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WÜRZBURG
Bischof nimmt Lenssens Rücktritt an
Gisela Schmidt
Gisela Schmidt
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:08 Uhr

Der Bischof hat den altersbedingten Rücktritt von Domkapitular Jürgen Lenssen vom November 2016 angenommen und ihn von allen Pflichten entbunden. Eine Verfügung, nach der Lenssen weiter hätte „liturgisch wirken“ können, hätte Friedhelm Hofmann treffen können, hat das aber nicht getan.

Domkapitular Jürgen Lenssen ist, sowohl innerhalb des Klerus, als auch bei den Gläubigen, ein umstrittener Mann. Die einen schätzen ihn, die anderen mögen ihn nicht. Zu den Erstgenannten gehören diejenigen, die jeden Sonntag um 11.30 Uhr zu „seiner“ Messe in den Dom pilgern. Nach Angaben derjenigen, die regelmäßig hier sind, sind es stets zwischen 500 und 700 Menschen – erstaunlich viele in Zeiten leerer Kirchen.

Dom so voll wie am Heiligen Abend

Am Sonntag, 5. Februar, war die Zahl der Gottesdienstbesucher noch deutlich größer. „So voll ist der Dom sonst nur am Heiligen Abend“, sagt der regelmäßige Besucher der 11.30-Uhr-Messe, Thomas Schmied, „das waren weit über 1000 Menschen“. Grund für den Zustrom: Wie berichtet, hatten Lenssen-Fans Unterschriften dafür gesammelt, dass der 69-Jährige auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand am 10. Mai weiter diesen Gottesdienst halten kann. Im Januar hatte Lenssen von der Kanzel verkündet, dass ihm dies nach seinem 70. Geburtstag und dem damit verbundenen Eintritt in den Ruhestand im Mai 2017 nicht mehr gestattet sei. Auf Nachfrage der Redaktion, wer das entschieden habe, sagt Lenssen: „Der Bischof.“

Die Pro-Lenssen-Initiative sammelte innerhalb kürzester Zeit rund 1000 Unterschriften. Stellvertretend für ihre Mitstreiter baten Ex-Oberbürgermeisterin Pia Beckmann, ihr Mann Klaus Hiltrop und 15 weitere Unterzeichner Bischof Friedhelm Hofmann um einen Gesprächstermin, bei dem auch die Unterschriftenliste überreicht werden sollte. Der Bitte wurde nicht entsprochen, Hofmanns Sekretär teilte am vergangenen Freitag mit, dass für die Angelegenheit Domprobst und Weihbischof Ulrich Boom zuständig sei.

Offener Brief an den Domprobst

Die Hoffnung der Initiative, im Lenssen-Gottesdienst am vergangenen Sonntag werde das Thema angesprochen, erfüllte sich nicht. Also verfassten die Fans des Seelsorgers nach der Messe einen „Offenen Brief“ an Boom: Der Domprobst möge ihnen mitteilen, ob er „eine Fortsetzung des Domgottesdienstes“ mit Jürgen Lenssen auch nach Mai 2017 ermöglichen werde.

Die Redaktion stellte dem Domprobst über Bischofssprecher Bernhard Schweßinger dieselbe Frage. Die Antwort: Der Bischof habe Lenssens Ruhestandsgesuch angenommen. Für den demnächst 70-Jährigen bedeute dies, „wie auch für alle anderen emeritierten Domkapitulare“, dass er „seitens des Domkapitels weiter die Heilige Messe im Dom auf Anfrage feiern“ dürfe. „Wann und wo“ werde das Domkapitel entscheiden“, wenn eine „entsprechende Anfrage“ vorliege. Bislang habe Lenssen aber keine solche gestellt.

Diskussionen vermeiden

Im übrigen habe Lenssen bereits Anfang Januar an Boom geschrieben, dass seine Dienstzeit „mit dem 10. Mai“ beendet sei, „so dass die hiervon betroffene Messe um 11.30 Uhr“, die er „seit dem 8. Oktober 1989 gefeiert“ hat, auch „mit dem 7. Mai endet“.

Im selben Schreiben an den Domprobst habe Lenssen erläutert, dass er den Bischof gefragt habe, ob er 2017 noch zwei Künstlergottesdienste halten dürfe. Nachdem der Bischof das „erst mit dem Domkapitel“ habe besprechen wollen, habe Lenssen, um „Diskussionen zu vermeiden“, „auf diese Gottesdienste“ verzichtet.

Im Gespräch mit der Redaktion bestätigt Lenssen, dass er dem Bischof am 4. November 2016 seine Emeritierung „gemäß den Statuten des Domkapitels“ angetragen hat. „Jedes Domkapitelmitglied soll bei Vollenden des 70. Lebensjahres den Verzicht auf seine Stelle anbieten“. Nachdem Hofmann nun seinen altersbedingten Rücktritt angenommen habe, sei er „von sämtlichen Pflichten entbunden“.

