Einer der großen Arbeitgeber Frankens gibt weiter Gas – und sorgt für einen Paukenschlag: Brose-Übervater Michael Stoschek hat am Donnerstag seinen Rückzug als Chef der Gesellschafterversammlung bekannt gegeben. Wann genau sich der 69-Jährige aus Altersgründen zurückzieht und an wen er die Schlüsselposition bei dem Coburger Autozulieferer übergibt, ließ Stoschek offen.
Stoschek ist eine schillernde Figur
Der Enkel von Firmengründer Max Brose gilt als eine der schillerndsten Figuren in der bayerischen Wirtschaft. Stoschek ließ durchblicken, dass entweder eines seiner beiden Kinder oder das Kind seiner Schwester Christine Volkmann – alle sitzen bereits in der Führung – einmal den Vorsitz der familiendominierten Gesellschafterversammlung übernehmen wird.
So was hat es lange nicht mehr gegeben
In lange nicht mehr erlebter Weise stellte das 109 Jahre alte Unternehmen am Donnerstag in München seine Zahlen und Perspektiven vor – mit einer eigens einberufenen Pressekonferenz. Das hatte es seit Jahren nicht mehr gegeben. Dass Brose nun so an die Öffentlichkeit geht, sollte zeigen: Der Autozulieferer hat mittlerweile viel vorzuweisen. Und erwacht jetzt „aus dem fränkischen Dornröschenschlaf“, wie es Stoschek ausdrückte.
Wo Brose Gas geben will
In der Tat gab der 69-Jährige Gas: Brose strebe in den kommenden fünf Jahren an, seinen Umsatz von 6,1 auf 8 Milliarden Euro zu steigern. Selbst 10 Milliarden seien denkbar. Die Mitarbeiterzahl von derzeit 25 000 sieht Stoschek mittelfristig bei 40 000. Dabei will das Unternehmen vor allem in China wachsen, unter Umständen Firmen zukaufen und sich in erster Linie auf die Mobilität von morgen konzentrieren. Hier spielt im Übrigen das Werk in Würzburg eine zentrale Rolle, das in der weltweiten Firmengruppe eine Art Vordenkerfunktion im Bereich elektrischer Motoren hat (wir berichteten).
Signale für Würzburg und Bamberg
Geschäftsführer Jürgen Otto sagte in München, dass „wir in neue Felder bei Motoren einsteigen werden“ und dass die Digitalisierung der Produktion weiter vorangetrieben werde. Es werde deshalb bei der Entwicklung von Produkten „deutlich mehr Simulation statt physischer Tests“ geben. Das ist ein Signal für den Standort Würzburg, wo es eine zentrale Abteilung zur Prüfung von Motoren-Prototypen gibt.
Erst, was dort die Tests bestanden hat, geht in der Brose-Gruppe in die Serienproduktion. Mit Blick auf Digitalisierung und Elektromobilität sprach Otto davon, dass Brose in nächster Zeit bis zu 400 hochqualifizierte Mitarbeiter im Bereich Elektrik/Sensorik einstellen will – „besonders in Bamberg und Würzburg“.
Klares Ja zu den Brose-Standorten in Franken
Ein klares Ja zu den Standorten in Franken also, das Stoschek noch erweiterte: Brose sei grundsätzlich der Standort Deutschland wichtig, schließlich arbeite dort jeder vierte Mitarbeiter der weltweit agierenden Firmengruppe.
Stoschek ließ bei der Pressekonferenz auch mit einem anderen Bekenntnis aufhorchen: Brose werde seine Förderung des Basketballs auf die ganze Metropolregion Nürnberg ausdehnen, um einen Gegenpol zur Sportstadt München zu bilden. Bekanntlich ist Brose seit Jahren schon Namensgeber der erfolgreichen Bamberger Bundesliga-Basketballer. Details zu den neuen Plänen nannte Stoschek nicht.
Geschäftsführer: 2016 war ein gutes Jahr
Was die wirtschaftliche Lage von Brose angeht, sprach Geschäftsführer Otto davon, dass auch 2016 „ein gutes Jahr“ gewesen sei. Zwar sei der Umsatzanstieg moderater als davor ausgefallen. Doch habe der Bereich Motoren mit Blick auf innovative Antriebe der Zukunft großes Potenzial. Otto zufolge hat die Brose-Gruppe im vergangenen Jahr 370 Millionen Euro in neue Werke oder in Erweiterungen gesteckt. In Forschung und Entwicklung habe Brose in den vergangenen Jahren 500 Millionen Euro investiert. Dennoch brauche das Unternehmen hier „noch mehr Tempo“, sagte Otto.