Beim ersten Blick auf den Besetzungszettel von "Unsere Frauen" ist man irritiert. Spielen doch ausschließlich Männer in der Komödie des französischen Regisseurs und Theaterautors Eric Assous, der im Oktober 2020 im Alter von 64 Jahren überraschend in Paris gestorben ist. Die Frauen sind also abwesend auf der Bühne im Theater Sommerhaus in Winterhausen – und stehen doch im Zentrum der Gespräche, die die drei Freunde Max, Simon und Paul führen.
Das Trio ist seit vielen Jahren miteinander befreundet und hat sich mal wieder für einen Abend zum gemütlichen Kartenspiel verabredet. Gastgeber ist diesmal der allein lebende Radiologe Max (Heiko Schnierer), pünktlich eingetroffen ist der Allgemeinmediziner Paul (Oliver Trahndorff), reichlich verspätet, angetrunken und ziemlich aufgelöst erscheint Simon (Thomas Mangold), der Betreiber einiger exklusiver Friseur-Salons. Simon gesteht den Freunden, im Affekt soeben seine Frau erwürgt zu haben. Sie sollen ihm ein Alibi geben, um ihn vor der Verfolgung durch die Polizei zu schützen. Sofort entbrennt ein Riesen-Streit zwischen den Freunden: Wie weit darf Freundschaft gehen? Muss man einem Mörder helfen? Soll sich Paul der Polizei stellen? Oder soll man ihm zur Flucht verhelfen?
Während Simon nach weiterem Alkoholkonsum ins Koma fällt, eskaliert der Streit zwischen Max und Paul. Die hoch gehaltene Freundschaft bröckelt, die hinter die Small-Talk-Fassaden verdrängten unangenehmen Wahrheiten kommen allmählich ans Licht. Und die drehen sich, natürlich möchte man sagen, um ihre Frauen. Der standhaft allein lebende Max ist todunglücklich über diesen Zustand; zudem drängt seine Partnerin auf eine gemeinsame Wohnung und hat ihm diesbezüglich ein Ultimatum gestellt. Paul, der vermeintlich glückliche Ehemann und Vater zweier Kinder, muss zugeben, dass er weder mit seiner Frau kommuniziert, noch eine Ahnung von den Problemen seiner Töchter hat.
Im schnellen Wortgefecht, in funkelnden, messerscharfen und doch geistreichen Dialogen sezieren die Freunde ihre Beziehungen zu Frauen. Männergespräche, die hinter dem oftmals schwarzhumorigen Wortwitz die seelischen Untiefen offenbaren, die hinter der glänzenden Alltagsfassade schlummern. Mit viel Empathie für die überforderten Männer macht Brigitte Obermeiers Inszenierung das Stück zu einem kurzweiligen Vergnügen über starke Frauen. Auch wenn keine einzige auf der Bühne steht.
Nächste Vorstellungen: 17., 18., 24. und 25. November jeweils 20 Uhr, sowie 12. 19. und 26. November jeweils 19 Uhr. Infos und Reservierung, Tel.: (09333) 9049867, www.theater-sommerhaus.de