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Würzburg
Bessere Chancen für Jugendliche mit Behinderung
Eine neue Behindertenwerkstätte ensteht in Würzburgs Partnerstadt Mwanza. Hier wird das Erdgeschoss gebaut.
Foto: Tunaweza | Eine neue Behindertenwerkstätte ensteht in Würzburgs Partnerstadt Mwanza. Hier wird das Erdgeschoss gebaut.
Bearbeitet von Michaela Stumpf
 |  aktualisiert: 06.12.2018 02:14 Uhr

Eine neue Behindertenwerkstätte wird  in Würzburgs Partnerstadt Mwanza errichtet. Bereits 2015 hatte der Verein  M.W.A.N.Z.A. beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) erste Voranfragen wegen des Projektes laufen. Schließlich kam die Zusage, dass 75 Prozent der Kosten von ca 130.000 Euro übernommen würden. So konnte der Bau Ende 2017 schließlich begonnen werden, heißt es in einer Pressemitteilung.

Boden für Betonplatte
Foto: Tunaweza | Boden für Betonplatte

Michael Stolz, der Vorsitzender von M.W.A.N.Z.A, erklärt, warum man dieses Vorhaben unterstützt: „Wir haben Tunaweza seit der Gründung 2005 unterstützt. Der Name ist Programm: Wir können das! Und das haben die Gründer auch bewiesen, indem sie für Jugendliche mit Behinderung eine Art Berufsschulprogramm aufgezogen haben. In einem gemieteten Haus ist das geschehen, inzwischen sehr beengt.“

Von links: Leiter von Tunaweza Obadia Kalumbete, zweiter Vorsitzender von M.W.A.N.Z.A. e.V. Helmut Stahl, Stephen Methusela vom Vorstand von Tunaweza erklärt den Baufortgang John Merikion von der Deutschen Botschaft, Daressalam, und verschiedene Bauingenieure.
Foto: Helmut Stahl | Von links: Leiter von Tunaweza Obadia Kalumbete, zweiter Vorsitzender von M.W.A.N.Z.A. e.V. Helmut Stahl, Stephen Methusela vom Vorstand von Tunaweza erklärt den Baufortgang John Merikion von der Deutschen Botschaft, ...

Obadia Kalumbete, Sonderschullehrer und Leiter der Einrichtung, erläutert die Situation in Mwanza: „Bei uns gibt es Sonderschulklassen. Aber es gibt keinen Ort für die jungen Leute, ihre Fähigkeiten und Talente weiter zu entwickeln, entsprechend ihren Möglichkeiten. Deshalb brauchen wir diese beschützte Werkstatt, um ein Berufsschulangebot zu machen, lebenspraktische und soziale Fähigkeiten zu vermitteln. So erhalten sie eine Chance, am Wirtschaftswachstum teilzuhaben und ihre Akzeptanz zu erhöhen.“

Und zur gegenwärtigen Lage sagt er: „Gegenwärtig haben wir ein Haus mit drei Räumen gemietet. Deshalb ist alles räumlich beschränkt, was die Aufnahme von Schülern betrifft, auch was die Mietkosten betrifft. Wir sind immer auf der Verliererseite, da die Miete vom Besitzer willkürlich festgesetzt wird und jederzeit erhöht werden kann, da gibt es keine staatlichen Strukturen.“

Eltern der Tunaweza-Schüler helfen mit beim Mauerbau
Foto: Tunaweza | Eltern der Tunaweza-Schüler helfen mit beim Mauerbau

Obadia Kalumbete verspricht sich folgende Wirkung von dem Neubau: Wenn das Gebäude fertig ist, werde man 80 junge Leute mit Behinderung aufnehmen und ausbilden können. Für je zwei Jahre. Bevorzugt sollen Jugendliche aufgenommen werden, die ihre Primarschulerziehung abgeschlossen haben, also nach der 7. Klasse.

Und so bringt Tunaweza auch seinen Eigenanteil zum Bau auf. Stolz betont Obadia: „Abgesehen von den freiwilligen Leistungen, die für manche Aktivitäten gebraucht werden, haben wir selber die Summe von 16.766 Euro beigetragen, unterstützt von unseren Freunden während der Bauphase." 14 der Jugendlichen haben von Anfang an mitgearbeitet. Sie haben Lohn von der Baufirma wie andere Arbeiter erhalten. Im Ergebnis konnten sie so zum Lebensstandard in ihren Familien beitragen: zur Renovierung vom eigenen Haus, bei der Geflügelzucht oder bei der Möblierung ihres Hauses.

