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Ochsenfurt
Beschädigte Wahlplakate im Landkreis Würzburg:  Eine neue Dimension des Vandalismus
Reichenbergs Bürgermeister schlägt Alarm. Besonders betroffen sind CSU, SPD und Grüne. Was dagegen unternommen wird und wie es in anderen Gemeinden aussieht.
Eines der vielen beschädigten und zerstörten Wahlplakate von Bündnis 90/Die Grünen in Reichenberg.
Foto: Alois Funke | Eines der vielen beschädigten und zerstörten Wahlplakate von Bündnis 90/Die Grünen in Reichenberg.
Alois Funke
 |  aktualisiert: 07.02.2025 02:35 Uhr

Seit Anfang des Jahres werden immer wieder Wahlplakate beschädigt. In Reichenberg und im ganzen Landkreis Würzburg nimmt die Verwüstung von Plakaten zu. Auch in Würzburg wurden in der Nacht auf Dienstag 50 Wahlplakate beschädigt, die Polizei ermittelt nun. Wie groß ist also das Ausmaß der Zerstörung von Wahlwerbung in den unterschiedlichen Gemeinden? Was wird dagegen unternommen? Und was sagen eigentlich Ortsvorsitzende und Gemeinderäte dazu?

CSU, SPD und Grüne in Reichenberg sind massiv von dem Vandalismus-Problem betroffen

Im Markt Reichenberg wurden in den vergangenen Wochen zahlreiche Plakate beschädigt. Die meisten von ihnen wurden beschmiert, einige aber auch zerrissen und teils vollständig entfernt. Reichenbergs Bürgermeister Stefan Hemmerich bezeichnete die Vorkommnisse bereits als "massives Problem", welches insbesondere die Parteien CSU, SPD und Grüne beträfe. So wurde beispielsweise ein größeres SPD-Banner am Ortseingang entwendet und eine ganze Serie von Grünen-Plakaten teils mit blauer Farbe beschmiert oder zerrissen.

Ein abgerissenes SPD-Wahlplakat wurde ins Gebüsch geworfen.
Foto: Alois Funke | Ein abgerissenes SPD-Wahlplakat wurde ins Gebüsch geworfen.

Andreas Kolb, Ortsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Reichenberg, muss immer häufiger Beschädigungen an den Wahlplakaten seiner Partei feststellen. "Von ungefähr 20 in Reichenberg aufgehängten Plakaten sind circa 16 bis 18 betroffen", sagt der Gemeinderat: "Im Ortsteil Uengershausen waren es nochmal drei bis vier." Das sei eine zeitliche und finanzielle Belastung, auch wenn der Großteil der beschädigten Schilder bereits ausgetauscht worden sei. Zudem stellt Kolb klar: "Von uns werden alle Verwüstungen von Wahlplakaten zur Anzeige gebracht. Dafür sammeln wir gerade die Daten und Bilder im Kreisverband."

Auch bei den anderen Parteien gäbe es die Absicht, sämtliche Verstöße zu ahnden. Besonders das Ausmaß der Plakatzerstörungen sei im Vergleich zu früheren Einzelfällen erheblich gestiegen. "Ich bin seit ungefähr vier Jahren wahlkampftechnisch unterwegs und bisher ließen sich solche Fälle immer an einer Hand abzählen. Auf einmal sind alle drei Parteien in einem neuen Ausmaß davon betroffen, der Kurs ist härter geworden", erklärt der Gemeinderat.

Zerstörung von Wahlplakaten in der Gemeinde Veitshöchheim und im Markt Höchberg

In Veitshöchheim gab es ebenfalls vermehrt Fälle, in denen Wahlwerbungen der einzelnen Parteien mutwillig beschädigt wurden. Gemeinderat Günter Thein erklärt: "Vorgestern sind wieder acht unserer Plakate zerstört worden. Ich mache das jetzt seit fast 30 Jahren und es gibt immer wieder extremere Zeiten, deshalb bin ich da mittlerweile abgestumpft." Angesprochen auf Möglichkeiten, sich gegen den Vandalismus zu wehren, erklärt der Grünen-Ortsvorsitzende: "Das ist immer schwierig, wir melden die Vorfälle aus Statistikzwecken an die Polizei. Ohne Zeugen sind die Taten aber schwer nachvollziehbar."

