zurück
Unterpleichfeld
Bunt beklebt: Traktortour machte Station in und um Würzburg
Der bunt beklebte Essen-aus-Bayern-Werbetraktor des Bayerischen Bauernverbands mitten auf dem Möhrenfeld von Wolfgang Wild in Unterpleichfeld. Auf den guten Lehmlößböden gedeihen Sonderkulturen hervorragend. Über den Möhrenanbau tauschen sich aus (von links): Wolfgang Wild, Michael Strauß, Martin Schlereth, Tobias Wild und Michael Stolzenberger, der Kreisobmann des Bauernverbands Würzburg.
Foto: Irene Konrad | Der bunt beklebte Essen-aus-Bayern-Werbetraktor des Bayerischen Bauernverbands mitten auf dem Möhrenfeld von Wolfgang Wild in Unterpleichfeld. Auf den guten Lehmlößböden gedeihen Sonderkulturen hervorragend.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:40 Uhr

Von Schwaben aus durch alle sieben Regierungsbezirke rollt seit 1. Juni ein 160-PS-Traktor des Bayerischen Bauernverbands. Vom 11. bis 13. August war der bunt beklebte Schlepper in den Landkreisen Kitzingen und Würzburg unterwegs. Bei seinen Stationen gewährten Bäuerinnen und Bauern Einblicke in die regionale Lebensmittelerzeugung.

"Bei der Traktortour vor zwei Jahren ging es um Blühflächen, diesmal stehen regionale Produkte im Mittelpunkt", erklärt Katharina Beck, die den Schlepper auf die Felder und in die Stadt fahren durfte. "Woher kommen unsere Lebensmitte und wer baut sie an?" oder "Welche regionalen und saisonalen Produkte essen und trinken wir eigentlich?" waren die Themen.

In Segnitz ging es in drei Betrieben um Fleisch, Gemüse und Wein vom Hofladen, in Großlangheim um Sonnenblumenöl und Aroniabeeren und in Unterpleichfeld um den Anbau von Möhren. Zudem bestand die Möglichkeit, am Würzburger Vierröhrenbrunnen mitten in der Stadt den Traktor kennen zu lernen und mit Landwirten ins Gespräch zu kommen.

In Unterpleichfeld hat sich die Möhre als Produktionszweig etabliert. "Früher war Unterpleichfeld als Krautdorf bekannt", wusste Gastgeber Wolfgang Wild. Kraut wird immer noch angebaut, aber mittlerweile gebe es ein breites Spektrum an Obst, Gemüse und Sonderkulturen.

Möhre: Eine Frucht, die wirtschaftlich noch was bringt

Weil die Möhre von der Aussaat bis zur Ernte technisiert angebaut werden kann, gute Erträge liefert, für die Fruchtfolge günstig ist und der Absatz passt, sei sie "eine Frucht, die wirtschaftlich noch was bringt". Trotzdem sei ihre Anbaufläche von rund 300 Hektar im Landkreis Würzburg und 70 Hektar im Landkreis Kitzingen gering. Erfreulicherweise steigt die Nachfrage an regionalen Möhren.

Beim Möhrenanbau haben sich die "Herbstdämme" bewährt. Das bedeutet, dass die Landwirte nach der Ernte ihres Feldes Dämme anlegen, um über die feuchten Wintermonate die Kapillarität im Boden wieder herzustellen. Die Dämme saugen wie ein Schwamm das Wasser auf. Der Boden bleibt somit feucht und die Bodenstruktur wird verbessert.

"Herbstdämme" als wassersparende Methode

Im Frühjahr, "wenn die feinen Möhrensamen auf den Dämmen ausgesät werden, können sie in der feuchten Erde aufquellen und die kleinen Pflänzchen gehen auf", erklärt Kreisobmann das Dämmesystem, das sich "in den letzten Jahren gut bewährt hat". Es sei "eine wassersparende Methode, damit wir die Möhren im Frühjahr nicht beregnen müssen".

Die in diesem Jahr in Kraft getretene einheitliche Düngeverordnung macht den Landwirten Sorge. Für mit mehr als 50 mg/l Nitrat belastete Gebiete gelten schärfere Regeln. Um Nitrat zu binden, sind in den sogenannten "roten Gebieten" Wintereinsaaten als Zwischenfrucht zwingend vorgeschrieben.

