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WÜRZBURG
Buchhändler wollen mindestens 163 Euro mehr im Monat
Streik im  bayerischen Buchhandel       -  Sie fordern mehr Geld und soziale Sicherheit: Mitarbeiter des Buchhändlers Hugendubel streiken am Freitag vor der Filiale in der Würzburger Innenstadt.
Foto: Daniel Peter | Sie fordern mehr Geld und soziale Sicherheit: Mitarbeiter des Buchhändlers Hugendubel streiken am Freitag vor der Filiale in der Würzburger Innenstadt.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:30 Uhr

Am Freitagvormittag blies eine kühle Brise durch die Stadt. „Macht den Mantel zu, es zieht!“, gab die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di als Parole zum Streik der Buchhändler aus. Vor der Würzburger Hugendubel-Filiale trugen rund 20 Kolleginnen und Kollegen – nun, keinen Mantel, aber die giftgelbe Warnweste der Streikenden. Mantel-Zumachen bedeutet in der Sprache des gewerkschaftlichen Engagements: einen neuen Manteltarifvertrag abschließen.

Streit um Arbeitnehmerschutz

Laut dem unterfränkischen Streikleiter Peter König, der die Buchhandelsangestellten kräftig anfeuerte, haben die Arbeitgeber vor über einem Jahr diesen Manteltarifvertrag gekündigt und seien erst dann bereit, einen neuen abzuschließen, wenn bisherige wichtige Schutzregelungen entfielen, so z. B. „Urlaubs- und Weihnachtsgeld, besonderer Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer und Spätöffnungszuschläge“. Erst bei Verzicht auf diese Leistungen seien die Buchhandelsbesitzer bereit, Löhne und Gehälter für das laufende Jahr um zwei Prozent zu erhöhen. 2017 bleibe eine Nullrunde.

Die Gewerkschaft ver.di hingegen fordert 5,6 Prozent Erhöhung, mindestens aber 163 Euro im Monat und 100 Euro mehr im Monat für die Auszubildenden. Die Haltung der Ladeninhaber hierzu formulierte König so: „Es gibt überhaupt nur mehr Geld, wenn ihr vorher euer Urlaubs- und Weihnachtsgeld opfert.“

Tarifverhandlungen stecken in der Sackgasse

Würzburger und Schweinfurter Hugendubel-Verkäufer hatten sich in der Schönbornstraße zusammengefunden und bliesen lautstark in ihre Trillerpfeifen, als König das Ziel der Streiks und der kleinen Demonstration in der Fußgängerzone ausrief, die Tarifverhandlungen müssten endlich weitergehen. Vier Runden haben sich über die vergangenen zwölf Monate erstreckt. Die Arbeitnehmer hätten die Arbeitgeber-Forderung nach Wegfall der genannten Schutzbestimmungen als „sehr starken Angriff“ aufgefasst und beschlossen: „So, jetzt reicht's.“ Zugleich mit den Schweinfurtern und Würzburgern legten Hugendubel-Buchhändler in Ingolstadt und in mehreren Münchner Filialen sowie im Konzern-Stammsitz ihre Arbeit nieder. ver.di bestreikte gezielt diese Buchhandelskette, weil sie eins der ganz großen Unternehmen dieser Branche ist.

Solidaritätsbekundung aus dem Modehaus

Von den inhabergeführten Würzburger Buchhändlern war kein Mitarbeiter zur Kundgebung gekommen. Dafür spendete eine Betriebsrätin des nahegelegenen H&M-Modehauses warme Solidaritätsworte, wie überhaupt der hauptamtliche Gewerkschafter König sich um Emotionalisierung des Treffens bemühte. Mit Erfolg, verrieten die lautstarken Antworten auf seine Protestrufe. Auch die zentrale Parole des Streiks war geeignet, die Teilnehmer bei ihren Gefühlen anzusprechen: „Bücher haben ihren Preis, Buchhändler haben ihren Wert.“

Wie Peter König betonte, seien die Verhandlungen der – zur Zeit auseinandergesprengten – Tarifpartner kein Thema, das allein bei den hauptberuflichen Gewerkschaftsfunktionären liegt. Aus der Schweinfurter Hugendubel-Belegschaft war denn auch ein Betriebsrat anwesend, der in der Tarifkommission sitzt. Dem und allen anderen Verhandlungsführern wünschte der Fachbereichssekretär für Einzel-, Groß- und Außenhandel Peter König: „Nehmt den Schwung dieses Streiktags mit in die nächste Tarifrunde!“

 
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