Schweres Geschütz haben drei CSU-Frauen aufgefahren, die einen Sitz im Würzburger Stadtrat haben: Sabine Wolfinger, Sonja Buchberger und Judith Jörg. Sie machen sich viele Gedanken um die öffentliche Sicherheit am Hauptbahnhof und fordern mehr Schutz für Kinder und Jugendliche vor alkoholisierten Gruppen, Jugendlichen und "Wegelagerern".
Wegelagerer vor dem Würzburger Bahnhof? Die CSU-Damen konkretisieren ihre Vorwürfe in einem Antrag: Seit geraumer Zeit tummele sich das genannte Klientel in immer größerer Zahl auf dem Vorplatz und rund um den Kiliansbrunnen. Es flössen erhebliche Mengen Alkohol und lauthals grölend würden diese Leute dann andere Menschen belästigen, auch minderjährige Schüler.
Daher wollen die drei Politikerinnen ein Alkoholverbot für den Bahnhofsvorplatz und die Grünanlage erreichen. So wäre es dann untersagt, außerhalb zugelassener Freischankflächen Alkohol zu trinken. Weiter sollte die Verwaltung verbieten, Alkohol außerhalb der Freiflächen mit sich zu führen.
Nun kam die Stunde der Wahrheit für den Antrag. Im Ordnungsausschuss machten die zwei betroffenen städtischen Referenten rechtlich mit einigen Vorschriften klar, warum es dort nicht so einfach ist mit einem generellen Alkoholverbot. Kommunalreferent Wolfgang Kleiner sagte, die Stadt sei auch ohne weitere Verbote handlungsfähig und könne bei Rechtsverstößen agieren.
Er und Sozialreferentin Hülya Düber hatten die Sicherheitslage am Bahnhof in einem Zeitrahmen von zwölf Monaten beobachten und auswerten lassen. Die Ergebnisse seien im Arbeitskreis „Sicherheit im Sozialraum“ mit Polizei, Sozialreferat, Staatsanwaltschaft, Kommunalreferat und Diakonie mehrfach besprochen worden. Die Diakonie war wohl deswegen dabei, weil einige junge Leute auf dem Bahnhofsvorplatz aus Jugendeinrichtungen stammen.
Und dabei kamen die Beteiligten zu dem Ergebnis, dass ein reines Verbot nichts bringe. „Wir werden die Punker dort so nicht wegbekommen.“ Auf einen Nenner gebracht lautet das Resultat beider Referate so: Nur eine mittel- und langfristige Vernetzung aller Maßnahmen sei eine wirksame Vorgehensweise. Das reiche von der klassischen Hilfe wie Streetwork über den künftigen baulichen Zustand des Vorplatzes mit Beleuchtung, Überdachung, halböffentlichen Bereichen bis hin zu Fragen der stärkeren Präsenz des Ordnungsdienstes und der Polizei.
Kleiner machte noch einmal den Standpunkt seines Referates klar, dass nach Landesstrafrecht ein absolutes Alkoholverbot auf dem Platz nicht in Frage komme. Selbst mit Sondervorschriften könne man maximal ein Trinkverbot zwischen 22 und 6 Uhr durchsetzen. Doch das tauge auch nicht, da Punker und Bettler eher tagsüber die Passanten ansprächen. Anders ist es beispielsweise an der Leonhard-Frank-Promenade, erläuterte Kleiner. Diese sei eine öffentliche Einrichtung der Stadt und für die seien die Vorschriften der Gemeindeordnung zuständig. Der Bahnhofsvorplatz unterliege dem Landesstrafrecht.
Die Stadt hat schon eine Sicherheitssatzung, die ein bedingtes Alkoholverbot beinhaltet. Dort muss derjenige zahlen, der bettelt oder sich beim Trinken außerhalb von Freischankflächen aufhält. So kann eine Störung der öffentlichen Sicherheit vorliegen, wenn jemand aggressiv bettelt, Passanten aufhält, bedrängt oder sich in den Weg stellt. Polizei und kommunaler Ordnungsdienst würden aber in besonders gelagerten Fällen da einschreiten und Bußgelder verhängen.
Die Sozialreferentin stellte die Ergebnisse aus ihrer Sicht so dar: Seit Ende 2015 gäbe es einen starken Zuwachs an jungen Leuten unter 18 Jahren am Bahnhof. Diese Gruppe sei bis zu 60 Personen stark. Dort gibt es Anerkennung und Status in der großen Ersatzfamilie. Gerade junge Menschen mit psychischen oder seelischen Problemen fühlen sich hier anerkannt, analysiert die Sozialreferentin.
Dieses Gefährdungspotenzial kennen die Streetworker in der Anlaufstelle „Underground“ am Bahnhof. Sie können über persönliche Ansprachen und Hilfsangebote Partner sein und einen gesicherten Aufenthaltsort anbieten. Laut der Streetworker vor Ort würden sich reine Verbote fatal auswirken.
Unmut und Aggressivität würden sich steigern, der Schauplatz könnte sich bis in die Fußgängerzone verlagern und die Gruppen könnten sich zusammentun und die Wege zustellen. Gerade in den Sommermonaten würde die Missachtung der Verbote zu häufigen Polizeieinsätzen führen.
Düber sieht als Alternative für weitere Verbote mehr Kontrollen mit Augenmaß durch Polizei und Ordnungsdienst.
