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Würzburg
Beten und mehr
Bearbeitet von Stefan Pompetzki Pfarrer Jürgen Dolling
 |  aktualisiert: 24.03.2019 02:10 Uhr

Einmal im Jahr schicke ich unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden in die Stadt, damit sie Passanten zu Glaubensthemen befragen. Keine einfache Sache für Vierzehnjährige. Aber meistens überwinden sie Hemmschwellen schnell und machen mit zunehmender Begeisterung Interviews. Was verstehen Sie unter "beten"? Beten Sie, und wenn ja, worum? Sogar den Würzburger Nachtwächter hatten sie im Visier. "Boah, Du schdellsd vielleichd Frachen! Wie soll denn der Nachdwächder beandwordn, was Beden ist?" - der Zungenschlag ist unverkennbar fränkisch. Launig gerät auch die Fortsetzung des Interviews, tiefgründig ist es aber auch: "Wenn's leddsde Stündle gschlache hadd, dann betet man ja normalerweise. Oder auch vorm Esse, ne? Und wann bett ma noch? Naja - wenn ma nei die Kirch nei gädd!" Die Jugendlichen lassen nicht locker, wollen wissen, wie man es selbst mit dem Beten hält. "Manchmal schon. Des is klar. Da häld ma scho mal die Zwiesprache mit dem lieben Gott. Aber der antwortet hald nie. Des is hald des Blöde, ne? Do reddsd und reddsd und der sachd nix! So einseidich. Der könnd ja mal was sach, wenn ma ihn was frachd! Aber der sächd halt nix. Ja, des ist hald schwierich...."
Wahre Worte! Und den Jugendlichen hat's gefallen. Vor allem die offene und direkte Art unseres Nachtwächters. Ein echter Philosoph, unser Nachtwächter, der die richtigen Fragen stellt und Schwierigkeiten benennt. Aber dabei muss es nicht bleiben. Beten bekommt Antworten. Vielleicht nicht immer die, die wir Menschen uns erhoffen. Antworten gibt auch das Leben. In der Passionszeit ist für Christen der Weg Jesu ans Kreuz zentral und erreicht am Karfreitag seinen tiefsten Punkt. Wer glaubt, entdeckt auch an diesem Punkt Gottes Nähe. Das ist schwierig zu verstehen, weil der menschliche Verstand darin nur das Ende erkennt. Aber die Antwort Gottes ist mehr: Sie besteht in seiner persönlichen Präsenz auch an den Grenzen des Lebens und in seiner Liebe, die sogar den Tod überwindet. Und darum macht Beten immer Sinn. Wer betet, sucht Gottes Nähe. Er ist ja auch nur ein Gebet weit entfernt.

Jürgen Dolling, Gemeindepfarrer an der Evang.-Luth. Dekanatskirche St. Stephan in Würzburg.

 
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