Stahlgerüst: Die Stahlmatten sind verlegt für das Betonieren der Platte für das erste Stockwerk.
Foto: Tunaweza | Stahlgerüst: Die Stahlmatten sind verlegt für das Betonieren der Platte für das erste Stockwerk.

Die Finanzplanung in Würzburg liegt in den Händen von Rainer Beckmann, der als Mittler zwischen Tunaweza und dem Ministerium dient. Immer für ein Quartal überweist er die fälligen Beträge, zu denen der Würzburger Verein auch jeweils 10 Prozent beisteuert. Inzwischen steht der Rohbau im Erdgeschoss, in den vergangenen Tagen wurde die Betonplatte für das erste Obergeschoss eingezogen.

Gerade eben kam er von seinem Besuch in Mwanza zurück, Helmut Stahl, zweiter Vorsitzender des Vereins M.W.A.N.Z.A. Während der Bauzeit kann er bei seinen Besuchen die Fortschritte am Bau fachmännisch mitverfolgen, da er als Architekt in dieser Branche arbeitet:  „Die Baustelle macht auf mich für afrikanische Verhältnisse und die teils archaische Umsetzung einen sehr guten Eindruck, denn alle Arbeiten erfolgen in Handarbeit und ohne Kran- oder Maschineneinsatz. Mein größter Respekt vor dieser Art der Umsetzung. Das ist echt harte Arbeit." Bei der Errichtung der Fundamente erfuhr er selbst, was es heißt, die Eimer mit Beton von Hand zu befördern. Was hier mittels Kran umgesetzt wird, übernehmen dort rund 40 Frauen und Männer. 

Zwei ehemalige Schüler von Tunaweza packen mit an: Godfrey und Mashela
Foto: Tunaweza | Zwei ehemalige Schüler von Tunaweza packen mit an: Godfrey und Mashela

Jetzt im November war auch hoher Besuch aus Daressalam da. Helmut Stahl hat es erlebt: „Ein Vertreter der deutschen Botschaft kam nach Mwanza, der sich beeindruckt über das Konzept und den Baufortschritt gezeigt hat. Auch die örtliche Presse war anwesend und es gab ein Radiointerview.“

Die Eltern der Jugendlichen sind ebenfalls dankbar, dass sich für ihre Kinder neue Perspektiven eröffnen: „Der Vorstand von Tunaweza besteht ja aus Eltern und Betreuern der Jugendlichen, die bei Tunaweza ausgebildet werden. Sie werden dann später die Besitzer des Hauses sein, waren beteiligt bei der Planung, und acht von ihnen arbeiten mit beim Bau“, so Obadia. 

Obadia Kalumbete berichtet Helmut Stahl und John Merikion vom Baufortschritt inmitten von Bauingenieuren
Foto: Helmut Stahl | Obadia Kalumbete berichtet Helmut Stahl und John Merikion vom Baufortschritt inmitten von Bauingenieuren

Der Rotary Club Residenz hat sich dazu entschlossen, den Neubau zu unterstützen, indem er zum Bau der Schneiderabteilung beigetragen hat. „Durch diese 5000 Euro helfen wir mit, dass die jungen Leute später auf eigenen Beinen stehen“, begründet Norbert Klaes das Engagement seines Service-Clubs. „Und im nächsten Jahr werden wir auch noch zur Einrichtung beitragen“, heißt es zum Abschluss der Pressemitteilung.

Eltern der Tunaweza-Schüler helfen mit beim Mauerbau
Foto: Tunaweza | Eltern der Tunaweza-Schüler helfen mit beim Mauerbau
Von links: Obadia Kalumbete aus Mwanza, John Merikion von der Deutschen Botschaft, Helmut Stahl aus Würzburg vor der Baustelle
Foto: Tunaweza | Von links: Obadia Kalumbete aus Mwanza, John Merikion von der Deutschen Botschaft, Helmut Stahl aus Würzburg vor der Baustelle
 
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