Sie dauerte am Dienstag fast fünf Stunden, war emotional und geprägt von Kampfabstimmungen. In der konstituierenden Sitzung des neugewählten unterfränkischen Bezirkstages standen sich zwei Lager gegenüber: CSU und SPD auf der einen Seite – Grüne, Freie Wähler, AfD, FDP und Linke auf der anderen. Weil SPD-Mann Bernhard Ruß krankheitsbedingt fehlte, kam die „GroKo“ bei 23 Bezirksräten rechnerisch nur auf eine minimale Mehrheit von zwölf Stimmen.
Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel (CSU) bekommt Kontra
Erwin Dotzel (CSU) erhielt bei seiner Wiederwahl als Bezirkstagspräsident gleich einen ordentlichen Dämpfer – und nur 13 Stimmen. Dass er sich mehr erhofft hatte, daraus machte der seit 2007 amtierende Präsident keinen Hehl. Die Grünen hatten kurz vor der geheimen Abstimmung angekündigt, ihn nicht mehr zu wählen. Sie warfen Dotzel Machtspiele und CSU/SPD parteipolitische Manöver sowie eine Missachtung des Wählerwillens vor. Als zweitstärkste Fraktion hatten die Grünen im Vorfeld Ansprüche auf den Posten des Vizepräsidenten angemeldet.
- Standpunkt: Macht Sachpolitik statt Parteipolitik!
CSU und SPD dagegen hatten sich auf eine erneute Kandidatur von Vizepräsidentin Eva Maria Linsenbreder (SPD) verständigt. Sie setzte sich in einer Stichwahl denkbar knapp mit zwölf zu elf Stimmen gegen Grünen-Fraktionsvize Gerhard Müller durch. Er hatte in seiner Vorstellung zur Attacke geblasen: Müller sprach von einer „Anmaßung der SPD, dass eine stark geschwächte Vizepräsidentin, die früher viel Respekt erlangen konnte, die Brücken einreißt und die politische Kultur des Gleichgewichts im Bezirkstag dafür opfert.“
Bezirkstags-Vize Linsenbreder (SPD) nur denkbar knapp wiedergewählt
Die so Kritisierte wirkte nach ihrer knappen Wiederwahl getroffen und erleichtert zugleich. Es gehe nicht nur um das Ergebnis der Bezirkstagswahl vom 14. Oktober, sondern auch um ihre eigene Arbeit als Vize in den vergangenen fünf Jahren, meinte Linsenbreder im Gespräch mit dieser Redaktion. Sie wolle sich weiterhin vor allem im Sozialbereich einsetzen.
Die Bürgermeisterin von Kleinrinderfeld (Lkr. Würzburg) zeigte sich irritiert über die persönlichen Angriffe aus den Reihen der Grünen: „So gehen wir nicht miteinander um.“
Überraschung bei der Wahl einer weiteren Stellvertreterin
Weil CSU/SPD einen entsprechenden Antrag zurückzogen, wurde statt der zunächst geforderten zwei weiteren Stellvertreter des Bezirkstagspräsidenten wie bisher nur einer gewählt.
Überraschend schlugen die Grünen als Kandidatin die FDP-Einzelkämpferin Adelheid Zimmermann (Bad Brückenau) vor, die CSU nominierte ihre Bezirksrätin Karin Renner (Bad Kissingen), die von 2008 bis 2013 bereits Vizepräsidentin war. In der offenen Abstimmung scherte Marion Schäfer-Blake (SPD) aus der GroKo aus, CSU-Frau Renner bekam keine Mehrheit und Zimmermann setzte sich mit zwölf zu elf Stimmen durch.
Grüne: „Wollten nicht als Alibi-Stellvertreter herhalten“
Warum die Grünen nicht zumindest den weiteren Stellvertreter-Posten beansprucht haben? „Nachdem bei der Vize-Wahl die Fraktionsgröße ignoriert wurde, wollten weder wir Grüne noch die Freien Wähler als Alibi-Stellvertreter herhalten“, erklärte Gerhard Müller nach Sitzungsende. Außerdem fühle er sich freier, um im Bezirkstag künftig noch genauer hinzuschauen. Sein Ergebnis in der Kampfkandidatur um den Vize-Posten sieht er dazu als Ansporn und Achtungserfolg.
Durchgesetzt haben CSU und SPD mit ihrer Mini-Mehrheit eine Erweiterung der größeren Bezirkstagsausschüsse von acht auf neun Mitglieder – zum Vorteil der CSU. Weil Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel hier jeweils den Vorsitz führt (mit Ausnahme des Sozialausschusses für Vize Linsenbreder), haben sich beide Parteien eine Mehrheit in diesen Ausschüssen verschafft. Die CSU allein könnte mit der Hälfte der Sitze die Initiativen anderer ausbremsen.
