Nach wie vor ist das Kfz-Gewerbe beliebt bei der Jugend, die einen Ausbildungsplatz sucht: Ein stattliches Bild ergab sich denn auch, als Manfred Zentgraf vom Prüfungsausschuss der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Unterfranken die 312 Lehrlinge bat, sich von ihren Plätzen in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) zu erheben und sie von ihren Pflichten aus der Zeit ihrer Ausbildung als Kfz-Mechatroniker freisprach. Am Ende der Freisprechungsfeier überreichten er und Obermeister Roland Hoier jedem von ihnen, darunter auch acht junge Frauen, persönlich die Gesellenbriefe.
Ihnen gemeinsam ist, dass sie eine dreieinhalbjährige Ausbildung in Betrieb und Schule erfolgreich hinter sich gebracht haben und nun vor dem Eintritt in ihr Berufsleben stehen. Die Zukunftsängste der Freigesprochenen dürften sich jedoch in Grenzen halten: „Wir haben wahnsinnigen Bedarf an jungen Gesellen“, stellte Sylvia Gerl, Geschäftsführerin der Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kraftfahrzeuggewerbe (BFC), in ihrer Festrede fest und versicherte: „Sie werden nicht nur gebraucht, Sie werden händeringend gesucht.“ Auch im Kfz-Handwerk ist der Fachkräftemangel deutlich zu spüren, auch wenn zuletzt die Ausbildungszahlen wieder leicht angestiegen sind.
Gleichzeitig steht die Branche vor einem Umbruch, der häufig in dem Schlagwort „Service 4.0“ zusammengefasst wird. „Unsere automobile Welt verändert sich“, fasste Gerl zusammen. Nicht nur, dass heute Autobauer wie Volvo, Land Rover oder Jaguar von chinesischen oder indischen Konzernen geführt werden oder Apple dabei ist, ein „Handy auf Rädern“, das iCar, zu entwickeln, auch die beiden „Megatrends“ Digitalisierung und Elektrifizierung werden die Branchen verändern, ist sie sich sicher. Aber: „Auch diese Fahrzeuge, ganz egal wie sie aussehen werden, benötigen früher oder später eine Wartung oder Reparatur.“ Die Erfolgsgeschichte des Autos sei noch lange nicht zu Ende.
Auch für den Arbeitsalltag bedeutet dies Veränderungen: Viele Kfz-Betriebe befinden sich schon heute auf dem Weg zur „vernetzten Werkstatt“: Online-Terminvereinbarung oder Online-Diagnose sind schon heute zum Teil möglich. Was bei Computern seit langem möglich ist, könnte es zudem schon bald auch bei Autos geben: Fernwartung und Ferndiagnose. Der Kunde betritt zunächst einmal überhaupt gar keine Werkstatt, sondern der Mechatroniker greift per Internet auf das Fahrzeug zu und versucht, das Problem zu erfassen und unter Umständen sogar zu lösen.
Für Gerl wachsen damit aber auch die Anforderungen an die Mechatroniker: Es genüge heute nicht mehr, als Jugendlicher gerne „gebastelt und geschraubt“ zu haben. Lebenslanges Lernen gehöre in einer der innovativsten Branchen Deutschlands unbedingt dazu.
Nur gut, dass sich auch die Zeit der Ausbildung geändert hat: War vor hundert Jahren der Lehrling noch ein Teil der Familie des Lehrmeisters und ganz ohne Lohn dem Dienstherrn zum Gehorsam verpflichtet, so steht ihm heute ein vielfältiges Berufsfeld offen: Vom Servicetechniker und Meister, der Übernahme eines Betriebes bis zu einer Weiterqualifizierung zum Kfz-Betriebswirt oder dem Automobilökonomen erstreckt sich das Spektrum der Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Prüfungsbesten und wo sie ausgebildet wurden
Die Prüfungsbesten erhielten Urkunden und den Förderpreis der Ehrenobermeister-Josef-Pfister-Stiftung, die Ausbildungsbetriebe der drei Besten den Ausbildungspreis 2018:
System- und Hochvolttechnik: 1. Platz Philipp Seubert, Waldbrunn (Mercedes-Benz Vertrieb GmbH, Würzburg), 2. Platz Tobias Bogacki, Dittelbrunn (Autohaus Keller, Veitshöchheim), 3. Platz Christoph Lindwurm, Dittelbrunn (Mezger GmbH, Schweinfurt).
Pkw: 1. Platz Stephan Weippert, Dettelbach (Autohaus Rhein Schweinfurt), 2. Platz Jonas Ramackers, Lohr (Autohaus Peter Grampp, Lohr), 3. Platz Tim Kempe aus Röthlein (Autohaus Rhein Schweinfurt);
Lkw: 1. Platz Niclas Richter, Bad Kissingen (Stadt Bad Kissingen), 2. Platz Moritz Schmidt, Schlüsselfeld (Autohof Strohofer, Geiselwind), 3. Platz Sebastian Loos, Dingolshausen (Oswald Kleinhenz GmbH, Gerolzhofen). ca