
Journalisten sollen nach Möglichkeit nicht selbst Gegenstand der Berichterstattung sein, das lernen Volontäre auch heute noch. Aber es gibt Ausnahmen, und in dieser Woche ist so eine Ausnahme. Denn ab sofort sind in der Lokalredaktion zwei Kollegen nicht mehr mit an Bord, die die lokale Berichterstattung über viele Jahre hinweg mit geprägt haben. Regina Urbon (60) und Ernst Jerg (64) haben die Freistellungsphase ihrer Altersteilzeit angetreten.
Wenn gleich zwei erfahrene Journalisten die Redaktion verlassen, ist das auch für das Team eine Zäsur, hatten sich beide Kollegen doch über die Jahre hinweg in bestimmte Themenfelder eingearbeitet: Ernst Jergs Faible für Großveranstaltungen war über die Redaktion hinaus bekannt. Bis heute erinnert sich Jerg so an die Auftritt von Guns n‘ Roses auf dem Schenkenfeld im Juni 1992, wo der Journalist gemeinsam mit vielen Main-Post-Lesern im Schlamm steckte, nachdem sich Gewitterwolken über dem Konzertplatz entladen hatten. Ernst Jergs Herz schlug zudem für die Schausteller und Marktkaufleute des Kiliani- und des Frühjahrsvolksfestes, außerdem begleitete er viele Jahre den Weihnachtsmarkt.
Ernst Jerg: Erfahrung bei der "Kleinen Zeitung" gesammelt
Begonnen hatte der gebürtige Aschaffenburger seine Journalistenlaufbahn 1984 ganz klassisch mit einem Volontariat, seine erste Redakteursstelle war ab 1986 in Marktheidenfeld. 1987 wechselte er nach Würzburg in eine Aufgabe, an die er sich heute noch gern erinnert: "Die kleine Zeitung". Das war eine redaktionelle Beilage für die Stadt und einige nahe Landkreisgemeinden. Die Arbeit für die Beilage war für den jungen Redakteur zugleich eine gute Gelegenheit, nicht nur für das Geschehen in der Stadt, sondern auch für die Themen im Landkreis Gespür zu entwickeln.
Mitte der 90er Jahre wurde Ernst Jerg dann Mitglied der damaligen Lokalredaktion Würzburg-Stadt – was er bis zu seinem Ausscheiden blieb. Mit dem Wechsel in die Stadtredaktion rückte auch die Kommunalpolitik für ihn stärker in den Fokus, viele Stunden verbrachte er in den Sitzungen des Würzburger Stadtrates.
Regina Urbon: Starker Fokus auf Schul- und Sozialthemen
Letzteres gilt auch für Regina Urbon, deren Name über vielen Artikeln rund um Schul- und Sozialpolitik stand. In diesen Bereichen war sie eine geschätzte Ansprechpartnerin, nicht nur für Vertreter von Politik und Behörden, sondern auch für viele Leser. Nach ihrem Volontariat bei der Heimatzeitung "Bote vom Grabfeld" (Bad Königshofen), Journalistik-Studium und Stationen beim Schweinfurter Volksblatt und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete die gebürtige Mannheimerin ab Ende der 80er Jahre als Redakteurin beim Volksblatt in Würzburg und später in der Lokalredaktion der Main-Post.
Beim Rückblick auf ihre Jahre als Journalistin fallen ihr besonders zwei Begebenheiten ein: eine Spendenaktion von Volksblatt und Main-Post für die Bewohnerin einer durch Gasexplosion zerstörten Wohnung in der Zellerau – mit 12 000 Mark und Sachspenden konnte der Frau damals geholfen werden – und später die Unterstützung für den Betrieb des Nautiland-Bades. Dafür entstand ein Kalender mit Fotos der Main-Post-Fotografin Theresa Müller.
Regina Urbon und Ernst Jerg haben jetzt die Seite gewechselt: Aus Schreibern wurden Leser. Die Redaktion wünscht beiden eine entspannte Lektüre.