"Ich sage immer: Wenn man schon eine Gerichtsverhandlung hat, dann wenigstens auf der richtigen Seite." Marco Scherbaum ist Unternehmer in Würzburg und einer von gut 40 Frauen und Männern, die in den vergangenen fünf Jahren ehrenamtlich als Schöffen an den Strafkammern des Würzburger Landgerichts im Einsatz waren. Landgerichtspräsident Dr. Dietrich Geuder verabschiedete die Laienrichter kürzlich mit einem Empfang und überreichte ihnen ein offizielles Dankschreiben des bayerischen Justizministers Georg Eisenreich.
"Von Totschlag über Raubüberfälle und Wirtschaftsstraftaten war alles dabei", berichtet Marco Scherbaum, der von der Berufung zum Hauptschöffen für die Periode 2014 bis 2018 überrascht wurde. Er war in dieser Zeit einer von rund 60 000 ehrenamtlichen Richtern bundesweit. Das Amt abzulehnen, kam für den Unternehmer nicht in Frage, obwohl es viel Zeit in Anspruch nimmt: "Für mich war es eine Ehre, und ich hatte auch Respekt vor der Verantwortung, an den Urteilen mitzuwirken. Es war unheimlich interessant, die Abläufe bei einem Strafprozess kennenzulernen."
Schöffen sollen eine nichtjuristische Meinung einbringen
Da alle Urteile "Im Namen des Volkes" gesprochen werden, sind juristische Laien als ehrenamtliche Mitglieder von Gerichten in Deutschland nicht nur bei der Strafjustiz ein fester Bestandteil der Rechtsprechung. Ihre Aufgabe ist es, eine nichtjuristische Meinung über die verhandelten Fälle in den Prozess und die Urteilsfindung einzubringen.
"Sie haben eine wichtige staatsbürgerliche Funktion erfüllt und konnten die Sichtweise aus ihrer beruflichen, familiären und allgemeinen Lebenserfahrung einbringen. Damit haben sie die Justiz geerdet und einer einseitigen fachspezifischen Betrachtungsweise entgegengewirkt", betonte der Landgerichtspräsident.
Die Strafprozessordnung stelle hohe Anforderungen an das Verhalten und die Objektivität von Berufsrichtern und Schöffen, so Geuder: Im Rahmen ihrer Tätigkeit sei den Laienrichtern sicherlich bewusst geworden, "dass es sich bei der Strafrechtspflege um eine schwierige Aufgabe handelt, bei der es selten einfache Lösungen gibt und bei der ein grobes Schwarz-Weiß-Denken nicht angebracht ist".
Ehrenamtlich Richter gewannen Einblicke in Justiz aus erster Hand
Die ehrenamtlichen Richter konnten Einblicke aus erster Hand gewinnen und hinter die Kulissen der Strafjustiz schauen: "Ich hoffe, dass ihnen das Amt auch Freude bereitet hat und sie interessante Erfahrungen mitnehmen konnten", sagte Geuder. Durch ihre Tätigkeit haben die Schöffen nach seinen Worten außerdem "zum besseren Verständnis und zu einer besseren Verwurzelung der Justiz in der Bevölkerung beigetragen".
Interessante Erfahrung hat Karen Heußner als Schöffin an den Jugendkammern des Landgerichts gemacht: "Man ist ganz nah dran an den Menschen und an der Gesellschaft", berichtete die Stellvertretende Landrätin des Landkreises Würzburg: "Als Jugendschöffin fand ich es wichtig herauszufinden, was in den Köpfen der Jugendlichen vorgeht. Solche Erfahrungen rücken ein Stück weit die Welt gerade." Diese Erfahrungen will Heußner auch nicht missen: In der neuen Schöffenperiode von 2019 bis 2024 ist sie ehrenamtliche Richterin am Amtsgericht.