Ein CSU-Aufsteller liegt im Straßengraben. Die mutwillige Zerstörung von Wahlplakaten wird im Landkreis Würzburg zunehmend zu einem Problem.
Foto: Alois Funke | Ein CSU-Aufsteller liegt im Straßengraben. Die mutwillige Zerstörung von Wahlplakaten wird im Landkreis Würzburg zunehmend zu einem Problem.

Auch Ute Schnapp, Fraktionssprecherin der Veitshöchheimer SPD findet deutliche Worte zu den Vorfällen: "Nach meinem Empfinden ist es dieses Mal insgesamt brutaler. Man plakatiert nach und 48 Stunden später liegen die Schilder schon wieder in den Straßengräben." Die Gemeinderätin beklagt, dass die Respektlosigkeit gegenüber politisch Engagierten immer mehr um sich greife. Anders sieht es im Markt Höchberg aus. Dort seien Wahlplakate nur vereinzelt beschädigt worden, äußert Höchbergs Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Daniela Hartlieb und fügt an: "Mir ist es in Reichenberg aufgefallen, bei uns im Ort blieb es aber bis jetzt im Rahmen."

Ochsenfurt, Randersacker und Sommerhausen sind kaum betroffen

Auch weiter im Süden des Landkreises scheint die Welt für die Wahlkämpfer noch in Ordnung zu sein. Die Ochsenfurter SPD habe kaum Vandalismus feststellen können, sagt Frederik Hellert, der als Schriftführer des SPD-Ortsvereins auch für das Aufhängen der Plakate zuständig ist. "Es wurde vielleicht höchstens mal im Vorbeigehen eine Ecke abgerissen", so Hellert. Dafür lagen die Schwierigkeiten anderswo. "Wegen der Kälte und des Wetters hatten wir zeitweilig Probleme mit dem Kleister."

Auch in Sommerhausen gibt CSU-Gemeinderat Stefan Oehler Entwarnung. "Uns in Sommerhausen ist nichts von beschädigten Wahlplakaten bekannt", sagt er, "aber von den Vorkommnissen in Reichenberg habe ich gelesen, das ist echt schlimm."

"Hier ist es noch absolut in Ordnung", sagt auch der Ortsvorsitzende der CSU in Randersacker, Michael Holl. "Ich glaube ein-, zweimal wurde bei uns ein Schnurrbart gemalt, dabei haben wir knapp 100 Plakate aufgehängt", so Holl. Er erinnere sich jedoch, dass es während der Europawahl 2024 auffällig mehr Vorfälle gegeben habe.

 
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Kommentare
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  • Patricia Pabst
    Sonst wurden fast immer die AfD Plakate zuerstört.
    Die hat aber bis jetzt so gut wie keine Plakate
    aufgehängt. Somit müssen Andere herhalten.
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  • Georg Ries
    Schön ist es doch, dass alle Plakate incl. Kabelbinder nach der Wahl restlos entfernt und entsorgt werden 😀
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  • Walter Stöckl-Manger
    Gemach, gemach, die Plakatumgestalter wollen sich doch einfach nur "ihre Demokratie" zurückholen...
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  • Florian Stenger
    Ich finde in Zeiten von Digitalisierung könnte man Wahlplakate nach und nach abschaffen und den ganzen Flyer Kram. Die Flyer kosten viel Geld und landen bei 90% der Bürger direkt im Abfall. Und Wahlplakate kosten auch nur immense Summen.

    Klar es gibt noch die ältere Generation die nicht so Digital afin ist. Aber Wahlprogramme kann man sich auch auf den Internetseiten der Parteien herunterladen und lesen.
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  • Dietmar Eberth
    Wahlprogramme kommen nicht auf die Wahlplakate. Da stehen nur markige Sprüche wie "Friedrich blockiert" drauf

    "Die Macht der Wahlplakate"
    https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/wahlplakate-psychologie-100.html

    PS: ich brauch die Wahlplakate auch nicht, aber die Parteien sollen selbst entscheiden wie sie Werbung für die Bundestagswahl machen. Stichwort Technologieoffenheit (Wahlplakate, Flyer, Tagespresse, Fernsehen, Internet, Social Media, Veranstaltungen, uvm.)
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  • Felix Habermann
    Abschaffen der Wahlplakate so ein Schmarrn ! ! !
    Ich hab gestern schon geschrieben daß es
    Arbeitsplätze schafft - ich nenne hier nur
    z.B. die Fa. Flyeralarm hier bei uns in der Nähe.

