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Würzburg
Besser als Dalí: Posthume Ausstellung mit Werken von Roland Schaller im Spitäle
Ausstellung des Künstlers Roland Schaller in der VKU Galerie im Spitäle. Links im Bild Mirja Schaller, Tochter des Künstlers Roland Schaller und der 1. Vorsitzende der VKU, Andi Schmitt, bei der Vorbereitung für die posthume Ausstellung des Künstlers Roland Schaller im Spitäle.
Foto: Benjamin Brückner | Ausstellung des Künstlers Roland Schaller in der VKU Galerie im Spitäle. Links im Bild Mirja Schaller, Tochter des Künstlers Roland Schaller und der 1.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 06.02.2023 02:28 Uhr

An diesem Samstag eröffnet die VKU-Galerie eine Ausstellung zum 80-Jährigen des Lohrer Künstlers Roland Schaller. Eine Werkauswahl wie diese Retrospektive hatte er noch selbst geplant, bis er im Herbst 2021 tödlich verunglückte. In der jetzigen Fassung beschränkt sie sich weise auf Bilder mit Bezug zum menschlichen Körper.

Am besten führt die linke Saalwand in Schallers Thema und Methoden ein: 13 Figuren, zusammengesetzt aus Ansichten von Menschen bzw. aus Ansichten menschlicher Gliedmaßen. Das klingt nicht schön und sieht auch nicht so aus. Der Anschein ist überraschend körperlich, und zwar weil Schaller hier vor allem zeichnerisch zu Werke ging. Oft bilden Schraffuren die Grundlagen für Körper – und es ist die Handschrift des Künstlers, sein Zeichenduktus, der direkt in diese Körperlichkeit auf dem Papier einfließt.

Die Technik erinnert an die Radierungen Salvatore Dalís, nur eben nicht als Masche am Fließband runtergerissen, sondern: Bei jedem neuen Ansatz auf dem Blatt bahnte Roland Schaller eine frische Spur in unbekanntes Neuland hinein. Was bei dem berühmten Surrealisten einfach nur zum Abdruck einer Metallplatte wurde, bleibt hier das Leben selbst. Man muss das nicht bewerten, man kann den zweiten Weg zum Beispiel allzu beunruhigend und weniger dekorativ finden.

Ausstellung des Künstlers Roland Schaller in der VKU Galerie im Spitäle. Links im Bild Mirja Schaller, Tochter des Künstlers Roland Schaller und der 1. Vorsitzende der VKU, Andi Schmitt, bei der Vorbereitung für die posthume Ausstellung des Künstlers Roland Schaller im Spitäle.
Foto: Benjamin Brückner | Ausstellung des Künstlers Roland Schaller in der VKU Galerie im Spitäle. Links im Bild Mirja Schaller, Tochter des Künstlers Roland Schaller und der 1.

Die rechte Wand zeigt Arbeiten mit Zeichnungen – weniger dicht ausgeführt als gegenüber – in Verbindung mit Farbflächengemälden. Wieder sind Menschen oder ähnliche Wesen zu sehen, dazu ein schönes Farbgespür bis hin zum Umgang mit Kontrasten. Hier schließt eine dritte Serie an: Auf der Empore hängen verwandte Gemälde, vermehrt und erweitert um die Ästhetik des Spachtelns. Diese Art des Pigmentauftrags hat ja ihre eigene starke Körperlichkeit und setzt somit ein Gegenbeispiel zur eingangs betrachteten Zeichnungsserie.

Baumbilder als Blickfang für alle Passanten

Endlich zur gegenüber liegenden Ausstellungsseite, zur Apsis und damit zum Blickfang für alle Passanten, die die Treppe von der Alten Mainbrücke hinunter kommen. Die zwei Baumbilder schuf Schaller für seine geplante Ausstellung zum 80. Geburtstag in seiner Wahlheimat Lohr. Die sollte den Schwerpunkt Wald haben. In die Würzburger Schau gliedern sich die Ast- und Wurzelverläufe so gut ein, weil hier das zeichnerische Element langsam in eine Maltechnik hinüberwächst.

Neben diesen formalen Aspekten haben die Figuren eine inhaltliche Bedeutung. Das lässt sich spätestens aus einigen Bildtiteln – insbesondere der plastischen Werke – schließen. Oder aus den neun kleinformatigen Drucken, die hieroglyphisch auf so etwas wie Sinn und Gehalt hinweisen. Das Dechiffrieren liegt dann freilich im Auge des Betrachters.

Radierungen, Skulpturen: Schon die bloße Erwähnung zeigt, wie vielseitig der beliebte Lohrer Kunstlehrer mit akademischer Ausbildung in Nürnberg und München gewesen ist. Dass er bei aller Neugier, Experimentierfreude und allem Variantenreichtum seine einheitsstiftenden Lebensthemen hatte, legt die Würzburger Retrospektive nahe. Und dass er kein gar so ernster Grübler war, das deuten fünf kunsthistorische Karikaturen im Spitäle an, die freilich von einem eher schwarzen Humor ihres Urhebers zeugen. Aber gerade das passt ja sehr gut.

Die Ausstellung "Roland Schaller. Retrospektive" ist bis 19. Februar zu sehen. Vernissage ist am Sonntag, 5. Februar, um 11 Uhr.

 
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