Mal eben ins Restaurant gehen und sich etwas Leckeres von der Speisekarte auswählen? Das geht im Moment nur sehr eingeschränkt. Seit rund zwei Wochen ist der Aufenthalt in Gastwirtschaften durch die verordnete Ausgangsbeschränkung nicht mehr möglich. Doch wie gehen die Gastronomen mit der Situation um? Werden sie selbst aktiv, indem sie Lieferungen oder einen Abholservice anbieten?
Diese Redaktion hat sich in Höchberg und der Umgebung bei den Gaststätten umgehört und auch mit Menschen gesprochen, die von den neuen Möglichkeiten profitieren. "Ich finde es super, dass die Speisen jetzt auch gebracht werden", freuen sich beispielsweise Ernst Wagner und seine Lebensgefährtin Annelore Geyer-Kraus. Sie sind schon etwas älter und gehören zur Risikogruppe. Doch auch viele Jüngere nutzen bereits den Abholservice der Gastronomen.
Die Mitarbeiter ziehen mit
In Zeiten, in denen man möglichst nicht vor die Tür gehen sollte, informieren die Wirte ihre Kunden teils klassisch über die Tageszeitung. Doch auch die eigene Homepage wird genutzt oder soziale Medien wie Facebook und Instragram. Das Gasthaus Lamm in Höchberg ist noch einen Schritt weiter gegangen. Noch bevor die Schließung der Restaurants angeordnet wurde, verteilten Werner Lawrenz und seine Mitarbeiter über 20 000 Flyer in den Briefkästen von Höchberg und den Nachbarorten und wiesen auf den Abhol- und Lieferservice hin, der nun läuft.
"Wir waren unseren Mitbewerbern voraus, weil wir in unserem neuen Lokal ‚Werk2go‘ am Waldsportplatz sowieso einen Abholdienst einrichten wollten", so Werner Lawrenz. Die Eröffnung des neuen Lokals musste verschoben werden, aber die Logistik und die Gedanken zu einem Abholservice waren schon gereift. Begeistert sind er und seine Frau Maren von der Bereitschaft der Mitarbeiter, bei dem geänderten Angebot mitzugehen. Die Idee mit dem Austragen der Flyer kam von ihnen selbst. "Und wo die Flyer ausgetragen wurden, kamen gleich die ersten Bestellungen rein", so Lawrenz.
Dabei überwiegen derzeit die Lieferungen. Seine Mitarbeiter fahren die Speisen aus, die bestellt wurden. Der Radius umfasst Greussenheim, Mädelhofen, Waldbrunn oder Kist. Das war eine logistische Herausforderung, so Maren Lawrenz, denn die Speisenauswahl ist auf der "kleinen Karte" schon umfangreich. So gibt es Kunden, die das Rumpsteak bestellen, medium natürlich. "Wir sind dankbar, dass die Menschen an uns denken und uns die Treue halten", sagen beide und berichten von vielen Dankesschreiben, die sie täglich erreichen.
Zusätzlich gibt es sonntags ein besonderes Essen, am vergangenen Sonntag waren das halbe Hähnchen. "Da sind wir fast an unsere Kapazitätsgrenze gekommen, wir mussten fast schon wieder Kunden absagen", so Werner Lawrenz. So wie der Familie Lawrenz geht es vielen Gastronomen in der Umgebung. Sie alle sind kreativ bei der Aufrechterhaltung ihres Betriebes. Die meisten bieten Speisen zur Abholung an.
Gastronomen hoffen auf normale Zeiten nach Corona
Etwa Stefan und Andreas Seubert vom Goldenen Adler in Höchberg. Hier ist ein reiner Abholservice eingerichtet worden. Die Kunden rufen am Vortag an, bestimmen ihre Abholzeit und dann wird die Ware pünktlich frisch hergestellt. Michael Vassilliou vom Mainlandbad-Griechen liefert die Speisen aus seinem Lokal seit kurzem zusätzlich innerhalb Höchbergs aus. Die drei italienischen Lokale "Bastia", "Umbria" und "La Piazza" bieten ebenfalls Gerichte zum Abholen an. Das Umbria zu den normalen Geschäftszeiten, das Bastia erst einmal nur am Wochenende und das La Piazza täglich von 17 Uhr bis 21 Uhr.
Da ist für viele andere Betriebe auch meist Schluss. Das "Libero53" in Waldbüttelbrunn beispielsweise oder auch der "Badische Hof" in Gerchsheim oder der "Gasthof Fuchs" in Waldbrunn, die "Alte Brauerei Zapf" in Uettingen oder das "La Corona" in Hettstadt halten es ähnlich. Sie alle und noch viele weitere versuchen, über Abholung und Lieferung weiter für ihre Kunden da zu sein. Und sie hoffen, dass nach Corona wieder normale Zeiten kommen. Auch wenn man verloren Gegangenes nicht wieder auffangen werden wird, befürchtet Werner Lawrenz.