Mitte Juni kommen Schulmusik-Ensembles aus ganz Deutschland für drei Tage nach Würzburg: die "Bundesbegegnung Schulen musizieren". Das Festival findet nur alle zwei Jahre in wechselnden Bundesländern statt. Heuer in Bayern kooperiert es sogar mit dem Würzburger Mozartfest. Das macht neugierig auf einen Blick hinter die Kulissen.
Ausrichter ist der Bundesverband Musikunterricht, der die Interessen von Musiklehrkräften an Schulen aller Art vertritt; also alle außer denen, die privat Stunden geben. Im Freistaat existiert auch der Verband bayerischer Schulmusiker. Der hiesige Landesverband des ersteren wird von Würzburg aus geleitet, von Eva Riedel, Musiklehrerin am Matthias- Grünewald-Gymnasium. Weil ihre Interessenvertretung die kleinere der beiden bayerischen ist, sagt sie: "Deswegen sind wir froh, dass mal wieder wir das Festival ausrichten können."
Und zwar vom 15. bis zum 18. Juni. Außer Würzburger Schulen sind Schweinfurter, Marktbreiter und Gemündener vertreten. Dazu kommt aus fast jedem Bundesland ein gastierendes Ensemble. Jede unterfränkische Schulmusikgruppe hat ein Partner-Ensemble aus einem anderen Bundesland zu Gast. "Damit verbindet sich auch die Hoffnung, Bande zu knüpfen und in Zukunft vielleicht Konzerte in der anderen Stadt zu geben", sagt Eva Riedel.
Auftritt auf Bühne am Unteren Markt
Das große Publikum kriegt davon besonders am Freitag- und Samstagnachmittag etwas mit. Denn dann treten die Kinder und Jugendlichen auf der Bühne am Unteren Markt auf. Davor und danach sind die gut 700 Beteiligten auf Achse: Gäste und Gastgeber spielen sich in ihren Partnerschulen vormittags gegenseitig etwas vor oder führen gemeinsam auf, was sie in den vergangenen Monaten geübt haben – teils getrennt geübt, teils in Videokonferenzen; nach dem Abklingen von Corona bleiben die gut erprobten Lockdown-Techniken. An den zwei Haupt-Abenden konzertieren die jungen Leute in der Augustinerkirche und im Großen Saal der Musikhochschule. Wenn schon, denn schon. Schließlich braucht die Begegnung die 750 Plätze in der Hofstallstraße.
Bei alledem geht es nie darum, wer Musiklehrer des Monats wird. Es findet keine "Leistungsschau", so Riedel, statt: "Wir wollen deutlich machen, welchen verbindenden Charakter Musik hat." Man möchte sich begegnen und nicht gegeneinander messen; deswegen sind auch sämtliche Schultypen eingeladen. Dieses offene Konzept machte es manchmal "gar nicht so einfach, die Kolleginnen und Kollegen zur Teilnahme zu motivieren", berichtet die Landesverbandschefin. Auch weil das für alle eine großes Extra-Engagement bedeutet.
Soziale und personal Kompetenzen entwickeln
Musikunterricht fördert andere Kompetenzen als die so genannten Kernfächer, die aber genauso wichtig sind für ein erfolgreiches Leben. Hier geht es darum, sich mit sich selbst über das Ensemble zu identifizieren, sich in das Ensemble zu integrieren, soziale und personale Kompetenzen zu entwickeln, wie es andere Schulfächer nicht immer bieten können. Die Lehrerin hat schon oft erfahren: "Ehemalige sagen mir noch lange nach dem Abi, dass der Unterricht sie für ihr Leben geprägt hat – und wie wichtig die Orchesterfahrt für sie war." Die Interview-Frage "Was ist schmerzlicher zu hören: Mathe ist wichtiger als Musik, oder: Klavierunterricht ist zu teuer" beantwortet sie, ohne eine halbe Sekunde nachdenken zu müssen. Der erste Satz tut ihr mehr weh.
Gut tat hingegen die Unterstützung durch den Freistaat, die Mozartfest-Organisatorinnen und die Würzburger Schulbürgermeisterin Judith Jörg (CSU): "Die hat uns sehr geholfen, indem sie Türen geöffnet hat." Übrigens wird nicht nur Klassik gespielt. Die Jakob-Stoll-Realschulband hat Jungrocker als Partner, außerdem in der Nachbarschaft den Keller Z87 für das allererste Konzert der Bundesbegegnung. Das steigt am Donnerstagabend auf dem Bürgerbräu-Gelände mit Rock und Pop. Riedel schmunzelt: "Die können wir ja schließlich schlecht bei den Augustinern auftreten lassen."