Die Möhrenanbauer in Unterpleichfeld, Bergtheim und Hausen haben also in diesem Winter auf und zwischen ihren Herbstdämmen eine Winterzwischenfrucht einzusäen. Diese muss im Frühjahr wieder umgebrochen werden. Das bedeutet "tiefe Bodenbewegungen". "Dadurch geht Bodenwasser wieder verloren", beschreibt Biolandwirt Tobias Wild und nennt es eine "unsinnige Auflage beim Möhrenanbau".

Keine Ausnahme vom verpflichtenden Zwischenfruchtanbau

Andreas Becker vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg bedauert, dass es ihm nicht gelungen ist, für die Möhrenanbauer eine Ausnahme des verpflichtenden Zwischenfruchtanbaus zu erhalten. Aber der Fachbereichsleiter Landwirtschaft hat es immerhin erreicht, eine wissenschaftlich begleitete Begutachtung durchführen zu dürfen. Dazu hat er die Zustimmung des Landwirtschaftsministeriums.

Fünf Betriebe sind in diesem Versuch, und zwar die Biohöfe Richard Konrad in Hausen und Lothar und Tobias Wild in Unterpleichfeld. Dazu kommen Winfried und Michael Strauß in Bergtheim sowie Wolfgang Wild und Paul Strobel in Unterpleichfeld. Von August dieses Jahres bis zur Möhrenernte im Spätherbst 2021 werden auf allen Äckern mit Gelben Rüben zahlreiche Bodenproben genommen und untersucht.

Studie: Vergleich des Stickstoffgehalts im Boden

"Ziel der Studie ist ein Vergleich des Stickstoffgehalts im Boden und des Möhrenertrags im nächsten Jahr", erklärt Fachbereichsleiter Becker. Deshalb haben die Landwirte die Berechtigung, außerhalb der Düngemittelverordnung zu arbeiten, und zwar so, wie sie es für richtig erachten. "Die Landwirte haben schon immer stickstofforientiert gearbeitet und kennen ihre Flächen am besten", erwartet Andreas Becker "keine höheren Nitratwerte" im Vergleich zum Einsäen mit Winterzwischenfrucht.

Möhren werden oft zu Saft oder Konserven verarbeitet. Dass Lebensmitteleinzelhändler wie Rewe regional angebaute Möhren nachfragen und die Gartenbauzentrale Main-Donau in Albertshofen oder die Mainfrucht GmbH & Co. KG in Gochsheim den Absatz der Möhre in der Region sichern, sei eine gute Entwicklung.

Trotzdem bittet Kreisobmann Michael Stolzenberger darum, "das Brauchtum, die Kulturlandschaft und die Familienbetriebe" erhalten zu helfen. "Die Menschen wollen regionale Produkte, aber es muss mehr als nur ein Lippenbekenntnis sein", weist er auf den Wert einer gesicherten Nahrungsmittelproduktion im eigenen Land hin. Deshalb sei die Traktortour des Bauernverbands eine gute Gelegenheit, "um zeigen zu können, was wir Landwirte produzieren und wo unsere Probleme liegen".

Wolfgang Wild und Andreas Becker (rechts) demonstrieren, wie die Bodenproben auf den Möhrenfelder gemacht werden. Die Nitratwerte und die Feuchtigkeit werden bis in eine Tiefe von 90 Zentimetern in drei Stufen ausgewertet.
Foto: Irene Konrad | Wolfgang Wild und Andreas Becker (rechts) demonstrieren, wie die Bodenproben auf den Möhrenfelder gemacht werden.
Kreisobmann Michael Stolzenberger aus Bütthard-Oesfeld erklärt in Unterpleichfeld den Sinn der Traktortour und den Möhrenanbau auf Dämmen, die bereits im Herbst gezogen werden und zum Wassersparen beitragen. Die verpflichtende Winterzwischenfrucht in „roten Gebieten“ sei hier kontraproduktiv.
Foto: Irene Konrad | Kreisobmann Michael Stolzenberger aus Bütthard-Oesfeld erklärt in Unterpleichfeld den Sinn der Traktortour und den Möhrenanbau auf Dämmen, die bereits im Herbst gezogen werden und zum Wassersparen beitragen.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Unterpleichfeld
Irene Konrad
Andreas Becker
Bauernverbände
Bayerischer Bauernverband
Bezirk
Biohöfe
Ernte
Frühling
Hofläden
Landwirte und Bauern
Landwirtschaft
Landwirtschaftsministerien
Lebensmitteleinzelhändler
Mainfrucht
Paul Strobel
Rewe Gruppe
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • mo94
    Wenn man möchte, kann man ja schon im Herbst auf den Dämmen die Zwischenfrucht einsäen. Das würde doch auch den Reststickstoff binden.
    Wo ein Wille da ein Weg!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten