"Gott sei Dank" - in drei Worte fasste Bürgermeister Peter Juks, was die meisten Anwesenden in diesem Moment wohl dachten. Nach drei Jahren Bauzeit wurde die Neue Mainbrücke in Ochsenfurt wieder für den Verkehr freigegeben. Drei Jahre, in denen vor allem die Bürger aus Ochsenfurt und Frickenhausen lange und zeitraubende Umwege in Kauf nehmen mussten. Rund 500 von ihnen waren der Einladung des Staatlichen Bauamts gefolgt, den Anlass gebührend zu feiern. Am Ende waren ein Dutzend Kuchen und 1500 herzhafte Teilchen restlos aufgegessen.
Es war der Moment, Rückschau zu halten. Staatsministerin Dorothee Bär tat dies in Erinnerung an den offiziellen ersten Spatenstich im Sommer 2015. Damals war sie als Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister nach Ochsenfurt gekommen. "Heute geben wir Ihnen die Brücke wieder zurück", meinte sie zu den Gästen, bevor sie sich aus Termingründen wieder auf den Weg machen musste. Vorher war gerade noch Zeit für einen Kurzbesuch im Rathaus und den Eintrag ins Kauzenbuch.
15 Millionen Euro Gesamtkosten
An den hohen Stellenwert, den die B 13 als bayerische Nord-Süd-Achse - und damit die Ochsenfurter Neue Mainbrücke - für den überregionalen Verkehr im Freistaat hat, erinnerte Wolfgang Wüst, Ministerialdirigent im bayerischen Bau- und Verkehrsministerium. 13 Millionen Euro hat der Bund deshalb in ihre Erneuerung investiert und sich mit weiteren zwei Millionen Euro am Bau der Mainbrücke bei Goßmannsdorf beteiligt, die als Ersatzumfahrung gebraucht wurde.
Dabei erinnerte Wüst auch an das "traurige Bild", das die alte Neue Mainbrücke zuletzt abgegeben hatte. Zwischen 1951 und 1954 war sie als damals längste Stahlbrücke über den Main errichtet worden. Im Nachhinein erwies sich die neuartige Bauweise als Fehlkonstruktion, sagte Knut Wolfram, Leiter der Brückenbauabteilung am Staatlichen Bauamt. Feuchtigkeit und Streusalz drangen in den Brückenkörper ein und fraßen sich beharrlich durch Stahl und Beton.
Seit Jahrzehnten ein Sanierungfall
Bereits Mitte der 90er Jahre galt die Neue Mainbrücke als Sanierungsfall. Doch erst mit Sanierung der Alten Mainbrücke und dem Neubau der Goßmannsdorfer Brücke waren die Voraussetzungen geschaffen, die Neue Mainbrücke zu erneuern, ohne einen regionalen Verkehrskollaps zu riskieren. So lange wurde die Brücke mit Müh' und Not am Leben erhalten. "Sie hat mir einige schlaflose Nächte bereitet", erinnerte sich Wolfram.
Das alles ist nun vergessen. "Sie werden mindestens 50 Jahre vor einem neuen Brückenbau verschont bleiben", versprach Ministerialdirigent Wüst. Die Ingenieure des Staatlichen Bauamts gehen sogar noch weiter und schätzen die Lebensdauer auf 70 bis 100 Jahre. Man hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und Voraussetzungen geschaffen, um die Brücke im Falle eines Falles auch nach Jahrzehnten noch zusätzlich stabilisieren zu können.
Statt Stahl ist nun Beton der dominierende Baustoff. 2900 Kubikmeter davon wurden in den vergangenen drei Jahren verbaut, dazu noch 1100 Tonnen Stahl. Obwohl ihre Ausmaße sogar noch ein wenig größer sind, wirkt die Brücke weniger wuchtig als der Vorgängerbau. Das liege an der Gestaltung mit schrägen Oberflächen an der Brückenunterseite, die das Bauwerk insgesamt schlanker erscheinen lassen, sagte Knut Wolfram.
Schwierige Bauphasen
Dass der Baufortschritt in den ersten Monaten nach dem Abriss nur sehr langsam sichtbar wurde, schrieb Projektleiter Hans-Werner Tschall den unvorhersehbar schwierigen Gründungsarbeiten zu. Zunächst mussten die alten Fundamente entfernt werden, bevor der Bau der neuen Pfeiler beginnen konnte. Ein strenger Winter 2017/18 warf die Bauarbeiten erneut zurück. Aus der ursprünglich geplante Fertigstellung im Dezember 2018 wurde deshalb nichts. Dennoch lobte Tschall die gute und zügige Arbeit von Polier Raimund Eckardt und den Mitarbeitern des Bebraer Bauunternehmens Gerdum und Breuer, die sich ebenfalls unter die Festgäste gemischt hatten.
"Gott sei Dank haben wir die Brücke wieder", sagte Bürgermeister Peter Juks in seinem Grußwort und bezog diesen Dank auch auf die "vielen positiven Nebenergebnisse" des Brückenbaus. Dazu zählen der Ausbau der Würzburger Straße und des Wolfgangsbergs, die zusätzlichen Ampeln und Querungshilfen für Fußgänger entlang der Bundesstraße, aber auch die Vernetzung mit den Radwegen nach Würzburg, Uffenheim und Frickenhausen.
Viele Ochsenfurter hätten sich gefragt, ob es richtig war, all diese Maßnahmen gleichzeitig durchzuziehen. "Für mich war es die richtige Entscheidung, weil es die einmalige Chance für Ochsenfurt war, alle Eingangsachsen neu und adäquat zu gestalten", so Juks. Dass damit auch die Verbindung in den südlichen Landkreis verbessert wird, betonte Landrat Eberhard Nuß in seinem Beitrag. Und Joachim Beck, Vorsitzender des Stadtmarketingvereins, ließ einen schweren Pflasterstein lautstark auf den Boden krachen, zum Zeichen für den Stein, der den Ochsenfurtern und insbesondere den Geschäftsleuten vom Herzen gefallen ist, die jahrelang unter der Verkehrssituation leiden mussten.
An den Ampeln gelassener geworden
Das letzte Wort kam den beiden Pfarrern Oswald Sternagel und Friedrich Wagner mit der Segnung der neuen Brücke zu. "Den Wert einer Brücke erkennt man erst, wenn sie fehlt", stellte Wagner fest. Sein katholischer Amtskollege konnte den Erschwernissen zumindest etwas Gutes abgewinnen. "Man hat gelernt, an den Ampeln gelassener zu werden", meinte er. Musikalisch wurde die Feierstunde von der Bläsergruppe des Staatlichen Bauamts Schweinfurt gestaltet.
Das schwarz-rot-goldene Band, das die Ehrengäste danach durchtrennen durften, fand als Souvenir reißenden Absatz bei den Ochsenfurtern, die sich noch eine Stunde nach dem Festakt zu Dutzenden zum Brückenplausch versammelten. "Ich hab mich schon lange nicht mehr so gefreut", sagte Gertrud Kernwein aus Zeubelried.
Sind eigentlich auf der neuen Neuen Mainbrücke auch vernünftige Radfahrstreifen vorgesehen?