Die Parkplätze sind verwaist, die Eingangstüren abgeschlossen, in den Trainingsräumen hält sich niemand auf, ans Telefon geht häufig der Anrufbeantworter: Der Ofen ist in den bayerischen Gesundheits- und Fitnessstudios aus. Mehr als zwei Monate nach der Zwangsschließung aufgrund der sich ausbreitenden Corona-Pandemie wirken sie derzeit wie aus einer anderen Zeit. Der Zeit vor Corona. Während Handel, Gastronomie oder auch Demonstrationen längst wieder angelaufen sind, erwarten die Fitnessstudios im Freistaat die baldige Eröffnung.
Gab es zuletzt nur wenig konkrete Infos darüber, wann die Studios wieder öffnen können, dürfte die Nachricht vom Dienstagmittag für Erleichterung gesorgt haben: Sämtliche Studios dürfen ab dem 8. Juni wieder öffnen, verkündete Markus Söder. Die Betreiber müssen sich allerdings an bestimmte Vorgaben halten.
Offener Brief an Markus Söder
Silke Kestler, Inhaberin des Injoy in Estenfeld, hatte erst kürzlich einen offenen Brief an Söder verfasst. Darin heißt es unter anderem: "Wir sind ein in der Wissenschaft anerkannter Baustein in der Gesundheitsprävention. Das effektivste Mittel gegen Viruserkrankungen ist ein funktionierendes Immunsystem. Das in unserem Studio und in der Branche angebotene Muskeltraining ist ein essentielles Element zur Begründung eines starken Immunsystems." Studioleiterin Julia Flor ergänzt am Telefon: "Die Hygiene- und Sicherheitsvorschriften mit Abstandsregelungen können von uns problemlos eingehalten werden."
- Wegen Corona: Fitnessstudios halten Einzug ins Wohnzimmer
Die Folgen der Fitnessstudio-Lockdowns sind für viele Betreiber wie Mitglieder mittlerweile zu einer Art Existenzfrage geworden. "Mich haben Mitglieder und Patienten angerufen, die ihre gesundheitlichen Probleme durch regelmäßiges Training in den Griff bekommen haben und jetzt wieder unter Schmerzen leiden", berichtet die 38-Jährige. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass sich aufgebaute Muskulatur unheimlich schnell zurückbilden könne.
Zwischen zehn und 15 Prozent der Mitglieder hätten mittlerweile gekündigt, schätzt Flor: "Wir erfahren aber auch viel Solidarität." Dass seit zwei Wochen das Trainieren im Freien möglich ist, sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Unsere chipgesteuerten Geräte wiegen teilweise mehrere hundert Kilo. Die lassen sich gar nicht nach draußen schleppen, zumal wir sie jeden Abend wieder ins Studio holen müssten."
"Wirtschaftlich nicht lohnenswert"
Einzig mit einer Vibrationsplatte könne man vor dem Eingang arbeiten, aber jeweils nur mit einer Person. Theoretisch wären Gruppenkurse im Außenbereich bereits jetzt möglich. "Doch auch, wenn wir vor und hinter dem Haus genug Platz haben, dürfen wir immer nur vier Mitglieder gleichzeitig anleiten. Das ist wirtschaftlich nicht lohnenswert", gibt die Estenfelderin zu bedenken. Mit zwei Lokalpolitikern habe man einen Kurs im Freien durchgeführt, um mal wieder in die Köpfe zu rufen, wie wichtig das Fithalten des Körpers ist – gerade unter den Augen von ausgebildeten Experten.
Dieser Meinung ist auch Hans-Otto Wöhrle. Seit 1987 betreibt er ein eigenes Gesundheitsstudio, wie er es selbst nennt, in Würzburg. "Für ältere Menschen sind wir häufig die einzige Möglichkeit, um noch sinnvoll und gesund Sport treiben zu können. Zu Hause tun sich viele Senioren schwer, von allein in Bewegung zu kommen", weiß Wöhrle, der daneben auch eine Praxis für Osteopathie führt.
Zukunft sei unsicher
Das Fit/One hat erst im Herbst 2018 auf rund 6000 Quadratmetern in der Nürnberger Straße eröffnet. Betrieben wird es von der Waldbrunner Firma Harlekin. Auch dessen Prokurist Moritz Mühleck sieht die Lage alles andere als rosig: "Die Zukunft der Branche ist nach einem solch langen Lockdown sehr unsicher." Sein Unternehmen betreibt mehrere Studios in Deutschland und Österreich. Die ersten durften vor zwei Wochen in Nordrhein-Westfalen wieder aufmachen. Mühleck: "Es hat sich gezeigt, dass allenfalls die Hälfte der Mitglieder schnell zurückkehrt – und der Rest noch verhalten ist. Wer weiß, was dieser Shutdown, den ich von Anfang an für übertrieben gehalten habe, noch alles für Folgen haben wird."
Quelle: https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1264854287047409664?s=20
Dazu kommt, dass bei sportlicher Betätigung eine höhere Atemfrequenz für mehr Atemluftausstoß sorgt. Demnach bilden sich mehr Aerosole. Auf die Klimaanlage würde ich mich da nicht verlassen. Tut mir leid für Fitness-Studio-Betreiber, aber das Infektions-Risiko ist definitiv zu hoch. Man müsste, neben allen Hygiene-Regeln, die Anzahl der Teilnehmer sehr drastisch limitieren. Ob das am Ende wirtschaftlich für die Betreiber ist sei dahin gestellt.
Durch die erhöhte Atemfrequenz werden trotz Mund/Nasenschutz die Aerosolpartikel kräftig verteilt. Nutzen würde nur eine FFP Maske die eng anliegt, aber damit kann keiner längere Zeit trainieren.
FFP Masken mit Ausatmungsventil sind völlig ungeeignet, sie schützen den Träger aber nicht die Mitmenschen.
Wenn ein Studiobetreiber ein Konzept vorlegt das vertretbar ist, sollte er die Möglichkeit bekommen sein Studio zu öffnen. Ob das dann wirtschaftlich ist kann jeder Betreiber für sich selbst entscheiden. Genauso verhält es sich mit dem Sportler. Wenn er die Regeln akzeptiert und einhält, spricht nichts gegen eine Öffnung.