Die Bierkultur hat es nicht unbedingt leicht in Mainfranken. Zum einen, weil sich mit Oberfranken eine der prominentesten Bierregionen Deutschlands in direkter Nachbarschaft befindet. Zum anderen, weil Mainfranken natürlich hauptsächlich für seinen Wein bekannt ist.
Gibt es dennoch eine Bierkultur im Schatten des Frankenweins? Um diese Frage zu beantworten, haben sich die beiden Autoren Konstantin Meisel und Peter Stahmer auf den Weg gemacht und alle Brauereiausschänke zwischen Steigerwald und Spessart besucht. Im „Bierführer Mainfranken – Eine Liebeserklärung an den Brauereiausschank“ stellen sie das Ergebnis ihrer Recherchen ausführlich vor.
Die Autoren, beide 29, sind gebürtige Würzburger. Konstantin Meisel ist Übersetzer und lebt in Leipzig und Frankreich, Peter Stahmer ist Designer und lebt in Hamburg. Aus Liebe zur Vielfalt und zum Bier haben sie sich vor zwei Jahren entschlossen, die Brauwelt Mainfrankens zu entdecken, die ja stets im Schatten des Weißweins steht. Die beiden haben dabei viele Perlen entdeckt, in denen Enthusiasten wunderbare Biere in Hinterhöfen und Kellern brauen.
„Daraus ein Buch zu machen, war naheliegend, und wir wollten es eigentlich im Selbstverlag herausbringen“, sagt Stahmer. Durch einen Zufall haben sie den Würzburger Verleger Peter Hellmund kennengelernt, der sich spontan für das Projekt begeisterte. Den beiden jungen Autoren geht es weniger um Fakten und Zahlen, sondern darum eine persönliche Reise zu den Brauereien zu vermitteln, die Lust macht, sich selbst auf die Räder zu schwingen und die Vielfalt zu entdecken.
Der ehemalige Regierungspräsident Franz Vogt bezeichnete Unterfranken als einen „von Bier umspülten Bocksbeutel“. Doch das Bierbrauen hat hier eine ebenso lange Tradition wie im übrigen Bayern. In Zeil am Main etwa braut die Privatbrauerei Göller seit 1514 Bier, auch in Würzburg oder Maroldsweisach existiert eine lange Brautradition. Heutzutage brauen 36 Brauereien in Mainfranken (ohne Rhön und Untermain).
Ob alte Familienunternehmen, große Brauereien oder kleine Betriebe im Nebenerwerb, die mit viel Liebe die Bierlandschaft bereichern – die mainfränkische Bierkultur ist reicher und vielfältiger, als man denkt, haben die Autoren erfahren und in ihrem „Bierführer Mainfranken“ dokumentiert. Vorrangig behandelt werden dort Brauereien mit hauseigenem Ausschank.
Die Tour beginnt mit einem „Bärentrunk“ im „Bräustübla“ der Adler Bräu in Stettfeld, die es schon seit 1730 gibt, führt in die Brauerei der Familie Roppelt in Trossenfurt im Steigerwald, in die Ein-Mann-Brauerei Wolf in Rüdenhausen zum Braumeister Karl Wolf, der auch Schnapsbrenner, Bauer und Wirt ist. Vorgestellt wird das kleine Brauhaus Goldene Gans in Würzburg oder die Bräuscheuere in Homburg am Main. Natürlich sind auch die Großen mit dabei, die Würzburger Hofbräu, die Kauzen Brau in Ochsenfurt oder die Brauerei Düll in Krautheim, deren Chef Friedrich Düll Präsident des Bayerischen Brauerbundes ist und ein Grußwort zum Bierführer geschrieben hat.
Das Besondere an der Mainfränkischen Bierkultur ist das Pils. Seit gut 50 Jahren dominiert es die hiesigen Zapfhähne. Ungewöhnlich für bayerische Brauereien, wo Helles oder Vollbier die Hauptrolle spielen. Mainfränkische Pils-Biere heben sich deutlich von den norddeutschen Produkten ab, sie sind geschmacklich weicher und fruchtiger und lange nicht so herb und hopfenbitter.
Im Büchlein werden die Brauereien im Kontext ihrer Umgebung vorgestellt. „Es geht uns darum, Mainfranken aus neuen Blickwinkeln wahrzunehmen, die Heimat neu zu entdecken“, so Meisel. Jede Gegend habe ihre eigene Landschaft, ihren eigenen Dialekt, ihr eigenes Bier. Wer die verschiedenen Brauereien besucht hat, der sieht Mainfranken in neuem Licht, sind die Autoren überzeugt.
Bierführer Mainfranken – Eine Liebeserklärung an den Brauereiausschank; Buchverlag Peter Hellmund Würzburg; ISBN 978-3-939103-68-4