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WÜRZBURG
Café Ludwig gibt nach über 80 Jahren auf
Café Ludwig – ein Name, mit dem fast jeder Würzburger etwas anfangen kann. Nach über 80 Jahren schließt der traditionsreiche gastronomische Familienbetrieb an diesem Sonntag. Es lohnt sich seit einigen Jahren nicht mehr, sagen der fast 80-jährige Inhaber Kurt Weigand und sein Sohn Udo, der die Geschäfte führt.
Das waren noch Zeiten: Das „Ludwig“ in der Kaiserstraße im Jahr 1965, als das Lokal nach umfangreichen Renovierungen wiedereröffnet wurde und der Tanzbetrieb florierte. Am Sonntag schließt das Café Ludwig seine Pforten - für immer.       -  Das waren noch Zeiten: Das „Ludwig“ in der Kaiserstraße im Jahr 1965, als das Lokal nach umfangreichen Renovierungen wiedereröffnet wurde und der Tanzbetrieb florierte. Am Sonntag schließt das Café Ludwig seine Pforten - für immer.
Foto: ARCHIVFOTO Hans Heer | Das waren noch Zeiten: Das „Ludwig“ in der Kaiserstraße im Jahr 1965, als das Lokal nach umfangreichen Renovierungen wiedereröffnet wurde und der Tanzbetrieb florierte.
Von unserem Redaktionsmitglied Richard Wust
 |  aktualisiert: 06.08.2007 03:03 Uhr

Im Jahr 1926 von Konditormeister Otto Wiegand am alten Bahnhof in der Ludwigstraße 1 gegründet, war das Café Ludwig im eleganten „Wiener Kaffeehaus-Stil“ ein sehr beliebter Treffpunkt auch der sogenannten „Oberschicht“, die sich nach dem Theaterbesuch hier ebenso gerne traf wie die Damen am Nachmittag zum Kaffee-Plausch.

Das Haus in der Ludwigstraße wurde am 16. März 1945 ebenso total zerstört wie das Elternhaus von Kurt Weigand in der Kaiserstraße. Der Sohn des Firmengründers war damals 18. In der Kaiserstraße entstand bis 1948 im Erdgeschoss das neue Café Ludwig. Dort kam nach dem Krieg dann die eigentliche Glanzzeit, erinnert sich Kurt Weigand. Für die damalige Zeit absolut modern, konnte das Café zur Straße hin die ganze Front öffnen. Bis zu 14 Konditoren wurden damals beschäftigt. Die wirklichen Geschäfte liefen nachts zwischen 1 und 3 Uhr. Da gab es keinen Platz mehr. Das Café Ludwig war in jenen Zeiten einer der beliebtesten Treffpunkte – vor allem auch für (Tanz-)Paare. Viele fanden im „Ludwig“ gar den Partner fürs Leben.

Mit verschiedenen Umbauten versuchte Kurt Weigand dann den Erfolg über die Jahre zu retten. Viele Stammtische und Kaffee-Kränzchen blieben bis zuletzt treu. Aber die wirtschaftliche Basis stimmte nicht mehr. Daran änderte sich auch nichts, als das Tages-Kaffee zuletzt als Restaurant attraktive Mittags-Menüs anbot. Die einst gefragten Tanzveranstaltungen waren da schon lange aus der Mode gekommen.

Um sich jetzt noch einmal zu spezialisieren, sind die Räumlichkeiten eigentlich zu groß, meint Udo Weigand. Der Trend spricht auch gegen ein solches Café im ersten Stock, das für den Fremden in einem Schilderwald von Reklame für Food Locker, Kupsch, Tack oder Runners Point fast unauffindbar geworden ist.

Die alte Kaffeehaus-Tradition wird damit aus Würzburg verschwinden und den zahlreichen Straßencafés und Bäckereien das Feld überlassen. „Die andern Kaffeehäuser haben alle längst aufgegeben“, so Kurt Weigand etwas wehmütig. Allenfalls das Café Michel am Marktplatz halte noch die Tradition hoch. Die Weigands indes wollten hohe Investitionen in einen Aufzug, Toiletten und das Restaurant nicht mehr riskieren.

Kurt Weigand erinnert sich gerne an die vielen, schönen Zeiten im Café Ludwig. Der Dank an viele Gäste, die dem Haus über Generationen die Treue gehalten haben, liegt ihm abschließend am Herzen.

Der Aufgang zum Café Ludwig in der Kaiserstraße.       -  Der Aufgang zum Café Ludwig in der Kaiserstraße.
Foto: FOTO T. Ruppert | Der Aufgang zum Café Ludwig in der Kaiserstraße.
 
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