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WÜRZBURG
Brillant vorgetragene Melancholie
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 02.04.2019 09:51 Uhr

Anlässlich des 175. Todestag des Dichters Friedrich Hölderlin haben Studierende der „lied!klasse“ der Hochschule für Musik mit ihrem Leiter Alexander Fleischer ein ehrgeiziges Programm zusammengestellt. Innerhalb der Veranstaltungsreihe „Flügelschläge“ im Würzburger Burkardushaus tragen sie Texte des 1770 geborenen Lyrikers vor, die Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts in Töne gesetzt haben.

Das ist Stoff, der neben der musikalischen Herausforderung intensive Gedankenarbeit voraussetzt. Die pietische Erziehung Hölderlins, seine Freundschaft mit Hegel und Schelling, die Begegnung mit Goethe und Schiller haben ihn und seine oft melancholische Lyrik geprägt.

Um die zwei Dutzend Lieder stehen auf dem Programmzettel dieser ergreifend-tönenden Hommage. Fünf Sängerinnen und ein Sänger bringen sie beeindruckend und reif zu Gehör. Melanie Dreher und Elias Wolf haben sich mit der Ode „Abendphantasie“ beschäftigt. Die Sopranistin interpretiert die Komposition des Österreichers Viktor Ullmann, der 1944 in Auschwitz-Birkenau sein Leben lassen musste, der Bariton Elias Wolf trägt Paul Hindemiths (1895-1963) und Hermann Reutters (1900-1985) Versionen dieses Liedes vor. Der Dichter beschreibt darin zunächst die Heimkehr einfacher Leute wie die des Pflügers, des Wanderers, des Schiffers – schöne Träume, Illusionen. Doch das idyllische Bild kippt.

Mit einem „Stachel in der Brust“ vollzieht sich ein Wechsel der Stimmung, die die Komponisten individuell betonen. Wirre Heimatlosigkeit breitet sich aus, bis der Erzähler, auf sich selbst zurückgeworfen, die Besonnenheit des Anfangs wieder findet. Sopranistin Melanie Dreher und Bariton Elias Wolf inszenieren dieses Lied lyrisch, im Mittelteil stürmisch, ja beinahe trotzig. Interpretin und Interpret malen sie wie ein tönendes Bild voller Farbigkeit. Besonders Wolf setzt Akzente mit Gänsehautfeeling, ebenso in dem nahezu ohne Klavierbegleitung „Der Spaziergang“ des Ungarn György Kurtag (geb. 1926). Apropos Klavier: Karina Habuchiya, Alexander Fleischer und Amelie Warner legen einfühlsame, virtuos wirbelnde oder sanfte Tonteppiche unter die metrisch komplizierten Gedichte.

Fast magisch zieht der Mezzosopran von Franziska Bader mit Hanns Eislers (1898-1962) „An die Hoffnung“ in Hölderlins Gedankenflüsse. In gleicher Stimmlage gefallen Katharina Flierl mit ihrem ergreifend vorgetragenen Vortrag von „Geh unter, schöne Sonne“ von Wolfgang Fortner (1907-1987) und Nora Meyer, die Stefan Wolpes (1902-1972) „Hälfte des Lebens“ mit in der Tiefe wunderbaren Stimme erklingen lässt. Zum Ensemble gehört die Sopranistin Sol Lee mit bestens verständlichen Liedzeilen. Komponisten wie Hans Pfitzner (1869-1949) und Peter Cornelius (1824-1874) runden die mit viel Beifall bedachte Andacht ab.

 
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