Den Gipsabbau in unserer Gegend gibt es schon viele Jahre. Nun möchte die Firma Knauf die riesigen unterirdischen Ressourcen der „Altertheimer Mulde“ abbauen. Über Details informierte Professor Matthias Reimann, Geologe der Firma Knauf, bei einer Informationsveranstaltung die Teil der Bürgerversammlung in der Mehrzweckhalle in Unteraltertheim war. Das Thema stieß auf großes Interesse: 300 Bürger waren gekommen, wobei von Anfang an eine entspannte Atmosphäre herrschte.
Nach den Vorträgen der Fachleute kamen die Bürger ausführlich zu Wort und trugen mit ihren Fragen dazu bei, dass die Verantwortlichen den einen oder anderen Aspekt anders einordnen. In der Fragestunde ging es sachlich zu. Die Altertheimer Mulde berührt die Gemeindeflächen von Altertheim, Waldbrunn, Helmstadt und gemeindefreie Gebiete der Staatsforsten; sie umfasst rund zehn Quadratkilometer.
Ähnlich wie in Hüttenheim (Landkreis Kitzingen) soll auch hier das Gipsvorkommen unterirdisch abgebaut werden. „Sie bekommen an der Oberfläche nichts mit von den Aktivitäten“, hatte Wolfgang Voigt von der Knauf Geschäftsleitung die Bürger beruhigt. Selbst die notwendigen Sprengungen der Gesteinsschichten seien nicht mit menschlichen Sinnesorganen zu spüren. „Wir nutzen eine gezielte Sprengung von innen nach außen mit Verzögerungen im Millisekundenbereich“, hatte Voigt den Altertheimer Bürgern die Prozedur erklärt. Als gelernter Bergmann konnte er sehr plastisch von der Arbeit unter Tage berichten und die Menschen hörten ihm aufmerksam zu.
Bereits seit 1998 laufen erste Untersuchungen der Gegend, so Reimann. Sie sind im letzten halben Jahr intensiviert worden. „Angenehm ist, dass wir sehr nah an der Autobahn sind“, brachte Voigt auch wirtschaftliche Gründe vor. Geplant ist ein direkter Anschluss an die A 3 vom Einfahrtsstollen aus. Wo genau sich die Tunnelöffnung befinden wird, könne man zum derzeitigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen.
An der Erdoberfläche werden nach aktueller Planung zwei Verladesilos und Verwaltungsräume entstehen, mehr werde von der Bergwerksaktivität nicht zu sehen und zu bemerken sein. „Man sieht uns nicht und man hört uns nicht“, sagte Reimann. Rund 60 bis 70 LKW sollen anfangs das hochwertige Material nach Iphofen transportieren, wo es weiter verarbeitet wird.
50 bis 60 neue Arbeitsplätze will Knauf in dem Bergwerk schaffen, nach Möglichkeit mit Mitarbeitern aus der Region. „Wir legen sehr viel Wert auf Regionalität“, so Voigt.
Die Altertheimer Mulde sei „einmalig“, weil sie ein großes zusammenhängendes Gebiet umfasst. Der Gips sei sehr hochwertig. Die Mächtigkeit des Vorkommens liegt bei bis zu 20 Metern. Geplant ist der Abbau in rund sechs Meter hohen Stollen in 70 bis 130 Meter Tiefe.
Das Problem der Zufahrt und damit des Versorgungsstollen sei allerdings eine große Hürde. Man müsse durch zwei wasserführende Schichten graben, um an die Gipsvorräte zu kommen. Hier sei es vor allem im mittleren Muschelkalk, der „Hauptkarbonat-Horizont“ der Sorgen bereite. In dieser Schicht liege auch das Wasser der Zeller Quellen. Deshalb werde man in Kürze mit Probebohrungen beginnen, um die Auswirkungen zu testen.
Nach dem Durchstoß durch die wasserführende Schicht werde die Tunnelröhre wasserdicht abgeschirmt, so dass man immer im Trockenen unterwegs sei. „Nichts fürchtet der Bergmann so sehr wie Wasser und Feuer unter Tage. Seien Sie versichert, dass wir äußerst gewissenhaft vorgehen werden“, sagte Voigt.
Fünf temporäre Brunnen sollen zwischen Ende November und Ende Februar die Auswirkungen von Wasserverlust in der Erdschicht erkunden. Eine Gefahr dadurch für die örtliche Trinkwasserversorgung gebe es nicht, entgegnete Reimann auf geäußerte Befürchtungen.
Gipsvorkommen sind, anders als andere Bodenschätze, an ein Eigentümerrecht geknüpft, hatte Johanna Sendner, zuständig bei Knauf für Liegenschaften und den Grundstücksverkehr, erläutert. Das bedeutet, dass die Firma Knauf mit jedem einzelnen Grundstücksbesitzer Abbauverträge abschließen muss.
Wenn einer seine Abbaurechte nicht verkauft, werde sein Grundstück auch nicht unterirdisch abgebaut, so Voigt. Man werde sich aber bemühen, mit den jeweiligen Eigentümern einvernehmliche Lösungen zu finden. Gefragt, was passiert, wenn sich alle Eigentümer weigern, machte Voigt klar, dass das Projekt dann nicht weiter verfolgt werde.
Nach über 2,5 Stunden Vortrag und reger Diskussion ist man in Altertheim nun gespannt, was die Ergebnisse der geforderten Gutachten ergeben. Bis der erste Gips in der Altertheimer Mulde abgebaut werden kann, werden allerdings noch mehrere Jahre vergehen. Mit der Genehmigung rechnet man zwischen 2020 und 2022.