Ein Leben ohne Plastik erscheint vielen unmöglich. Lebensmittelverpackungen, Haushaltsgeräte, Kosmetikartikel und vieles mehr enthalten Kunststoff. Dennoch versucht Nadine Schubert auf so viel Plastik wie möglich zu verzichten. Bei einem Vortrag in der Realschule Ochsenfurt erzählt sie den Schülern der zehnten Klassen von ihrem Alltag ohne Plastik.
Durch eine Dokumentation im Fernsehen wurde Nadine Schubert vor drei Jahren erstmals bewusst auf das Thema Schadstoffe in Plastik aufmerksam. Die damals Schwangere interessierte sich sehr dafür, recherchierte weiter und beschloss schließlich, sich und ihre Familie nicht weiter den in Plastik enthaltenen Schadstoffen auszusetzen. Durch den Verzicht darauf schont sie ganz nebenbei auch noch die Umwelt. Denn Kunststoff ist nicht biologisch abbaubar, zerfällt nur nach und nach in kleinste Mikropartikel und gelangt dadurch auch in unsere Körper. Das kann Allergien, Fettleibigkeit und sogar Krebs zur Folge haben. Außerdem sterben täglich Tausende Tiere, die durch die Nahrung Plastik aufnehmen.
Grund genug, sich Gedanken darüber zu machen, wieviel Plastik wir denn tatsächlich in unserem Leben brauchen. „Am Anfang kann man es sich gar nicht vorstellen, auf Plastik zu verzichten. Aber wenn man sich damit beschäftigt, lernt man schnell Alternativen kennen“, so Schubert.
Salz statt Weichspüler
„An vielen Stellen kann man es leichter ersetzen, als man denkt.“ Besonders einfach gehe das vor allem im Bereich des Verpackungsmülls, der das größte Problem sei. Die durchschnittliche Nutzungsdauer einer üblichen Plastiktüte liege beispielsweise bei fünfundzwanzig Minuten, die Lebensdauer hingegen 400 Jahre.
Vorschläge, wie man auf Plastik verzichten kann, gibt Nadine Schubert viele. Die meisten davon sind ohne großen Aufwand in die Tat umzusetzen. So solle man einfach einen Einkaufskorb oder eine Baumwolltasche mitnehmen, statt sich in jedem Laden eine Plastiktüte geben zu lassen. Außerdem könne man seine Getränke in Glasflaschen kaufen oder zur Fleisch– und Käsetheke seine eigene Dose mitnehmen. Andere Sachen sind da schon aufwändiger. So macht sich Nadine Schubert zum Beispiel ihre Putzmittel und auch mehrere Kosmetikprodukte selbst.
Die Zutaten dafür finden sich oft in jeder gewöhnlichen Küche. Aus Essig, Zitronensäure und Sodapulver wird im Handumdrehen ein Putzreiniger. Speisestärke und Heilerde ergeben ein Gesichtspuder und Kokosöl eignet sich gut als Creme und Abschminkmittel. Statt Waschmittel gibt es Efeublätter und ein Teelöffel Tafelsalz ersetzt den Weichspüler. „Manchmal war es schon schwierig, eine passende Alternative zu finden, aber irgendwann hat es mir sogar richtig Spaß gemacht, danach zu suchen und noch mehr Dinge ersetzen zu können“, schildert Schubert.
Geld sparen
Die Schüler interessieren sich vor allem für die alltäglichen Gebrauchsgegenstände, wie Autos, Handys, Waschmaschine und Kühlschrank, die auch aus Plastik sind. Schubert erklärt ihnen, dass sie darauf natürlich nicht komplett verzichten könne. Sie achte jedoch darauf, die Geräte möglichst lange zu benutzen und nicht ständig etwas Neues anzuschaffen. Generell sei sie beim Einkaufen bewusster geworden, lege mehr Wert auf Regionalität und lasse mittlerweile auch viele Dinge reparieren statt sie einfach wegzuwerfen.
Ihr persönliches Umfeld habe relativ locker auf den Sinneswandel reagiert und ihr Mann habe sofort mitgemacht. „Mittlerweile wissen die Leute darüber Bescheid, wie wir leben und wir konnten auch schon Nachahmer animieren“, so Schubert. Der Verzicht auf Plastik sei außerdem nicht nur gesund, sondern spare auch viel Geld. Besonders zeitaufwändig sei es nicht. Vor allem dann nicht, wenn Naturkost– oder Unverpackt–Läden in der Nähe seien.
Insgesamt konnte Nadine Schubert den Plastikmüll ihrer Familie auf gerade einmal zwei Kilogramm pro Jahr reduzieren. Und das meiste davon sei nicht einmal selbst gekauft, sondern geschenkt worden. Zum Vergleich: Im Durchschnitt kommt ein deutscher Bürger auf 117 Kilogramm Plastikmüll pro Jahr.