Zwar gibt es keine tausend Jahre alte Urkunde, die man zum Jubiläum vorweisen könnte. Doch Professor Dieter Salch, Ehrenmitglied der Zunft und Präsident des Leitungsausschusses für das große Jubiläum, ist zwar Jurist, zeigt sich aber nicht nur in diesem Punkt als versierter Geschichtsforscher. Jagd und Fischereirechte waren im Mittelalter fraglos bei den Privilegierten. Das waren die Fürstenhäuser und die Bischöfe. Die Fischereirechte hatte um das Jahr tausend der Bischof. „Weil der nun einmal auch schon damals seine Fische nicht selbst gefangen hat“, so Salch, übertrug er die Rechte, wenn auch nicht um Gotteslohn, an die Würzburger Fischer. Die mussten sich zwangsläufig organisieren und zusammenschließen. Das begründete nachweisbar die Zunft.
Die Main-Fischerei spielte zur Gründungszeit bis in den Beginn den vorigen Jahrhunderts hinein eine wichtige Rolle. Weshalb die Zunft, eine Art Berufsverband, in der Regel sehr wohlhabend war. Dazu sind großherzige Stiftungen vor allem für Kirchen überliefert. Ein Beispiel ist das Chorbogen-Kruzifix in St. Burkard aus der Zeit um 1520 , das Tilman Riemenschneider, zumindest aber seiner Werkstatt zugeordnet wird. Auch heute ist die Zunft nicht gerade arm, darf sie doch aufgrund historischer Verträge, die ihr der Freistaat immer wieder streitig machen wollte, nach wie vor Angelscheine für ein 115 Kilometer langes Teilstück des Mains von Garstadt bei Schweinfurt bis kurz vor Gemünden ausstellen. Die 36 ordentlichen Mitglieder, meist Nachfahren von Würzburger Fischerfamilien, haben nicht nur in der Zunft Stimmrecht, sondern auch ein Fischereirecht, das sie allerdings auch ausüben müssen. Ein Zukunftsproblem des Vereins.
Gerade weil der Verein finanzielle Möglichkeiten hat, wird er das Jubiläumsjahr nicht vorrangig nutzen die Zunftkasse aufzufüllen, sondern seine Mittel für die öffentliche Präsentation und Dokumentation der Main-Fischerei sowie der Traditionspflege zur Verfügung stellen.
Das linke Mainviertel ist schon seit der Merowingerzeit der angestammte Traditionsplatz der Würzburger Fischer. Zunächst gehörten sie zur Pfarrei der Festung Marienberg und erst seit 1200 zur Burkarder Kirche, die aus dem früheren Andreas-Kloster hervorgegangen war.
Dort in ihrer kirchlichen Heimat wird am morgigen Dreikönigstag mit einem Festgottesdienst (Beginn 10.30 Uhr) das Jubiläumsjahr mit Bischof Friedhelm Hofmann eröffnet. Es wird ein farbenfrohes und einmaliges Ereignis werden wenn die Zunft mit ihrem Prozessionskreuz , Prozessionsstangen, begleitet von der Traditionsfahne von 1755 und von Fischerstecher-Lanzenträgern sowie Fahnenabordnungen der Fischerzünfte Gemünden, Haßfurt, Kitzingen, Ochsenfurt, Randersacker und Rothenfels einziehen. Zu Beginn der Wandlung und zum Schluss des Gottesdienstes schießen die Böllerschützen der Königlich Privilegierten Hauptschützengesellschaft Würzburg von 1392 Salut.
Warum auch die Heiligen Drei Könige zu den Schutzheiligen der Fischer zählen? Ihr Gebeine wurden 1164 vom Kölner Erzbischof Rainald von Dassel dem Reichskanzler von Kaiser Barbarossa von Mailand nach Köln überführt. Reliquienraub war damals an der Tagesordnung. Deshalb wurden die Gebeine ab dem Bodensee über den Rhein nach Köln von Fischern als Schutz begleitet. In Erinnerung daran wurden die Könige zu weiteren Schutzpatronen.
Im Jubiläumsjahr steht am 16. Januar der 85. Geburtstag von Obermeister Göß an. Am 6. Februar wird im Zunftsaal (Saalgasse) historisches über das Handwerk der Fischer gezeigt. Im März soll ein Platz an der Zeller Straße in „Platz der Fischerzunft“ umbenannt werden. Es gibt am 20. Juni einen Festakt in der Neubaukirche, Fischerstechen auf dem Main und mehr.
Was es jetzt schon gibt, ist ein Sonderbocksbeutel des Bürgerspitals mit einem Silvaner Würzburger Abtsleite, Jahrgang 2008. Neujahrsdukaten mit dem Jubiläumsthema hat die Sparkasse Mainfranken bereits vorgestellt. Und ab 6. Januar gibt die Poste einen Sonderstempel heraus.