
Ein Klassiker steht im noch jungen Jahr auf dem Spielplan des Theater Ensemble in Würzburg: Dantons Tod von Georg Büchner. Tatsächlich ein Stück, das lange als „unspielbar“ galt. Jetzt hat sich also das Ensemble in der Frankfurter Straße dem Werk über die sich gegenüberstehenden Revoluzzer Robespierre und Danton angenommen – aber wer von Regisseur Andreas Büettner hier eine klassische Inszenierung vor dem Hintergrund der Französischen Revolution erwartet, wird enttäuscht.
Oder vielmehr überrascht – denn schon auf dem Rollenplan, der dem Premierenpublikum ausgeteilt wurde, steht es schwarz auf weiß: Bitte lassen Sie sich nicht verwirren oder wundern Sie sich nicht – oder vielmehr: Lassen Sie sich verwirren und wundern Sie sich!
Es gibt keine Rollen in dieser Inszenierung, keine gradlinige Geschichte: Büettner und seine vierzehn Akteure lassen den Text leben, inszenieren die starken Worte Büchners in einzelnen, für sich stehenden Szenenbildern. Die Kostüme: Von Punk über Boheme bis Barock alles dabei. Die Musik dazwischen: Von Elektro übers Volkslied bis hin zum Chanson und zur Percussion-Improvisation immer wieder überraschend. Die Schauspieler: Eindringlich, allen voran Thomas Schröter, Jarno Riefer, Edith Saldanha und Paula Gomez, die als stummer Clown die starken Worte des Urtextes pantomimisch untermalt.
Der Text steht über allem: Danton, Robespierre, Camille, Marion – die Figuren verschwinden vor der Botschaft: „Die Welt ist das Chaos, und das Nichts ist der zu gebärende Weltgott.“
Es ist eine kraftvolle Inszenierung, ein gewaltiges Ensemblestück – das seinem Publikum allerdings so einiges an Konzentration abverlangt. Denn wo alles offen ist, ist es schwer, Halt zu finden. Spannungsaufbau sucht man vergebens, was bleibt, ist ein greller Eindruck von Revolution und die Erkenntnis Büchners, dass wir alle letztendlich nur „„Puppen sind, von unbekannten Gewalten an Draht gezogen“.
Das Stück ist im Theater Ensemble bis 5. März immer donnerstags, freitags und samstags um 20 Uhr zu sehen.