Vom Flüchtlingszustrom über die marode Ortsverbindungsstraße, den Biber bis zur Senioren-Tagespflege. Eine ganze Reihe an Themen bewegte die Bürger bei der Bürgerversammlung in Gaubüttelbrunn. Björn Jungbauer nutzte die Gelegenheit, sich von den Bürgern zu verabschieden. Seit dem 30. Oktober, dem Tag, als sich der Landtag konstituierte, ist er nicht mehr Kirchheims Bürgermeister. In der Zeit der Vakanz, die bis zur Neuwahl am 14. Januar und dem nachfolgenden offiziellen Amtsantritt dauert, ist der bisherige Stellvertreter Edwin Engert Chef der Verwaltung. Beide wechselten sich den Abend darin ab, den gut 60 Bürgern im Bürgerheim Rede und Antwort zu stehen.
Das Thema Flüchtlinge sprach Jungbauer von sich aus an. Derzeit müsse der Landkreis jede Woche etwa 50 Flüchtlinge unterbringen. Er appellierte daher dringend an private Eigentümer, freien Wohnraum zur Miete zur Verfügung zu stellen. In erster Linie gehe es hier um Menschen, die bereits Bleiberecht genießen, bisher aber die Flüchtlingsunterkünfte nicht verlassen konnten. Er wolle keine "Ängste schüren", es gebe aber Gemeinden im Landkreis, die im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl deutlich mehr Flüchtlinge unterbringen, als Kirchheim von der Einwohnerzahl her müsste. Das Bürgerheim diente bereits im März und April 2022 als Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge.
Tiefe Schlaglöcher in der Ortsverbindungsstraße
Ein heißes Eisen in der Gemeinde ist auch die marode Ortsverbindungsstraße. Mehrere Bürger berichteten von tiefen Schlaglöchern. "Muss sich da jeder erst einen Achsbruch holen?", fragte ein Mann. Mehr als Flickarbeiten ist vorerst jedoch nicht in Sicht. Bei Kosten von zuletzt 1,6 Millionen Euro hat sich die Gemeinde dafür entschieden, die schon ausgearbeiteten Pläne nicht weiterzuverfolgen. Ein bloßes Abfräsen und Erneuern der Asphaltschicht reiche nicht aus, erklärte Jungbauer. Trotz intensiver Verhandlungen sei es der Gemeinde nicht gelungen, die nötigen Geländestreifen von den Eigentümern zu bekommen. Im Publikum gab es auch andere Stimmen: Man solle doch einfach langsamer fahren. Ein Ausbau sei dann nicht nötig.
Kaum weniger heiß diskutiert wurde der Biber, der sich am Moos- und am Dammbach ausbreitet. Angenagte und umgestürzte Bäume zeugen von seiner Anwesenheit. "In ein paar Jahren werden wir überhaupt nicht mehr Herr der Dinge", befürchtete eine Zuhörerin. Eine andere bezweifelte, dass der Biber ein schützenswertes Tier ist. Für Thomas Haaf handelt es sich bei dem Nager um einen "Schädling". Er warnte vor einem weiteren Neuankömmling, der jedoch nicht unter Schutz steht: dem Waschbären. Er sei bereits in Wittighausen gesichtet worden. Anders als dieser steht der Biber jedoch unter besonderem Schutz. Der Biberbeauftragte des Landkreises ist regelmäßiger Gast. Ein Bagger kommt zum Einsatz, um Biberlöcher zuzuschütten und auch Dämme ganz oder teilweise abzutragen.
Kindergartensanierung auf der Zielgeraden
Ein Thema, das die Nerven aller Beteiligten arg strapaziert, ist die Sanierung des Kindergartens St. Anna. Für einigen Wirbel im Ort hatte die Finanzierung gesorgt. Für die zuletzt auf 800.000 Euro veranschlagten Kosten wird auch die Kirchenverwaltung mit einem kräftigen Brocken herangezogen. Engert erklärte dies mit unsachgemäß ausgeführten Arbeiten, für die die Kirchenverwaltung verantwortlich gewesen sei. Die Kostenexplosion habe begonnen, als man 2017 auf den fehlenden Brandschutz der Holz-Schilf-Decken gestoßen sei. Trotz allem: Die Zielgerade scheint erreicht. "Ich bin guter Dinge, dass wir ein bisschen früher umziehen können", so Engert.
Ein Ende der Bauarbeiten ist von besonderer Bedeutung: Im als Ausweichquartier für die gut 40 Kinder genutzten früheren Schulhaus könnte schon 2025 eine Senioren-Tagespflege unterkommen. Am Ende des Abend gab es kräftigen Beifall, ein kleines Abschiedsgeschenk aus Gaubüttelbrunn für den neuen Landtagsabgeordneten.