Schon mehrmals hat die MainPost in verschiedenen Ausgaben in den letzten Jahren über den 1. Doppelkopfklub Würzburg berichtet. Dabei ging es meist um die jährliche Klubmeisterschaft, um die Nikolausturniere oder um die Geburtstagsevents des Vereins.
Doppelkopf ist ein Kartenspiel ähnlich zu Schafkopf oder Skat, das überwiegend in Norddeutschland gespielt wird. Die Doppelkopf-Fans sagen zu ihrem Spiel, dass es jedoch deutlich komplexer und anspruchsvoller ist als eben jene anderen Kartenspiele. Gespielt wird traditionell an Tischen mit jeweils vier oder fünf Mitspielern. Dabei werden zwei Kartenspiele - also 48 Spielkarten - gemischt und ausgegeben. Jeder Spieler hat am Anfang des Spiels zwölf Karten auf der Hand. Es sind 240 Punkte pro Spiel zu vergeben; gewonnen hat, wer 120 bzw. 121 Punkte erreicht hat. Jede Karte gibt es doppelt am Spieltisch, daher kommt möglicherweise der Name „Doppelkopf“.
Stark verbreitet in Norddeutschland
Stark verbreitet ist dieses Kartenspiel in Norddeutschland, wo es Klubs mit mehreren Hundert Mitspielern gibt und in den großen Städten bis nach Berlin werden regelmäßig Turniere veranstaltet. In Süddeutschland ist dieses Kartenspiel vermutlich wegen der Konkurrenzsituation zu Schafskopf eher wenig verbreitet. Meistens organisieren sich zugereiste Norddeutsche und spielen dann in privaten Runden dieses Spiel. Ein echtes Vereinsleben gibt es in Süddeutschland eher weniger. In ganz Unterfranken gibt es wohl nur den Doppelkopfklub von Würzburg, der nächste Klub in Bayern ist in München.
Unser Klub in Würzburg hat fast 40 Mitglieder, die aus Würzburg, dem Umland, aber auch aus umliegenden Städten wie Ochsenfurt, Kitzingen, Iphofen, Schweinfurt und sogar Erfurt kommen. Vor dem Corona-Lockdown veranstaltete der 1. Doppelkopfklub Würzburg regelmäßig an den Montagen in einem Lokal bei Würzburg einen Spielabend. Über zwei Drittel der Klubmitglieder waren mit großer Regelmäßigkeit und Leidenschaft für ihr Hobby dabei. Das geht nun seit Monaten nicht mehr. Dennoch war es der Gemeinschaft wichtig, den Zusammenhalt in der Coronazeit zu bewahren, um dann natürlich in der Nach-Coronazeit wieder starten zu können.
Erste Interimslösung seit April 2020
Die Idee war, die Spielabende ins Internet zu verlagern. Genutzt werden sollte eine Spieleplattform, die im Internet das Doppelkopfspielen anbietet und wo fast 5000 Spieler – überwiegend aus Norddeutschland – anonym, aber live spielen. Diese Spieleplattform hat natürlich ganz andere Zielrichtungen als ein Klub. Hier wird nicht vernetzten Einzelpersonen nach Standardregeln das Spielen zu jeder Tages- und Nachtzeit angeboten.
Unser Klubvorstand Herr Eckhard Stretzel – Klubname Ecki – hat es tatsächlich geschafft, durch direkte Kontakte mit den Betreibern der Spieleplattform diese dazu zu bringen, dass für Vereine geschlossene Spieltische mit spezifischen Regeln angeboten werden. Dazu musste einiges programmiert und abgestimmt werden. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen! Der 1. Doppelkopfklub Würzburg kann sich nun tatsächlich zu der gewohnten Zeit am Montagabend im Internet auf dieser Plattform treffen und an geschlossenen Tischen nach seinen Regeln spielen. Zusätzlich kann mit Eingabe von Texten auch während des Spieles kommuniziert werden, aber eben nur chatten.
Damit war ein erster großer Schritt getan und der Kontakt zwischen den Klubmitgliedern blieb; es konnte mit den gewohnten Partnern und den gewohnten Regeln gespielt werden, aber das Live-Spiel war natürlich dadurch keinesfalls zu ersetzen. Es fehlte der Blickkontakt und die Geräuschkulisse. So wurde weitergedacht und da kam von einer Mitspielerin die Idee, parallel zur Nutzung der Spielplattform das Spielen noch auf eine Videokonferenz zu ziehen.
Spiele per Videokonferenz
Auch bei den Internetangeboten für Videokonferenzen gibt es – vorangetrieben durch Corona – Veränderungen und neue Möglichkeiten. Diese für den 1. Doppelkopfklub Würzburg zu nutzen bedeutete viele Stunden Arbeit, schließlich mussten die Klubmitglieder erst einmal dazu gebracht werden, sich dieser neuen Herausforderung zu stellen. Dazu kamen die hohen Anforderungen an die PC-Ausstattung, die erfüllt werden mussten, um in Videokonferenzen einzusteigen. Glücklicherweise ist bei unserem Vorstand nicht nur das Wissen dazu vorhanden, er hat auch die benötigte Geduld, um solche Ideen bei einer sehr heterogenen und großen Gruppe umzusetzen.
Und über das Ergebnis freuen sich nun alle. Denn seit vier Wochen veranstaltet der 1. Doppelklub Würzburg nun auch Spielabende per Videokonferenz. Total überraschend, aber andererseits doch auch wieder gut nachvollziehbar ist bei den Mitspielern eine große Begeisterung vorhanden. Der Blickkontakt ist wieder da und gewohnte Stimmen sind zu hören. Das macht nicht nur viel Spaß, wir sind uns auch sicher, dass wir unser Vereinsleben so gut über die Corona-Zeit bringen werden.
Jeder Verein und jeder Klub braucht neue Mitglieder, sonst kann das Angebot auf Dauer nicht aufrecht gehalten werden. Das gilt natürlich auch für unseren Klub. So wurden in den letzten Jahren regelmäßig Anfängerkurse mit hoher Beteiligung gestartet und hier konnten viele neue Mitglieder für dieses anspruchsvolle Kartenspiel begeistert werden. Das geht allerdings nicht via Internet und Videokonferenzen und so muss darauf zurzeit leider verzichtet werden. Trotzdem können Interessenten und solche, die längst vergessene Kenntnisse auffrischen wollen, sich für einen Kurs vormerken lassen. Erfahrene Doppelkopfspieler, die Interesse an einer Runde Doppelkopf haben, sollten sich ebenfalls mit dem 1. Doppelkopf-Klub Würzburg in Verbindung setzen. Tel. (09 31) 3 59 91 76 oder www.doppelkopf-wuerzburg.de.
Von: Robert Wörner, für den 1. Doppelkopfklub Würzburg