Fraktion nur mit mindestens drei Mitgliedern
Ebenfalls auf Antrag von CSU/SPD – mit Unterstützung der Freien Wähler und Linke – wurde die Mindeststärke für eine Fraktion von zwei auf drei Mitgliedern angehoben. Dies betrifft die AfD mit zwei Bezirksräten, die damit keine Aufwandsentschädigung für Fraktion und deren Vorsitz erhalten.
Wieviel der alte und neue Bezirkstagspräsident an Aufwandsentschädigung erhält, wurde erst auf Antrag von Freien Wählern und Grünen öffentlich beraten und beschlossen: Es sind wie bisher brutto 6095 Euro im Monat.
Vielleicht hat die Mini-GroKo aufs richtige Pferd gesetzt und das Wahlergebnis von heuer war ein temporärer Rückschlag/ beim nächsten Mal gibt es wieder deutlich mehr Stimmen. Dann haben sie alles richtig gemacht und können eine wirklich komfortable Ernte einfahren.
Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass es bei der nächsten Wahl noch "schlimmer" wird. Dann dürfen die GroKoalitionär/innen mit einem stürmischen Wind mitten ins Gesicht rechnen - nach dem Motto: man sieht sich immer zweimal im Leben.
Man darf gespannt sein, was eintreten wird.
Eins aber ist mMn sicher: der Demokratie hat man mit einem solchen Spielchen nicht wirklich einen Gefallen getan/ die Politik(er)verdrossenheit eher weiter beflügelt - denn wer hier nicht die Absicht merkt und ist verstimmt, der merkt wahrscheinlich garnix mehr...
Hallo lieber fischle,
was wollen Sie vermitteln?
Ich lese nur eine Beleidigung nach der anderen.
Aber das scheint in manchen ideologischen, spirituellen Kreisen normaler Umgangston zu sein.
Hoffentlich sind Sie selbst ein Vorzeigedemokrat?
Sie wissen schon,
wer im Glashaus.... oder
wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein usw..
Ich empfehle Ihnen den Kommentar vom Steigerwaelder.
Der trifft den Nagel auf den Kopf.
Gruß
Und wer die Mehrheit eben nicht hat, muss sich damit abfinden - und darf dann nicht beleidigte Leberwurst spielen!
Ich glaube, wenn ich die Kommentare hier so anschaue, wenn die Mehrheitsverhältnisse anders wären, gäbe es die selbe Häme, das gleiche Geschimpfe über CSU und SPD, nur aus anderem Blickwinkel
Sowas kann ich nicht ernst nehmen!
Wenn entgegen dem bisherigen Vorgehen nicht mehr die zweitgrößte Fraktion den Vize Posten erhält, sondern sich die bisherigen an die Macht klammern, ist das also Demokratie?
Wenn die Mindestgrösse für Fraktionen so erhöht wird, dass eine neu hineingewählte Partei gerade doch keine Fraktion mehr ist, ist das also Demokratie?
Es ist das festbeißen an der Macht, was wir hier erleben. Mit dem Bürgerwillen hat das nichts zu tun.
Bitte merken für die Europa und die Kommunalwahl, wie sich SPD und CSU verhalten.
In Mittelfranken, das sich angeblich einer der teuersten bayerischen Bezirkstage leistet, hat eine Nürnberger Regionalzeitung diese Zahlen einmal aufgedröselt. War sicherlich mühsam aber auch aufschlußreich und erklärte manche Ränkespiele hinter den Kulissen. Kann die Mainpost sowas auch? Laut Leseranwalt will die Redaktion doch verstärkt auf offene Fragen ihrer Leser/User eingehen...
Liebe Monopolzeitung: Wie oft tagt der Bezirksrat ? Auch darüber hätte ich gerne eine Antwort. Ich kenne Gemeinden, in denen die Räte für 20 Stunden monatlich 10 Euro bekommen.
Hallo lieber arcus,
was wollen Sie vermitteln?
Sie scheinen demokratisches Handeln anzuzweifeln und Mehrheiten zu ignorieren. Koalitionen sind gerade nach jetziger Wahl erforderlich.
Aber das scheint man in manchen ideologischen, spirituellen Kreisen nicht zu akzeptieren.
Hoffentlich sind Sie selbst ein Vorzeigedemokrat?
Sie wissen schon,
wer im Glashaus.... oder
wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein usw..
Ich empfehle Ihnen den Kommentar vom Steigerwaelder.
Der trifft den Nagel auf den Kopf.
Gruß
Ich kann diese unaufrichtigen und selbst bezogenen "Politiker" nicht mehr sehen. Es kommt einem das Speien!
Mir auch, lieber Hansi13,
aber hierzu reicht mir Ihr geistreicher Kommentar.
Gruß