Vertreter der Blindeninstitutsstiftung haben bei einer Gedenkfeier auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof die Büste ihres Gründers Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg enthüllt, wie die Blindeninstitutsstiftung mitteilte. Mit dabei war neben der angehenden Steinmetzmeisterin Stephanie Roth, die die Büste angefertigt hat, und dem Aschaffenburger Oberbürgermeister Jürgen Herzing auch der Ururenkel des Grafen.
Zum ersten Mal stand Christian Graf zu Bentheim-Tecklenburg am Ehrengrab seines Ururgroßvaters Moritz. Mit seinem Sohn war er aus Düsseldorf angereist, um die Verbindung seiner Familie zur Blindeninstitutsstiftung zu erneuern. Er empfinde großen Respekt und Dankbarkeit vor dem Werk seines Vorfahrens und sei sehr beeindruckt davon, was daraus gewachsen ist, sagte er in seinem Grußwort.
Der Graf engagierte sich für hungernde und blinde Mitmenschen in der Region
Stiftungsvorstand Johannes Spielmann zeichnete den Lebensweg von Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg nach, der 1798 in Rheda im heutigen Nordrhein-Westfalen geboren und der Liebe wegen nach Unterfranken gezogen war. Als Herr auf Schloss Wasserlos bei Alzenau engagierte sich der Graf im harten „Hungerwinter“ von 1851/52 im Spessart und Kahlgrund für die notleidenden Menschen.
Im April 1853 rief er den Verein zur Begründung eines Kreis-Blinden-Instituts ins Leben und eröffnete noch im selben Jahr die erste Schule für sechs blinde Kinder in der Pleicherkirchgasse in Würzburg. Am 27. Januar 1877 starb Moritz Graf zu Bentheim-Tecklenburg und wurde auf dem Altstadtfriedhof in Aschaffenburg beigesetzt.
Oberbürgermeister Jürgen Herzing freute sich bei der Gedenkfeier darüber, dass die Büste auf dem Ehrengrab des Grafen vor Ort in der Städtischen Fachschule für Steinmetzen und Steinbildhauer geschaffen worden ist. Die angehende Steinmetzmeisterin Stephanie Roth hatte sie in rund 100 Arbeitsstunden nach dem Bilde einer schon vorhandenen Büste in Marmor gemeißelt und die dazugehörige Stele gefertigt. Zusammen mit Christian Graf zu Bentheim-Tecklenburg, Stiftungsvorstand Dr. Marco Bambach und dem Leiter des Blindeninstituts Würzburg, Hubert Hertlein, enthüllte sie unter Beifall ihr Werk.
Johannes Spielmann bedankte sich nicht nur bei Stephanie Roth, sondern auch bei ihren Mitschülerinnen und -schülern sowie Schulleiterin Ulrike Ader für ihren Beitrag, die Erinnerung an den Stiftungsgründer und engagierten Wohltäter Aschaffenburgs lebendig zu halten. Anschließend trug Dr. Marco Bambach einen Text aus dem Gedichtband des Grafen vor, den dieser 1853 veröffentlichte und mit dem er damals 1.400 Gulden als Startkapital für die Blindenschule erlöste.
Neues Förderzentrum Sehen wird im Frühjahr 2022 eröffnet
Unter der musikalischen Begleitung der Musiktherapeuten Bernadette Müller und Markus Rummel vom Blindeninstitut Würzburg sowie des Mitarbeiters der Bentheim Werkstatt Steffen Seubert legten die Gäste zum Abschluss der Veranstaltung rote Rosen am Grab nieder. An jede Rose war ein Foto in Form einer Fußspur gebunden, auf dem eine Szene aus dem Alltag in den Blindeninstituten zu sehen war – als Symbol für die Spuren, die der Gründer auch heute noch im Leben der Menschen in der Stiftung hinterlässt.
Eine der sichtbarsten Spuren ist das neu entstehende Förderzentrum Sehen im Aschaffenburger Stadtteil Nilkheim, in dem ab dem Frühjahr 2022 bis zu 50 blinde, seh- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche zur Schule und in die Heilpädagogische Tagesstätte gehen werden. Zusätzlich werden von hier aus circa 50 Kinder in der Stadt und der Umgebung durch die Frühförderung und den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst unterstützt, wie es in der Mitteilung weiter heißt.