Die hatte Kleiner bei den Ausschussmitgliedern schon angekündigt. Und dazu zählt auch die Zusammenarbeit mit der aktiven Streetwork des Diakonischen Werkes. Düber: es müsse der Bevölkerung wieder ins Bewusstsein gebracht werden, dass auch Menschen am Rande der Gesellschaft ein Platz in der urbanen Lebenswirklichkeit einer Großstadt zugestanden werden muss.
Im viel größeren Würzburg gibt es nur zwei halbe Stellen! Deutlich weniger als in Schweinfurt!
Mit der Zeit wäre dann auch der Umbau unseres Hauptbahnhofes finanziert!
Wäre doch eine Überlegung wert!
Nur ... wo keine Kohle da ist kann auch kein Sitzplatz bezahlt werden
MfG
MfG
Dann dürfte Geld in die Kasse kommen.
;-)
Oder aber, sie machen endlich mal ihre Arbeit und lassen sich was einfallen um diese Zustände zu ändern. Ich dachte bisher, dafür ist eine Ordnungsbehörde da - oder sollte ich wieder mal auf einem Holzweg sein und mich täuschen?
Alkohol wird langsam zu einem unerträglichen Übel. Auch in den Zügen. Bei einer Urlaubsfahrt vor kurzem hatte ich erst eine Debatte mit einem Alkoholisierten, der glaubte, ich öffnete die Eingangstür der Bahn, damit er zuerst einsteigen kann, dann kurz vor Hamburg meinte ein Schaffner, "ob ich mich wohl nicht selbst traue", mich bei der alkoholisierten Jugend über die Lautstärke zu beschweren (bis dahin wusste ich weder, dass ich das Hausrecht in der Bahn selbst ausübe, noch dass ich zum Personal der Bahn zähle, dessen Aufgabe es ist, für Ordnung zu sorgen).
Ich glaube, es ist allerhöchste Zeit, etwas zu tun.
Da nimmt man dann lieber in Kauf, dass Leute, die mit der Bahn an- bzw. abreisen (selber schuld?!) mit diesem Spezifikum der Würzburger Realität konfrontiert werden. Hab mal gelernt, eine schlechte Erfahrung geben Menschen mit dem Multiplikator 16 weiter eine gute mit einem von vier. Würde mich also gar nicht wundern, wenn in sozialen Netzwerken o. ä. schon entsprechende "Erfahrungen" drinstünden - sehr zu Würzburgs ewigem Lob und Preis.
Also liebe Leut' - das kann so nicht sein. Und mMn gehört eine vernünftige Lösung gefunden, bevor hier sozusagen täglich "Kölner Silvesternacht" angesagt ist oder etwas anderes Widerliches passiert!
Eine Anerkennung an die Stadträtinnen, die den Finger in die Wunde gelegt haben, auch wenn ihr spezieller Vorschlag eher zu kurz greifen dürfte/ weit mehr gemacht werden müsste.
Weil Bußgelder die Bettler und Punker abschreckt! Die öffentliche Sauferei ist in dieser Stadt allgegenwärtig. Ob am Bahnhof oder auf der Alten Mainbrücke - völlig egal. Am Bahnhof in Flaschen, auf der Mainbrücke in Gläsern. Aus Gläsern trinken sieht zwar besser aus, dient aber dem gleichen Zweck. Auch in den Straßenbahnen und auf den Straßen regieren die Flaschen. Und wer räumt die Scherben weg? Die sogenannte öffentliche Hand. Und wer bezahlt diese? Genau!
Es wäre gut einmal im Detail zu erfahren wann und wie oft der kommunale Ordnungsdienst bisher eingeschritten ist.
Wenn sich die Referenzen im Rathaus hinter dem Schreibtisch verstecken wird das Problem sicherlich nicht gelöst.
Unabhängig vom städtischen Versagen sollte Druck auf die Bahn-Tochter "DB Station&Service" Druck ausgeübt werden, die am Alkoholverkauf im Bahnhof ordentlich mitkassiert. Zwar bringen manche Pöbler den Alkohol zum Bahnhof mit, viele kaufen aber auch dort Bier & Hochprozentiges ein. Und genau hier kann die DB Station&Service als Vermieter für eine Verbesserung sorgen indem der Alkoholverkauf zu gewissen Zeiten dort eingeschränkt wird.
Ich kann die Initiative der Stadträte Wolfinger, Buchberger und Jörg nur unterstützen, wenn diese die Misstände am Hauptbahnhof nennen.
Auch mir passiert es regelmäßig, dass ich von dieser "bunten Ganzjahres-Karnevalsgesellschaft" angeschnorrt werde, wenn ich von der Straba ins Bahnhofsgebäude oder umgekehrt unterwegs bin, nur sage ich denen deutlich, was ich von denen halte ...
Aber gerade ältere Mitbürger oder auch Ortsfremde trauen sich dies vielleicht nicht so sehr und lassen sich auch über den Tisch ziehen und geben denen dann Geld.
Fakt ist, das dort etwas passieren muss, notfalls Platzverweise.
Und jetzt soll bitte niemand kommen und jammern, dass "die ach eine schwere Kindheit hatten" etc., was ja auch stimmen mag.
Nur, wenn jemand, der "eine schwere Kindheit" hatte, sich dort aufhält, dann wäre der Platz überfüllt.
Also: anderes Outfit und arbeiten gehen!
Aber auf der anderen Seite: Schnorren ist ja so bequem ...