Nachdenklich zog Tobias Hauck die Stirn in Falten und warf einen kritischen Blick auf den neuen und überaus belebten Skateplatz an der Weißen Mühle in Estenfeld. Eigentlich war vorgesehen, dass Hauck und seine Mitstreiter vom Verein Skate'n'Rock aus Nordheim am Main eine Showeinlage hätten bieten sollen. Das war als Höhepunkt der Eröffnung des Skateplates vorgesehen, doch noch zögerte Hauck, der Vorsitzende des Vereins aus Nordheim. "Da sind einfach zu viele Kinder unterwegs, mit Fahrrädern, Rollern und Skateboards, und da können wir einfach keine Sprünge zeigen", sagte er.
Doch später war die Anlage dann doch von allen Kindern und Jugendlichen und auch einigen mutigen Erwachsenen geräumt worden, und Hauck und seine Vereinskollegen demonstrierten eine gute halbe Stunde lang, was Skateboardfahren bedeutet und wie sich die einzelnen Elemente der neuen Anlage in Estenfeld nutzen lassen. Direkt danach fluteten wieder die Kinder und Jugendlichen die Anlage, und die Profis aus Nordheim übernahmen die Rolle als Verleiher von Skateboards und Helmen sowie als Anleiter und Unterstützer.
In Betrieb ist die neue Anlage schon seit dem 19. Juni, nachdem die emsigen Mitarbeiter des Bauhofes dort die neuen Geräte montiert hatten. Was noch fehlte, war die offizielle Eröffnung, die am Samstag nachgeholt wurde. Und da durfte zu Beginn er Eröffnungsfeier jeder mit jedem zulässigen Gefährt die Bahn ausprobieren, sei es mit dem Fahrrad, dem Tretroller oder auch dem Skateboard. Ein buntes Rahmenprogramm war da eine willkommene Abwechslung für all diejenigen, die nicht skaten wollten und stattdessen ein Riesenmikado und ein großes Vier-gewinnt-Spiel spielten, die Hüpfburg ausgiebig testen, sich einen Namen für die Anlage überlegen, die Buttonmaschine beanspruchten oder sich Popcorn zubereiten ließen. Den ganzen Nachmittag lang wurde die Schlange vor dem Eiswagen nie wirklich kurz und die Bratwürste und Getränke, angeboten von der KJR, standen auch bei den Kindern hoch im Kurs.
Das Projekt ist das Ergebnis der Wünsche der Jugend aus der Jugendvollversammlung, sagte Gemeindejugendpflegerin Jasmin Schmitt bei der Eröffnung. Es war eine Zusammenarbeit der Jugend sowohl aus Estenfeld als auch aus Mühlhausen, die zusammen die gewünschten Rampen ausgesucht und auch die Eröffnungsfeier geplant hatten. Als Bindeglied zum Gemeinderat hatte Thomas Herr die Aufgabe übernommen, dem Rat die Neugestaltung des Platzes schmackhaft zu machen. Was ihm auch gelang, der Rat hatte sich nicht lange bitten lassen und dem Ganzen zugestimmt.
In puncto Förderung, so Bürgermeisterin Rosi Schraud, waren zwei Fördertöpfe angezapft worden. Einer war das "Zukunftspaket" durch das Bundesfamilienministerium, das andere das Amt für ländliche Entwicklung, genauer gesagt das Regionalbudget. Der dafür zuständige Markus Höfling "hat dafür die notwendige Kohle lockergemacht", so Schraud in ihrer launigen Begrüßung. Unterm Strich standen bei den Kosten für die Rampen exakt 23.781,66 Euro, sagte die Bürgermeisterin, inklusive der Förderung. Und nachdem seine Vorrednerinnen schon so gut wie alles gesagt hatten, blieb Jugendreferent Thomas Herr fast nur noch, ein "Dankeschön" zu sagen und erfreut festzustellen, dass die Rampen schon seit Wochen intensiv genutzt werden.
Bei all dem Dank mochte sich auch Tobias Hauck nicht ausschließen. Eine Skateanlage, sagte er, sei nicht nur wichtig für die Bewegung, "es ist auch ein Ort der Begegnung". Seiner Ansicht nach sollte in jeder Gemeinde eine solche Anlage stehen. Allerdings seien durch die Preissteigerungen leider nur noch "kleine Anlagen finanzierbar", denn auch vor den Skatern macht die Inflation nicht Halt. Was allerdings niemanden davon abhielt, diese Anlage auch kräftig zu nutzen.