Es waren knüppelharte Zeiten für den Mann vor 20 000 Jahren: Die Jagdgründe leergefegt, die Weiber rebellisch und der Kontakt zum höheren Schöpfungswesen nachhaltig gestört! Diese Stressfaktoren wirbelt Balthasar Alletsee in seiner Komödie „Drohnenschlacht – Die Steinzeit ist kein Ponyhof“ humorvoll durcheinander und bereitet dem Premierenpublikum im Chambinzky Theater zusammen mit den glänzend disponierten Akteuren ein „höhliches“ Vergnügen.
Einfallsreiches Bühnenbild
Das Bühnenbild (Niklas Mark/Sebastian Fischer/Rainer Appel) verrät kuriosen Einfallsreichtum: In der kantige Höhle sorgen Kuschelecke, Alpenblick, Steinzeit-Nippes, Tropfstein-TV und vogelgestütztes Fernruf-System für bizarre Gemütlichkeit. Diesen Spielraum setzt Michael Jansky ideenreich ins Licht. Rainer Appel bezieht in seiner Regiearbeit den Zuschauerraum ins lebhafte Geschehen ein und kommt den toll mitgehenden Besuchern dabei ganz nahe. Das steigert den Spaß in den locker besetzten Reihen und erhöht die gespannte Erwartung auf den nächsten Gag.
Kaan, Höhlenbesitzer und Jägermeister einer vergangenen Epoche, steckt in einem üblen Dilemma: Er muss Nahrung liefern, denn „einen Jäger der mehr braucht als er bringt, kann sich keine Höhle leisten!“ Miro Nieselt nimmt die Herausforderung mit selbstbewusster Strahlkraft auf, schnuppert zwischendurch aufgeregt an weiblicher Beute und bringt nichts zur Strecke. Er tobt und bettelt, schwindelt und ergeht sich in verrückte Visionen: Warum nicht einmal am Büffeleuter lecken? Das weibliche Pendant dieses trefflich agierenden Caveman, die flotte Liss, hätte gerne etwas mehr Speck auf den Hüften und einen Luchs oder Ozelot um die Schultern. Angelika Gerhardt reibt dies ihrem Kaan resolut, schnippisch und mit einer gehörigen Portion Ironie unter die Nase. Konstantin Wappler gibt Kaans Jagdkumpan Winnie als rotbackige Frohnatur, die die Fährnisse des Überlebenskampfes launig umgeht und häufig Trost findet in vergorenem hochprozentigem Honig. Winnie ist ein liebenswerter Blender, dem bei der Jagd nie „die Zunge zum Lendenschurz raushängt.“
Vorgeschichtliche Emanzipation
Seine Höhlen-Diva Brigitte (Charlotte Pensel) bringt souverän vorgeschichtliche Emanzipation ins Spiel: Sie stellt ihren alten Trottel, der nach verfaulten Bienen stinkt, aufs Abstellgleis und schwänzelt verführerisch um den ehemalige Top-Jäger Kaan herum.
Doch weil die resolute Liss dazwischenfunkt, wird?s nichts mit „in die Felle hüpfen“. Das quirlige Quintett vervollständigt Adeliya Sagitova als schmiegsame, trostreiche Telefon-Ratgeberin Waltraud.
Der erheiternde Streifzug durch die kunterbunte Höhlenwelt wird nach zwei Stunden mit lebhaftem Applaus bedacht.
„Drohnenschlacht“ wird bis zum 7. April gezeigt. zum Karten über Tel. (09 31) 5 12 12 oder 5 12 62 oder über www.chambinzky.com