thematisiert: "Unser Gemeinderat, welch ein Graus, beschließt erneut: Lichter bleiben weiter aus".

Wo die KGG stark ist und sich feiern darf, ist alles Musik und Tanz. Es wurde sogar noch eine neue, eine Elferratsgarde gegründet. Fünf Garden marschierten auf. Eine grandiose Leistung zeigte nicht zuletzt Stefanie Pfeifer, als sie bei der Prinzengarde für ihre Tochter einsprang. Und nicht nur das: Sie war gerade für 20 Jahre aktives Tanzen geehrt worden. Der karnevalistische Tanzsport gipfelte in einer begeisternden Tanz-Battle der Schautanz Dachdorf und der musikalischen Zeitreise der Dachdorf Dancer. Diese schafften es mit ihrer Zeitmaschine nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch bis 2055. Die Offenbarung von "Zurück in die Zukunft" war: Mann trägt wieder bauchfrei. Sehr schöne Schlusspunkte gelangen zum Kinder-Finale und zum Ende der Prunksitzung, wenn die KGG mit einem gemeinsamen, choreografierten Tanz aller Akteure auf der Bühne eine wunderschöne Partystimmung kreiert.
Was Giebelstadt derzeit an eigenen Bütten fehlt, weiß sich die KG anderweitig herzuholen. Von Schweinfurt über Kirchschönbach, Zellingen und Dorfprozelten bis Homburg wurden den Main entlang große Perlen des Faschings eingesammelt: Dabei war Doris Paul in der Findungsphase als Oma. Dumm nur, dass sie jetzt mit einem "Opa" verheiratet ist! Die hoch dekorierten Turedancer Zellingen tanzen sich von der Samba-Schule bis ins Sambadrom und faszinieren auch, weil sie beim Tanzen singen. Die Halle tobte.

Als großer Knaller entpuppte sich Wolfgang Huskitch mit seiner Sprach- und Selbstanalyse. Die Warnung, nicht mit Schutzheiligen herumzuhunzen, war vor allem köstlich und galt zuvorderst "Worscht, Weck und Wein". Im Publikum lag eine "Superwoman" da schon fast unter dem Tisch vor Lachen, als noch Andy Stange auftauchte. Dienstlich, zunächst! Deshalb gab es Park-Knöllchen, beim Elferrat zu bezahlen. Mit "Männerschmerzen" zum Mitsingen und der Hymne auf die Mett-Stange wurde der Parkplatz-Sheriff dann sehr ulkig persönlich. Der neue Party-Hit "Wackelkontakt" kam ihm für das Zwiebelstück auf dem Mett gerade recht - und für Dachdorf mit seinem "Licht aus!" wie gerufen: zum Mitsingen, als Inspiration zur Kostümierung und des herrlich schrägen Texts wegen, der das Weltgeschehen relativiert. Gäbe es die fünfte Jahreszeit nicht schon, müsste sie jetzt etabliert werden.