
Fragen und Neugier gestattet! Beim Campusfestival am Sonntag präsentierte sich die Universität am Hubland den ganzen Tag spannend, lebendig und weit entfernt vom Elfenbeinturm. Forscher machten Klänge und Wellen sichtbar, justierten Laser und lösten Kettenreaktionen aus. Mediziner gaben Einblick in die ärztliche Praxis, Naturwissenschaftler erläuterten die Physik des Fußballspiels. Bei den Mathematikern durfte man sich den Kopf zerbrechen über die Frage, ob Seifenblasen immer rund sind.
Schon mal was von „Raumzeitkrümmung“ gehört? Am Stand von Katharina Leiter, Doktorandin der Astronomie, wurde erlebbar, was es mit diesem abstrakten Begriff auf sich hat. „Diese Boule-Kugel steht für ein schweres Objekt des Sonnensystems“, erläuterte die Astronomin und legte die eiserne Kugel auf ein schwarzes Tuch. Das krümmte sich tief nach unten durch – und zog alle anderen, leichteren Objekte in seiner Nähe an. Auch durch ein Sonnenteleskop durften die Besucher gucken. Allerdings war am Sonntag von der Sonne meist nur wenig zu sehen.
Topologen lösen Rätsel
Um den Raum ging es auch bei Raik Suttner und Anastasia Karas, Doktoranten am Institut für Mathematik. „Topologie“ nennt sich das Forschungsgebiet, mit dem sich die beiden befassen. Welche Rätsel ein Topologe löst, versinnbildlichten sie mit drei gedrahteten Fahrrädern, die an einem symbolischen Laternenmast gekettet waren. Die Besucher mussten die Fahrräder befreien – natürlich ohne den Laternenpfahl zu bewegen. Wie das funktionieren kann? „Indem man die Schleifen auf bestimmte Weise zieht“, verriet Suttner eine Besucherin. Die zog mal hier, mal die, und plötzlich war das Fahrrad tatsächlich frei!
Frei in die Luft erhoben sich die Quadrocopter am Stand der Informatiker. Das begeisterte Lukas und Finn. „Drohnen zu bauen, wäre ein toller Beruf“, meinten die beiden Neunjährigen.
Bunt ging es zu bei der Fachschaft Chemie. Mit Lithium, Natrium und Kupfer zauberte Bernhard Brück, Chemie-Student im 8. Semester, Feuerwerksfarben. Grün, gelb und rot loderten die Flammen auf. Carina Krell, die im 8. Semester Chemie auf Lehramt studiert, zeigte mit ihrem Kommilitonen Max Fest anhand eines Modells, aus welchen Molekülen Zinn besteht. Auch zu riechen gab es eine Menge. Minze und Kümmel zum Beispiel. Das Verblüffende: Obwohl beide Kräuter völlig verschieden duften, sind sie sehr ähnlich, so Fest: „Chemisch gesehen sind Kümmel und Minze einander spiegelbildlich wie unsere beiden Hände.“
Um Pflanzen ging es auch bei den Botanikern. Sönke Scherzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Botanischen Institut, hat sich die fleischfressende Venusfliegenfalle zum Studienobjekt erkoren. Ihn interessiert, wann sie zuschnappt und wann nicht. Dass sie zuschnappt, wenn ein Beutetier in ihre Fänge gerät, liegt an den kleinen Härchen an der Innenseite der Falle: „Werden sie berührt, wird ein Nervenimpuls ausgelöst.“
Auszeichnung für Campus-Garten
Allerdings schnappt die Falle nicht zu, wenn ein Wassertropfen in sie fällt. Das ist bio-logisch: „Die Pflanze will keine Energie verschwenden.“ Aus diesem Grund schließt sie auch immer erst dann, wenn ihre Härchen mindestens zweimal berührt werden.
Wissen wird an der Uni Würzburg übriges nicht nur gelehrt und gepaukt – sondern auch „gepflanzt“. Dies geschieht Im Campus-Garten des studentischen Referats Ökologie. Das 2015 gestartete Projekt, in das die Studierenden eine Menge Zeit und Ideen steckten, fand deutschlandweit Beachtung. So kam es, dass der Campus-Garten den Preis der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ erhielt. Während des Campus-Festivals nahmen Pascal Bunk, Wibke Degler und Franziska Scheidemantel die Auszeichnung aus der Hand von Uni-Vizepräsidentin Barbara Sponholz entgegen.