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Ochsenfurt
"Cherumbim im Gää": Nordroute des Thierbachtal-Wegs wurde eröffnet
Der 125. Europäische Kulturlandschaftsweg 'Cherubim im Gää' ist eröffnet. Mit dabei waren (von links): Stephan Clobes, Rosa Behon, Thilo Hemmert, Volkmar Halbleib, Peter Honecker, Zuckerfee Magdalena Gebhardt, Manfred Singer, Felix von Zobel, Thomas Eberth, Peter Juks, Bastian Lange und kniend Gerrit Himmelsbach.
Foto: Antje Roscoe | Der 125. Europäische Kulturlandschaftsweg "Cherubim im Gää" ist eröffnet. Mit dabei waren (von links): Stephan Clobes, Rosa Behon, Thilo Hemmert, Volkmar Halbleib, Peter Honecker, Zuckerfee Magdalena Gebhardt, ...
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 03.05.2024 02:43 Uhr

Denn: wo gibt es einen Altartisch, der zweimal im Jahr gedreht wird? Der Hohestadter Bildhauer Ernst Singer (1934-2015) hat ihn für die St. Johannes-Kirche geschaffen – und so Vieles mehr, wovon Lektorin Birgit Dettelbacher und Singers Nichte Stefanie Haaf berichteten. Natürlich wurde der Tisch des Herrn sofort inspiziert und zum "Auferstandenen" auf der Rückseite auch die Kreuzigung Jesu gefunden. Aus welchem Material aber die "sauschwere" Kugel der früheren Kegelbahn sein könnte, die zum Gasthaus "Zur Schwane" gehörte? Eigentümer Christian Geiger rätselt weiter. Hohestadt war noch über die 1960er Jahren hinaus ein Ziel des sonntäglichen Spaziergangs für die Ochsenfurter gewesen, mit Einkehr in einem der beiden Gasthäuser.

Das Gasthaus Zur Sonne lässt seine Geschichte noch gut erahnen. Und die untypisch zur Hofseite platzierten Hausfiguren der Heiligen Maria und des Heiligen Josef sind gerade frisch restauriert an ihren Platz zurückgekehrt – rechtzeitig, bevor die Hohestadter Blasmusik aufspielte, damit Bürgermeister Peter Juks mit den Initiatoren Gerrit Himmelsbach, Projektleiter am Unterfränkischen Institut für Kulturlandschaftsforschung, und Bastian Lange, Manager der ILE MainDreieck, die Nordroute des zweiteiligen Thierbachtal-Wegs eröffnete: "Cherumbim im Gää" – übersetzt "Engel im Gau" soll neugierig machen auf die enorm künstlerisch ausgestatteten Kirchen und Glaubenszeugnisse, die auf dem fruchtbaren Gauboden "draußn Gää" entstanden. Was da "im Glauben an unseren Herrgott" geleistet wurde, vergegenwärtigte Landrat Thomas Eberth. Diese Geschichte zu bewahren, aber auch Gegenwart zu dokumentieren und für die Zukunft zu erhalten, erhalte die Identität der Dörfer, steigere den Freizeit- und Naherholungswert, bringe Austausch und Verbindung.

Arbeitskreis trug fast drei Jahre lang Stücke zusammen

Fast drei Jahre hatte der Arbeitskreis Thierbachtal, speziell mit Peter Honecker, Wolfgang Borst, Manfred Singer und Josef Schott, vom alten Waaghäusle bis zur Entwicklung des Gewerbegebietes mit zurzeit um die 780 Beschäftigten alles zusammengetragen und einiges auch aufpolieren lassen, was es Interessantes festzuhalten gilt. Darunter sind auch zeittypische Nebensächlichkeiten, nämlich dass der Dorfplatz eine Zeit lang "Spetzplatz" genannt wurde – nach den Jugendlichen, die das Ausspucken auf die Straße kultiviert hatten.

