Eine bunte Kinderschar bevölkerte das Horbholz bei Custenlohr. Die Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen aus den Grundschulen Uffenheim und Lipprichhausen hatten besondere Unterrichtsstunden: Sie pflanzen den Wald von morgen.
Das Waldgrundstück, das rund einen halben Hektar groß ist, gehört Martin Rückert. Bei der Waldflurbereinigung konnte er es erwerben. Einst wuchs hier ein Fichtenwald, der aber den Trockensommern und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen ist. Die Bäume mussten alle gefällt werden. Zusammen mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth-Uffenheim kam Martin Rückert nun auf die Idee, an dieser Stelle einen Wald von morgen entstehen zu lassen, der dem Klimawandel besser gewachsen ist.
Als Pflanzhelfer hatte er Freunde, Bekannte und mit Franziska Düll, Julia Fink, Abdulrahman Yousif Abdullah und Markus Henninger auch vier Mitglieder des Stadtjugendrates Uffenheim für das Zukunftsprojekt gewinnen können. Bei den Grundschulen Uffenheim und Lipprichhausen stieß er auf offene Ohren, steht doch bei den dritten Klassen das Thema Wald auf dem Lehrplan. Drei Klassen aus Uffenheim und zwei aus Lipprichhausen kamen nun zusammen mit ihren Lehrerinnen und Mitgliedern des Elternbeirats. Mit dabei waren auch stellvertretende Landrätin Ruth Halbritter und Bürgermeister Wolfgang Lampe.
Ausgeklügelte Verteilung der Bäume
Martin Rückert freute sich über die vielen kleinen Helferinnen und Helfer. Zusammen mit den Förstern des AELF hatte er Baumarten ausgesucht, die Trockenheit, Hitze und Stürme besser vertragen als Fichten. Die für die Region passenden klimatauglichen Baumarten bezog er als kleine Bäumchen aus der Baumschule. Bereit zum Pflanzen standen Traubeneichen, Vogelkirschen, Zerreiche, Elsbeeren, Feldahorne oder Hainbuchen. Später sollen am Rand noch Speierlinge, Wildbirnen und Edelkastanien folgen.
Die Schüler pflanzten aber nicht einfach die gerodete Kahlfläche mit Bäumchen voll. Mit einer sehr sorgfältigen Pflanzung mit dem Hohlspaten und durch eine ausgeklügelte Verteilung in sogenannten Nelderrädern wird der Wald vielmehr punktuell mit klimatauglichen Baumarten angereichert. Die Restfläche wird sich mit Naturverjüngung aus heimischen Baumarten wie Eiche oder Douglasie füllen. Jede Klasse kümmerte sich zusammen mit ihrem Pflanzhelfer um ein Nelderrad und pflanzte die Baumarten an mit Stäben gekennzeichneten Stellen.
Schirmherr und Berater der Pflanzaktion ist Christian Kölling, Bereichsleiter Forsten am AELF Fürth-Uffenheim. Mit in das Projekt eingebunden ist auch der frühere Leiter des Uffenheimer Amtes, Ludwig Albrecht. "Wenn wir weiterhin den Wald haben wollen, müssen wir ihn anpassen", betonte Kölling. Deshalb pflanze man auch nicht in Reih und Glied, sondern in Kreisen, einer natürlichen Form.
Ernte- und Schattbäume sollen sich gegenseitig stützen
Pro Nelderrad gebe es Spieler und Trainer, erläuterte Rückert. Andere Begriffe dafür sind Erntebäume und Schattbäume. Sinn des Ganzen ist, bestimmten Spieler-Bäumen, wie den Eichen oder der Vogelkirsche, Trainer-Bäume an die Seite zu stellen, die diesen ein optimales Wachsen ermöglichen. Insgesamt sind es pro Nelderrad 33 Bäume, die zu Beginn auf etwa 14 mal 14 Meter gepflanzt wurden. "Am Anfang herrscht Gedränge", erläutere Kölling. Doch ein Baum werde sich durchsetzen und nach 60 oder 70 Jahren stehe an der Stelle ein großer Baum.
Kölling ermunterte die Schülerinnen und Schüler, regelmäßig zu "ihren" Bäumen zu kommen und das Wachsen und Gedeihen zu beobachten. Dem Waldeigentümer gratulierte er zu dieser zukunftsweisenden Pflanzaktion, die gerade durch die Einbeziehung der beiden Schulen Pilotcharakter bekommt.