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GIEBELSTADT
Bombensuche unter dem Asphalt
Probe aufs Exempel: Unter einem 28 Meter langen Testfeld auf der Kreisstraße WÜ 46 vermuten Kampfmittel-Experten Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Ob sie Recht haben, soll die Versuchsgrabung zeigen.
Foto: Gerhard Meissner | Probe aufs Exempel: Unter einem 28 Meter langen Testfeld auf der Kreisstraße WÜ 46 vermuten Kampfmittel-Experten Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Ob sie Recht haben, soll die Versuchsgrabung zeigen.
Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Meissner
 |  aktualisiert: 12.08.2013 17:47 Uhr

Die Bombensuche im Umfeld des Flugplatzes geht weiter. Am Montag rückte der Bagger an, um an einem ersten Testfeld auf der Kreisstraße WÜ 46 zwischen Acholshausen und Giebelstadt den Asphalt aufzubrechen. Am Dienstag wird der Unterbau entfernt und schichtweise in die Tiefe gegraben – dann wird sich weisen, ob an den vorab ermittelten Verdachtspunkten tatsächlich Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg zu finden sind.

Daniel Raabe, Kampfmittelspezialist aus Magdeburg, kennt das Gelände mittlerweile wie seine Westentasche. Seit fünf Jahren ist er in Giebelstadt mit der Suche nach Kriegsaltlasten beschäftigt. Weit über 100 nicht detonierte Fliegerbomben hat er seitdem aus dem Flugplatzgelände und den benachbarten Äckern geholt – jede für sich nach wie vor eine tödliche Gefahr. Auch auf die Fläche, auf der Anfang der 70er Jahre die WÜ 46 gebaut wurde, ging der Bombenhagel nieder; ebenso wie auf die heutige Bundesstraße 19. Wahrscheinlich, dass auch Blindgänger darunter waren. Gefunden hat man bis heute keinen. Jetzt schnallt er wieder das Geschirr um, mit dem der Sensorwagen verbunden ist. An dem Gefährt, ähnlich einer Schubkarre, sind die Sensoren montiert und die GPS-Antenne, die die gemessenen Werte zentimetergenau lokalisiert.

Verschleierte Ergebnisse

Wie berichtet, geht es in den nächsten beiden Wochen darum, ein Verfahren zu finden, das überhaupt in der Lage ist, Blindgänger halbwegs zuverlässig unter dem Asphalt aufzuspüren. Der Schotter im Straßenunterbau und der Asphalt selber verschleiern die Ergebnisse. Manche Verfahren werden dadurch unbrauchbar, andere erreichen nur eine Tiefe von höchstens zwei Metern. Viele der gefundenen Bomben steckten aber mehr als drei Meter tief im Boden. Dass viele Jahre nach dem Krieg noch immer keine zuverlässige Standardmethode vorliegt, erstaunt den Laien. Für Raabe ist dies nicht verwunderlich. Von zu vielen Einflüssen sei der Erfolg der Sondierung abhängig, vom verwendeten Schotter, vom Asphalt, vom Untergrund. Und jedes Mal müsse das Verfahren individuell an diese Bedingungen angepasst werden. Dann ist die Technik fortgeschritten, die Verfahren wurden weiterentwickelt, sind empfindlicher als noch vor einigen Jahren.

Zwei Testfelder

Bis Ende des Monats soll nun also auf den beiden Testfeldern nach Bomben geschürft werden. 104 000 Euro lässt sich der Landkreis den Versuch kosten. Erst nach Abschluss des Tests wird entschieden, ob auch er Rest der Kreisstraße und die Bundesstraße untersucht werden.

Für Bombensucher Daniel Raabe käme ein weiterer Fund einem kleinen Jubiläum gleich. 99 Sprengkörper hat er bisher auf den Äckern außerhalb des Flugplatzes aufgestöbert, es wäre sein 100.

Bombensucher: Kampfmittelspezialist Daniel Raabe mit seinem Messwagen.
Foto: Gerhard Meissner | Bombensucher: Kampfmittelspezialist Daniel Raabe mit seinem Messwagen.
 
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