Keine „anderweitigen Verfügungen“

Allerdings heiße es in den Statuten weiter, dass der Bischof, was die „liturgischen Pflichten“ und „Leitungs- und Verwaltungsaufgaben in der Diözese angeht, „anderweitige Verfügungen treffen“ könne. Dies habe Hofmann nicht getan. „Das muss ich akzeptieren“, sagt Lenssen, „das liegt in seinem Ermessen“.

Die Frage, ob er denn gerne weiterhin die sonntägliche 11.30-Uhr-Messe halten würde, stehe „nicht im Raum“, sagt Lenssen. Hofmann habe „keine Präzedenzfälle schaffen“ wollen und er müsse sich „an das halten, was der Bischof sagt“.

Lenssen betont, dass er im Dom zwar bekannt gegeben habe, dass er nach dem 7. Mai die 11.30-Uhr-Messe nicht mehr halten werde. Damit habe er aber „keine Reaktionen auslösen“ wollen. Soweit sie dennoch entstanden seien, sei er „daran in keinster Weise beteiligt“. #

Nägel mit Köpfen gemacht

Hofmann hat derweil Nägel mit Köpfen gemacht. An diesem Dienstag um 16.42 Uhr ging unter der Überschrift „Bischof nimmt Lenssens altersbedingten Rücktritt an“, eine Mitteilung der Pressestelle des Ordinariats in der Redaktion ein. Hofmann danke Lenssen für seine „langjährigen und guten Dienste“, heißt es darin. In der Mitteilung wird das Wirken Lenssens aufgezeigt und auch nicht vergessen, zu erwähnen, dass sein Schaffen „nicht immer unumstritten“ war.

 
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  • R. M.
    Eigentlich sollte die Diözese sich mit wichtigeren Angelegenheiten beschäftigen, als einen Domkapitular mit Ecken und Kanten in den Ruhestand zu "verabschieden"! Seit dem Beginn der Amtszeit des Würzburger Bischofs Hofmann trat immer mehr zu Tage die Diskrepanz in der sakralen Kunst, in der persönlichen Lebensweise und der Vermittlung von Seelsorge wie Gottesdienste im Dom. Die Zahl der Gläubigen hat gezeigt, dass Lensen die richtige Sprache und Botschaft hat, die Friedhelm Hofmann oft vermissen lies. Schade diese Eile vor der Sedisvakanz - hier wäre ein Fingerspitzen-Handeln besser gewesen. Und: wer spricht hier die Unwahrheit im weiteren Verfahren der Gottesdienstbesuche? Die Kirche sollte auch einen "Effant terrible" aushalten können in dieser Zeit der Kirchenaustritte!
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  • B. E.
    teils durchaus verdient ... aber da gab es auch eine Menge Arroganz, Übergehen, Nichtbeachten, Kleinmachen, Bevorzugen, Unachtsamkeit und Verschwendung. Nicht nur manche Gemeinde leidet immer noch darunter.
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  • R. A.
    Alte Männer wollen nicht loslassen.
    Alte Männer sind nicht im Jetzt angekommen.
    Alte Männer leiten eine Institution, die überflüssig ist.
    Alte Männer verwalten ein riesiges Vermögen.
    Mehr ist dazu nicht zu sagen.
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  • T. B.
    hat die Kirche mit Jesus nichts zu tun.
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  • N. S.
    Mehrfach habe ich Herrn DK Lenssen Hilfe bei wirklich wichtigen, für ihn völlig unbekannten Vorgängen (kostenfrei!!!), angeboten. Seine Antwort: NULL.
    Er ist in Franken noch nicht angekommen und wird es auch nie.
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  • G. B.
    Ausgerechnet Bischof Hofmann hofft doch selbst, dass der Papst ihn länger im Dienst lässt, damit er noch ein Jubiläum begehen darf.

    Auszug aus dem Mainpost-Artikel vom 02.02.2017:

    "Bischof Friedhelm Hofmann möchte erst nach dem 17. September in Ruhestand gehen. An diesem Tag feiert er ein besonderes Jubiläum: die Weihe zum Bischof vor 25 Jahren.....Die Altersgrenze für Bischöfe von 75 Jahren erreicht das Würzburger Kirchenoberhaupt aber bereits am 12. Mai.....Bischof Hofmann habe jedoch die Hoffnung, dass dies erst im Umfeld seines Jubiläums geschieht.."
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  • C. W.
    Mich würde interessieren, was Jesus zu so einem Schmierentheater sagen würde.
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  • E. R.
    Er würde sagen: Seht her, die Kirche wickelt sich selbst ab.
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