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Ochsenfurt
Pilgerreise von Ochsenfurt nach Rom aufgeschrieben: Bürgermeister Dombrowski und die Via Romea
Autor Achim Fischer in der Ochsenfurter Buchhandlung am Turm.
Foto: Uschi Merten | Autor Achim Fischer in der Ochsenfurter Buchhandlung am Turm.
Uschi Merten
 |  aktualisiert: 22.04.2023 02:30 Uhr

Pilgern hat nach dem Erscheinen von Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg", einen regelrechten Hype ausgelöst. Viele machten sich auf den Jacobsweg nach Santiago de Compostela, andere wanderten auch kurze Strecken ausgewiesener Pilgerwege in Franken. Das neue Buch von Achim Fischer handelt von Ochsenfurt. Denn einige Einwohnerinnen und Einwohner des kleinen Städtchens in Franken haben das Pilgern für sich entdeckt.

Alles beginnt und endet in Ochsenfurt. Bürgermeister Felix Dombrowski sitzt im Rathaus und macht sich Gedanken über seine Stadt. Ein Strukturwandel hatte eingesetzt. In einer kurzen Zeitreise durch die jüngere Stadtgeschichte lässt der Bürgermeister und auch der Autor die Veränderungen Revue passieren. Beim Lesen erinnern sich viele genau an diese Zeit. Endlose Diskussionen über die Neugestaltung der Altstadt, das Wohnzimmer Ochsenfurts; die Idee, das "Flockenwerk" zum Theater werden zu lassen; die Schließungen von Geschäften oder deren Verlagerungen an den Stadtrand. Die Gedanken des Bürgermeisters schweiften und er überlegte, wie er seine Stadt beleben und attraktiv machen könnte.

Als "Europäische Kulturstraße" zertifiziert

Es war die Zeit des Pilgerns und des aktiven Ochsenfurter Städtepartnerschaftsvereins, der eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Bibbiena in der Toskana anstrebte. Es war die Zeit der Wiederbelebung von Pilgerwegen. Der geschichtsbewanderte und weltoffene Bürgermeister beteiligte sich an der Wiederbelebung der Via Romea. Es war ein Pilgerweg, der von Stade im Norden bis zum 2200 Kilometer entfernten Rom führt. 28 deutsche Städte liegen auf dieser Route und diese schlossen sich zusammen, um den Pilgerweg wieder ins Bewusstsein zu rufen.

So fand am 7. März 2008 in Ochsenfurt das erste Konsultationstreffen der Initiatoren statt, dessen Vorsitz der damalige Ochsenfurter Bürgermeister Peter Wesselowsky innehatte. Es wurde besprochen, wie der Weg ausgeschildert und bekannt gemacht werden sollte. Und die Via Romea Germanica wurde vom Europarat als "Europäische Kulturstraße" zertifiziert.

Interkulturelle Beziehungen zu verschiedenen Religionen

Der Autor Achim Fischer ist selbst einige Etappen zusammen mit der Ochsenfurter Pilgergruppe mitgelaufen. Er berichtet über tatsächliche Begegnungen, doch einige Schilderungen sind auch fiktiv. Interessant ist das Erlebnis mit den beiden Muslimen Farid und Walid, die von Ochsenfurts Bürgermeister mit Tee bewirtet wurden. Sie stießen zur Pilgergruppe und es entwickelten sich Gespräche zum Glauben. Die geschichtlichen Hintergründe, auch über den Islam, wurden vom Autor genau recherchiert, sodass die Fakten stimmen.

Sowohl der Aufbau als auch die Sprache überzeugen den Leser, auch wenn der Stil sehr eigenwillig ist. Fischer hat Menschen gut beobachtet und gibt diese Beobachtungen in schönen Sprachbildern wieder, wie den "sehnigen Helmut" mit seinem Pilgerstab, der Anführer der Ochsenfurter Pilger. Er bezeichnet sein Werk als Novelle, doch es ist mehr als humorvolle Satire zu verstehen, manchmal skurril und grotesk, jedoch unterhaltsam und treffend. Tiefgründige Informationen, interkulturelle Beziehungen zu verschiedenen Religionen, verpackt in witzige Episoden werden geschildert.

Humorvolle, aber hintergründige Schilderungen

Die Titelseite des neuen Buches von Achim Fischer. Abgebildet ist der Bürgermeisterkopf am Ochsenfurter Rathaus, der Tilmann Riemenschneider zugeschrieben wird. Das Layout wurde von Konrad Grimm erstellt.
Foto: Konrad Grimm | Die Titelseite des neuen Buches von Achim Fischer. Abgebildet ist der Bürgermeisterkopf am Ochsenfurter Rathaus, der Tilmann Riemenschneider zugeschrieben wird. Das Layout wurde von Konrad Grimm erstellt.

Dazu gehören die "schöne Bürgermeisterin", der Sängerwettstreit, der "sehnige Helmut" mit seinem Pilgerstab, der die Ochsenfurter Gruppe anführt. Menschen werden humorvoll, aber hintergründig geschildert. Überraschend ist die Episode, in der die Pilger die heißen Quellen eines berühmten Badeortes stürmen. Am Tag nach dem reinigenden Bad fand die eindrucksvolle Messe mit zwei hohen Persönlichkeiten des Vatikans statt.

Pilger, "santi pellegrini", nehmen in Italien einen hohen Stellenwert ein, weshalb sie überall mit offenen Armen mit Musik, gutem Essen und Wein empfangen werden. Die Anekdoten laden förmlich zum Pilgern ein.

Fazit des Bürgermeisters Felix Dombrowski ist: Man kann nichts aus dem Boden stampfen, auch nicht einen alten Pilgerweg wiedererwecken. Alles muss wachsen. Jedoch: Man muss aufgeschlossen sein für neue Perspektiven und interkulturelle Begegnungen.

Die Bücher sind in der Buchhandlung am Turm erhältlich.

Über den Autor

Geboren am 29. Juli 1944 in Posen ist Achim Fischer in Potsdam und München aufgewachsen. Er studierte Pädagogik, Politische Wissenschaften und Publizistik in Bochum und Berlin. 1992 übernahm er die Leitung der VHS in Ochsenfurt und lebte auch hier, so dass er die Stadt und ihre Menschen kennen lernen konnte. Seit fünf Jahren wohnt er in Würzburg. "Bürgermeister Dombrowski und die Via Romea" ist sein fünftes Buch, darunter zwei Novellen über Ochsenfurt.
Quelle: (ume)
 
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