    Und nun zum 2. Abschnitt:
    Es ist nicht nur die ältere Generation die nicht afin ist.
    Auch Jüngere haben manchmal keine Computer
    und können so die Wahlprogramme der Parteien
    nicht herunterladen und lesen.
    Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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  • Florian Stenger
    Digitalisierung ist die Zukunft. Und gerade jüngere Menschen sollten sich mal so langsam mit PC, KI, Digitalisierung auseinandersetzen.

    Und Flyeralarm da würde ich nie im Leben anfangen bei den schlechten Löhnen wo die zahlen, von den Arbeitsbedingungen und Alphatier Fischer ganz zu schweigen.

    Wahlplakate sind Steuerverschwendung und die Spenden wo die Parteien bekommen wären in Sozialen Projekten besser aufgehoben.
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  • Martin Arold
    Fände ich gut. Ein paar Hinweise das am Datum X Wahlen sind würden genügen. Weniger markige Sprüche, weniger Populismus und dafür mehr Inhalt würden der Politik, den Medien und der Gesellschaft gut tun. Und auch inhaltliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit der Parteien untereinander. Freundlichkeit, Respekt und Sachlichkeit, statt übles beschimpfen im Bundestag was niemanden auch nur einen Millimeter weiterbringt.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Ich finde, in Zeiten von Digitalisierung könnte man die Werbungsplakate für Cola oder die neuesten Traktormodelle (manche sprechen hier von SUVs) etc. ebenso wie die Banderolen in Stadien und die Litfaßsäulen-Trikots der Rasenschachspieler nach und nach abschaffen etc. pp....
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  • Martin Deeg
    Über manche Sprüche hier kann man sich nur wundern....

    Leute, die sonst bei jeder Gelegenheit betonen, wie gerne sie mit der "Blaulichtfamilie" kuscheln kapieren offenbar nicht, dass wir hier von Straftaten - Sachbeschädigung, Diebstahl - reden. Straftaten, mit denen sich die Polizei befassen muss und ggf. Staatsanwälte und Richter.
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  • Roland Albert
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Martin Deeg
    Die fundiert-höfliche Anfrage, dass es eines "Strafantrags" bedarf ist leider verschwunden; und - nein:

    "Ein mutmaßlicher Fall von politisch motivierter Kriminalität in München ist geklärt - mit einem Geständnis des Täters. Es geht um zwischenzeitlich verschwundene Bundestagswahlplakate der Satirepartei „Die Partei“, die auch im Münchner Stadtrat vertreten ist. Der Staatsschutz der Polizei nahm Ermittlungen auf."....

    Quelle: SZ, 23.01.2025, "CSU gibt Diebstahl von Wahlplakaten zu"...
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  • Ulrike Schneider
    Glaubt wirklich jemand der Wähler entscheidet auf Grund eines Wahlplakates wo er sein Kreuzchen hinmalt?
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  • Georg Ries
    Ganz sicher!! Wenn er freundlich angelächelt wird und die kühnen Schlagworte liest!!

    Es könnten Spuren von Zynismus enthalten sein 🤪😀
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  • Dietmar Eberth
    Genau sowenig wie sich noch jemand durch die penetrante Werbung im Fernsehen und Internet beeinflussen läßt?

    "Die Macht der Wahlplakate"
    https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/wahlplakate-psychologie-100.html
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  • Frank Duckstein
    Wer nicht plakatiert, ist leider in den Augen der Bürger nicht vorhanden. Sogar bei den eigenen Mitgliedern.
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  • Walter Stöckl-Manger
    Und was folgt daraus bzgl. des hier verhandelten Themas. Und jetzt besser gaaanz vorsichtig mit der eventuellen Antwort.
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  • Kerstin Celina
    Ist eigentlich allen hier bewusst, dass die Plakate von meistens ehrenamtlich engagierten Menschen, nach ihrer Arbeit und auf Kosten von Familie und Freizeit aufgehängt werden? Die oft noch zig Stunden im Jahre für Demokratie und Gemeindearbeit aufwenden? Manchen hier scheint es auch ziemlich egal zu sein, wie der öffentliche Raum dann aussieht - wir ALLE fühlen uns nicht wohl in einem Umgebung, die verhüllt, zerstört und verschmutzt aussieht. Und deswegen kann es uns ALLEN (!) nicht egal sein, dass in unseren Gemeinden vor Ort, Plakate zerstört werden.
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  • Roland Albert
    Wer wird dazu genötigt?
    Jeder ist seines Glückes Schmied
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  • Dietmar Eberth
    Das ist die richtige Einstellung zum Engagement und Ehrenamt. Nur so kommt Deutschland aus der Krise?
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