Zwölf Bände geistreiches, pralles Leben - und geblieben ist nur der zweifelhafte Ruf des Casanova? Missbraucht wurde er, schmuddelig und selektiv übersetzt. Damit ist jetzt Schluss, sagt Schauspieler Rainer Appel. Er hat Casanovas „Histoire de ma vie“ mit dem Duo Sandrose in eine musikalische Lesung gepackt, voll trefflicher Erzähl-Performance, kurzweiliger Historie und außergewöhnlicher musikalischer Interpretation.
Harfe und Singende Sägen, Spinett, Gitarre und Laute sind das Instrumentarium, mit dem das Duo Sandrose zu Werke geht. Ralph Stövesandt und Julia Rosenberger können zeitgenössisch rokoko-kokett wie Paisiello und Mozart. Sie lassen Casanova augenzwinkernd mit Hänschen klein davon hüpfen, wenn es wieder einmal Zeit ist, zu gehen, einen neuen Ort, eine neue Identität zu suchen. Ein Ravelscher Besen-Bolero auf der E-Säge, dann aus der Harfe gezogene Qual – erst heiter-süffisantes Geplänkel, dann die Einsamkeit in den Bleikammern, wo Effektgerät und Loop-Maschine ungeahnte Gedankenkreisel in Bewegung setzten. Es sind einzigartige Klangerlebnisse, die Giacomo Casanovas Gefühls- und Gedankenwelt, das Venedig des Rokoko spürbar in das Heute spielen.
Ralph Stövesandt hat sich zu einem Meister der Singenden Säge entwickelt. Seine Ernsthaftigkeit und Virtuosität ergeben außergewöhnliche Projekte, auch im Mainfranken Theater oder mit Quadro Nuevo. Bei „Casanova … komm!“ schöpft er aus dem Vollen, tritt mit drei Sägen, verstärkt und unverstärkt, an.
Die Selbstironie des Lebens und die außergewöhnliche Abenteuerlichkeit mit der dieser Giacomo Casanova lebte, die Musik nimmt sie auf, auch in der Musikauswahl durch die diplomierte Harfinistin Julia Rosenberger.
Termine: Theater Chambinzky, 11. und 12. Dezember, 20 Uhr. Kartenreservierung: Tel. (09 31) 5 12 12.