Tuberkulose ist in Würzburg ein großes Thema. Nicht, weil die Krankheit hier besonders viele Opfer fordern würde. Wohl aber, weil sich von hier aus die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) dem Kampf gegen die Armutskrankheit verschrieben hat.
Seit 1957 setzt sich der als „Deutsches Aussätzigen-Hilfswerk“ in Würzburg gegründete und bekannt gewordene Verein dafür ein, Lepra und Tuberkulose – wie auch andere ausgrenzende Krankheiten – zu bekämpfen und die Forschung auf diesem Gebiet zu unterstützen. Dafür bedankte sich Bürgermeister Adolf Bauer bei der Eröffnung der Ausstellung „Stop-TB!“ in der Kundenhalle der Sparkasse Mainfranken.
Bis zum 8. November sind dort Bilder von international renommierten Fotografen zu sehen. Ihre Aufnahmen dokumentieren das Leid von Patienten aus Ländern wie Indien, Brasilien oder dem Sudan, die sich im Griff der Krankheit befinden. Von erkrankten Kleinkindern bis hin zu Geheilten sind verschiedenste Aspekte rund um das Thema Tuberkulose abgedeckt. Auch die teils maroden Krankenhauseinrichtungen und schlechten medizinischen Verhältnisse sind auf den Exponaten dokumentiert. Informationsplakate geben Aufschluss über die Tuberkulose und ihre resistenten Formen.
Veranstalter sind neben dem DAHW das Missionsärztliche Institut, die Initiative Eine Welt, die Gemeinschaft Sant' Egidio und die Aidsberatung Unterfranken. Die Krankheit sei eine „Geißel“, sagte der Würzburger Tropenmediziner und DAHW-Vizepräsident August Stich. Das häufige Vorkommen der TB sei der Spiegel eines schlechten Gesundheitssystems und ein Appell zu globaler Solidarität mit den Betroffenen.
Eine aussichtslose Situation? Nein. Stich, auch Vorstandsvorsitzender des Missionsärztlichen Institutes, betonte, dass die Krankheit heilbar sei. Das Problem bleibe jedoch, dass durch die unzureichende Behandlung immer mehr Resistenzen gegen die Medikamente aufträten. Laut DAHW führen die unregelmäßige Einnahme der Antibiotika, zu kurze Therapie und auch eine falsche Dosierung zu resistenter Tuberkulose. Die Behandlung solcher Krankheitsformen ist um ein wesentliches teurer und schwieriger.
Allerdings lässt der Kampf gegen die Krankheit auch Erfolge erkennen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte vergangene Woche ihren Tuberkulose-Bericht 2013 vor. Aus ihm geht hervor, dass immer weniger Menschen an der Krankheit sterben. „Qualitativ hochwertige Tuberkulose-Behandlung für Millionen hat die Zahlen nach unten gedrückt“, sagte Mario Raviglione, der WHO-Direktor des weltweiten Tuberkulose-Programms. Im Jahr 2012 seien 8,6 Millionen Menschen erkrankt, 1,3 Millionen starben an Tuberkulose – jeweils 100 000 weniger als im Vorjahr.
Doch es gibt noch viel zu tun. „Bei weitem zu viele Menschen werden von den Behandlungen nicht erfasst. Sie werden nicht diagnostiziert, nicht behandelt oder sie können mit den Informationen, die sie bekommen, nichts anfangen“, sagte Raviglione laut Nachrichtenagentur dpa. Auch müsse man weiterhin multiresistente Tuberkulose-Erreger bekämpfen.
Die DAHW-Präsidentin Gudrun Freifrau von Wiedersperg verdeutlichte, wie schlimm es sei, wenn Patienten weggeschickt werden müssten, um andere nicht zu gefährden. Dann würden zu Hause die Familie und die Verwandten angesteckt. Wiedersperg appellierte, dass die Weltgemeinschaft sich stärker dafür engagieren müsse, die Tuberkulose weiter zurückzutreiben.
Die „Stop-TB!“-Ausstellung – sie wird erstmals in Bayern gezeigt – ist eine Möglichkeit dazu. Sie könnte helfen, auch den Menschen hierzulande die Krankheit zurück ins Gedächtnis rufen.
Vortrag: Am Dienstag, 5. November, spricht Professor Dr. August Stich im Weltladen Würzburg über die tödliche Co-Infektion Tuberkulose und HIV/Aids. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Vortrag in der Plattnerstraße 14 soll Aufschluss darüber geben, was getan werden muss, damit die doppelte Diagnose für Patienten in armen Ländern nicht zum Todesurteil wird.
Tuberkulose (TB)
Die Infektionskrankheit wird von einem Bakterium (Mycobacterium tuberculosis) hervorgerufen. Der Erreger wurde 1882 von Robert Koch entdeckt und ähnelt stark dem der Lepra. Unbehandelt führt eine TB-Erkrankung bei der Hälfte aller Patienten in weniger als zwei Jahren zum Tod. TB ist nach HIV/Aids weltweit die am häufigsten zum Tode führende Infektionskrankheit und die häufigste Todesursache bei Aids-Patienten.
Symptome sind Müdigkeit, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, leichtes Fieber, Stechen in der Brust und Kurzatmigkeit. Auch bei länger anhaltendem Husten besteht TB-Verdacht.
Heilbar ist TB mit Antibiotika in normalerweise sechs bis acht Monaten. Richtig eingenommen, sind sie wirksam und vor allem auch kostengünstig. Die Behandlung einer nicht resistenten TB kostet etwa 50 Euro. QUELLE: DAHW