Kapellen, Bildstöcke, Mühlen und ein alter Kalkofen, die Gaubahn und das Kartäuserkloster gehören zu diesem Stück Kulturweg, zur Landschaft, die durch Honecker und Himmelsbach, über die Info-Schilder und Folder hinaus, an solchen Tagen zum Erlebnis werden. Gelingt es, das Kartäusermuseum in Tückelhausen zu erhalten, wird ein gewichtiger Glanzpunkt dazu kommen. Christa Fritsch und Stephan Clobes hatten den Klosterkomplex erklärt.

Die vier Cherubim an der Kanzel in der Pfarrkirche von Hohestadt symbolisieren die vier Erdteile. Der Apostel Paulus ist als 'Lehrer der Völker' dargestellt. Vorgestellt wurden sie von Lektorin Birgit Dettelbacher zur Eröffnung des 125. Europäischen Kulturlandschaftswegs 'Cherubim im Gää'.
Foto: Antje Roscoe | Die vier Cherubim an der Kanzel in der Pfarrkirche von Hohestadt symbolisieren die vier Erdteile. Der Apostel Paulus ist als "Lehrer der Völker" dargestellt.

Himmelsbach, der die Entstehung der Kulturwanderwege begleitet, hob verwies auf die "große Besonderheit, dass sich bei den Kulturwegen Wissenschaft und Ehrenamt verbinden", dass sie von den Menschen vor Ort selbst erarbeitet werden und der Arbeitskreis hier auch für Bewegung gesorgt hat. "Tückelhausen wollen wir nämlich retten", erinnerte Himmelsbach an die noch ausstehende Lösung für das Museum. Unverzichtbar: der Zweckverband Naherholung des Landkreises mit dem Wegemarkierungs-Team um Andrea Trumpfheller. Und auch ohne die mit Bezirksrätin Rosa Behon vertretene Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, würde es diese Kulturwege nicht geben. Sie sind kommunal getragen von der Stadt Ochsenfurt und der Gemeinde Gaukönigshofen . Die Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib (SPD) und Felix von Zobel (FW) bekamen den Auftrag, beim Freistaat Unterstützung einzuholen.

Bürgermeister Krämer kostete das "Gää-Gold"

Übrigens: das "Gää-Gold", der neu kreierte Zuckerrüben-Brand aus dem "Gold des Ochsenfurter Gau", den es als Belohnung nach der elf Kilometer langen Wanderung geben sollte, wurde von besonders Interessierten, wie Giebelstadts Bürgermeister Helmut Krämer schon in Tückelhausen gekostet. "Der ist gut!" lautete die spontane Reaktion. Geschmack und Duft der Zuckerrübe einzufangen, sei die Intention gewesen, so Himmelsbach. Das hat funktioniert: Die leichte Zuckerrübennote sei deutlich. Vielleicht ein Hauch Rote Bete? Das Erdige. Eher mild. Wie Zuckerfabrik bei Ostwind, hieß es. "Löss-lehmig" und "lässig!" schmeckte man zusammen mit Geowissenschaftler Jürgen Kempf und ILE-Manager Bastian Lange heraus.

Erhältlich ist das "Gää-Gold" bei der Eröffnung der Südroute des Kulturwegs am Sonntag, 5. Mai, 9 Uhr ab Dorfplatz oder auch in der Tourist-Info in Ochsenfurt sowie bei Bastian Lange im ILE-Büro im Rathaus.

Kaffeepause im 'äußeren' Hof des Kartäuserkloster, heute Pfarrgarten - bei der Eröffnungswanderung zum Europäischen Kulturweg 'Cherubim im Gää' - Nordroute.
Foto: Antje Roscoe | Kaffeepause im "äußeren" Hof des Kartäuserkloster, heute Pfarrgarten - bei der Eröffnungswanderung zum Europäischen Kulturweg "Cherubim im Gää" - Nordroute.
 
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