DAHW baut angesichts dramatisch steigender COVID-19-Fallzahlen aktuelle Social-Media-Aufklärungskampagne aus
Die Corona-Fallzahlen in Indien steigen rapide, das Gesundheitssystem ist vollkommen überlastet, unzählige Menschen sterben, weil sie nicht mehr rechtzeitig versorgt werden können. Auch die Kolleg*innen der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe in Indien schlagen Alarm: Die Projektarbeit ist aufgrund der Ausgangssperre nahezu ausgesetzt, viele Mitarbeiter*innen sind selbst – teilweise schwer – an COVID-19 erkrankt. Um dennoch einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten, will die DAHW nun die Audio-Aufklärungskampagne, die sie gemeinsam mit Audiopedia zurzeit auf Social Media ausspielt, weiter ausbauen. Auf diese Weise erhalten auch Menschen, die nicht lesen können, überlebenswichtige Informationen zu Corona.
Der Vorteil der Gesundheitsaufklärung via Internet und Social Media liegt auf der Hand: Bereits 2015 betrug der Anteil der weltweiten Bevölkerung, der Zugang zum mobilen Datenverkehr hat, laut Internationaler Fernmeldeunion ITU 95 Prozent. Zudem sind die Kosten in vielen Ländern verhältnismäßig erschwinglich. In der Folge nutzen in einigen sog. Schwellen- und Entwicklungsländern prozentual mehr Menschen mobiles Internet als in den Industriestaaten. Damit auch Menschen, die nicht über (ausreichende) Schreibsprachkompetenzen verfügen, wichtiges Gesundheitswissen erhalten, ist es zielführend, die Inhalte im Audioformat zum Anhören zur Verfügung zu stellen.
Auf dieser Basis hat ein Team der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe und der Online-Plattform Audiopedia eine Corona-Aufklärungskampagne für Menschen entwickelt, die nicht lesen können, und die in 15 Ländern in rund 30 Sprachen auf Facebook und Instagram ausgespielt wird. Mit dieser und weiteren innovativen Ideen zur digitalen Gesundheitsaufklärung hatten die Beteiligten im vergangenen Jahr den #SmartDevelopmentHack des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gewonnen und Fördergelder zur Umsetzung des Projekts erhalten. Um in der aktuellen Situation noch mehr marginalisierte Menschen in Indien zu erreichen, wird die Ausspielzahl der Social-Media-Anzeigen nun noch einmal erhöht. Damit möchte die DAHW einen Beitrag zur Eindämmung der Folgen der Corona-Pandemie leisten. Zur aktuellen Situation der DAHW in Indien
Auch auf die Arbeit der DAHW in Indien hat die aktuelle Situation besorgniserregende Auswirkungen. „Alle unsere Büros sind auf Anweisung der Regierung geschlossen worden. Unsere Feldaktivitäten mussten wir bereits letzte Woche bis auf Weiteres aussetzen“, berichtet Dr. Vivek Srivastava, Regionalrepräsentant der DAHW in Asien. Im DAHW-Regionalbüro in Delhi sind vermutlich alle Mitarbeiter*innen an COVID-19 erkrankt. „Vermutlich“ deshalb, weil sie coronatypische Symptome (Husten, Fieber) aufweisen, aber aufgrund fehlenden Testmaterials nicht eindeutig diagnostiziert werden konnten. Auch in den vier Programmbüros sind viele der insgesamt rund 60 Mitarbeiter*innen der DAHW in Indien von Corona betroffen, ein Kollege musste am Wochenende in das Krankenhaus eingeliefert werden. „Zudem liegt ein Mitglied des Vorstands der DAHW India im Krankenhaus und muss zurzeit beatmet werden“, so Dr. Srivastava.
Zu der großen Sorge um die Gesundheit der Projektbegünstigten und Kolleg*innen kommt die Sorge um die längerfristigen Auswirkungen der aktuellen Schwierigkeiten im Bereich der Projektverwaltung: Wichtige Berichte können nicht verfasst und neue Anträge nicht gestellt werden. Im Moment ist nicht absehbar, wann sich die Lage wieder entspannt und die reguläre Projektarbeit in Indien wieder aufgenommen werden kann. In der DAHW-Zentrale in Würzburg befinden sich die Verantwortlichen im Regionalteam Asien aktuell in der Planung eines eigenfinanzierten Hilfsprojekts, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Projektbegünstigten zu mildern. Angesichts der drastischen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Virus ist es jedoch schwer, überhaupt Maßnahmen umzusetzen und die Betroffenen zu erreichen.
Über Audiopedia
Audiopedia ist ein globales Online-Projekt, das von der deutschen Non-Profit-Organisation URIDU mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, speziell Frauen und Mädchen in Ländern des Globalen Südens kostenloses Audio-Lernen zu ermöglichen. Auch weil immer noch vielen Millionen Frauen und Mädchen das Recht auf Bildung verwehrt wird, sind zwei von drei Analphabet*innen weltweit weiblich. Da sie nicht lesen können, haben sie nicht einmal Zugang zu einfachstem Wissen, insbesondere in ländlichen Gebieten ohne grundlegende Infrastruktur. Auf Audiopedia.IO stehen ihnen mehr als 400 Fragen und Antworten zu den Themen Gesundheit, Ernährung, Familienplanung, Kinderbetreuung, Arbeit und mehr in über 100 Sprachen zur Verfügung.