In den zwei Jahren seit seinem Amtsantritt konnte Alexander Knahn coronabedingt keine Bürgerversammlung in Präsenz abhalten. Nun hat der Höchberger Bürgermeister seine Rechenschaftsberichte in vollen Zügen nachgeholt. Gleich zweimal binnen 24 Stunden ging er auf Tuchfühlung zu den Bürgerinnen und Bürgern – erst am Hexenbruch, einen Tag später in der Kulturscheune im Altort.
Beide Male kamen rund 40 Interessierte. Knahn ließen die Jahre 2020 und 2021 Revue passieren – und kam dabei an der Pandemie natürlich nicht vorbei. Der 46-Jährige erzählte vom Einrichten des Krisenstabes im März 2020, von unzähligen umgestrickten Hygienekonzepten, kreativen Ideen zum Zeitvertreib, dem Jubiläum des beliebten Ferienhüttendorfs, dem ersten Testzentrum im Landkreis und dem Restart mit kleineren Konzerten. Knahn freute sich über die Einstellung einer Kulturmanagerin, erwähnte die aufwendige Erschließung des Greinbergwegs, den Bau des Teguts an der Mainlandhalle – und er unterstrich das gute Miteinander im neuen Marktgemeinderat sowie in der Verwaltung im Rathaus.
Ein stetig wachsender Ort
"Wir sind, obwohl es auch viele Wegzüge gibt, eine Gemeinde, die wächst", sagte Knahn. Mit rund 9500 Einwohnerinnen und Einwohner sei Höchberg mittlerweile nach Ochsenfurt der zweitgrößte Ort im Landkreis.
Viele Menschen bewegen, das zeigten auch die Wortmeldungen auf beiden Bürgerversammlungen, die öffentlichen Straßen: Baustellen, Radwege, Verkehr und Hindernisse. Sauer auf stieß manchen etwa die Bautätigkeiten einer Immobilienfirma, die nach Angaben mehrerer Bürger immer wieder die Alte Steige für längere Zeit mit Baufahrzeugen blockierten. Einmal hätte sogar ein Krankenwagen im Einsatz warten müssen. Die Möglichkeiten der Verwaltung seien hier zwar begrenzt, so Knahn. Er sicherte aber zu, an dieser Stelle noch enger mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Ansonsten sei die externe Verkehrsüberwachung mittlerweile im ganzen Ortsgebiet aktiv. "Es funktioniert leider oftmals nur über den Geldbeutel. Mit dem Verteilen von Knöllchen kommt aber auch viel Unmut bei uns im Rathaus an."
Ist der Kreisel fertig, ist lange Ruhe
Ein weiterer Brennpunkt ist seit einiger Zeit der lange geplante Bau des Kreisverkehrs an der Albrecht-Dürer-Straße/Seeweg. Dieser wird, sobald er fertig ist, auch viele Vorteile bringen, das ist der Bevölkerung bewusst. "Die Schulbusse können dort dann wenden, ohne ins Wohngebiet fahren zu müssen", erklärte Knahn, der auch deutlich machte, dass es eine große Baumaßnahme ist. "An der Stelle kommt die Wasserfernleitung aus Waldbüttelbrunn an. Es passiert hier unheimlich viel im Untergrund. Doch wenn’s fertig ist, haben wir wieder 30 bis 40 Jahre Ruhe." Ein Bürger am Hexenbruch wies daraufhin, dass an der Stelle ein Pfad in den Wald wegen der Bautätigkeit kaum mehr begehbar sei. Knahn versprach, sich darum zu kümmern.
Es gab auch mehrere kritische Nachfragen wegen der neuen Radwegeinitiative durch den Wald zwischen Höchberg und Waldbüttelbrunn. Knahn und Höchbergs zweiter Bürgermeister Sven Winzenhörlein (Grüne) schilderten den Sachverhalt ausführlich und beseitigten so manches Missverständnis.
Radweg nach Zell bleibt vorerst ein Wunsch
Mehrere Anwesende wünschten sich auch verbesserte Radwege nach Würzburg – und überhaupt einen nach Zell. Letzteres dürfte bis auf weiteres schwierig bleiben, wie Knahn zu bedenken gab. "Aber mit der Stadt sind wir im Austausch, dass sich die Wegeführung in der Leistenstraße und am Schlossberg verbessert."
Höchberg hatte im vergangenen Jahr mit 16,12 Euro eine im bayernweiten Vergleich extrem niedrige Pro-Kopf-Verschuldung. "Das wird sich in den kommenden Jahren ändern, weil die Rücklagen immer mehr schmelzen – und wir gleichzeitig viel investieren müssen", sagte der parteilose Bürgermeister im Beisein seiner Finanzleiterin Stefanie Grund.
Noch sind freiwillige Leistungen möglich
Er nannte in diesem Zusammenhang unter anderem den Umbau der Ernst-Keil-Grundschule mit im nächsten Jahr bereits 13 Klassen, eine weitere Kita, das Gebäude am Herrenweg 3, die Martin-Wilhelm-Straße mit der wohl ältesten örtlichen Wasserleitung im 65 Kilometer langen Kanalnetz sowie den Ausbau des Kapellenwegs. "An der Frankenwarte wohnen immerhin rund 400 Höchbergerinnen und Höchberger, die wir besser an den Ort anbinden möchten", sagte Knahn. Noch könne man sich auch den Luxus freiwilliger Leistungen in einer Größenordnung von rund 200.000 Euro jährlich leisten, was für "den Schulwegtransport und die Vereinsarbeit sehr, sehr wichtig ist." Wichtige Maßnahmen in den beiden Corona-Jahren seien auch der Ankauf der 80 Hektar großen Südzucker-Flächen und die Renaturierung des Feuchtwaldgebiets im Tiergartengrund gewesen.